Netzinfrastruktur

Telekom investiert 30 Mrd. Euro in Glasfaser

Die Telekom will bis 2030 rund 30 Mrd. Euro in Glasfaser hierzulande gesteckt haben. Sie bietet Open Access an, bleibt selbst aber bei der Anmiete von Netzen der Wettbewerber zurückhaltend.

Telekom investiert 30 Mrd. Euro in Glasfaser

Telekom investiert 30 Mrd. Euro in Glasfaser

Bonner Konzern setzt auf Infrastrukturwettbewerb und bleibt bei Netzmiete von Konkurrenten zurückhaltend

hei Frankfurt

Die Deutsche Telekom will die Schlagzahl von mindestens 2,5 Millionen neuen Glasfaseranschlüssen auch im kommenden Jahr beibehalten und damit insgesamt Ende 2024 für 10 Millionen Haushalte diesen modernen Internetzugang bereitstellen. Deutschlandchef Srini Gopalan sagte auf dem Netzetag des Konzerns in Bonn, bis 2030 würden insgesamt 30 Mrd. Euro an Glasfaserinvestitionen der Telekom geflossen sein. Von den derzeit mehr als 5,5 Mrd. Euro, die das Unternehmen jährlich hierzulande investiert, wird Gopalan zufolge die Hälfte für den Glasfaserausbau ausgegeben. Die T-Aktie, die seit Jahresbeginn bisher 16% zugelegt hat, kam auf Xetra am Dienstag nicht von der Stelle.

„Scheindebatte“

Um ihr Ziel einer flächendeckenden Versorgung aller 41 Millionen Haushalte in Deutschland bis 2030 zu erreichen, setzt der Konzern auch weiterhin auf Kooperationen. 2023 sei ein Drittel des Ausbaus mit Partnern in Kommunen erreicht worden. Allerdings unterstrich der Deutschlandvorstand ebenfalls, dass die Telekom weiterhin auf „Infrastrukturwettbewerb“ setze. Die Beschwerden von Wettbewerbern über einen „Überbau“ ihrer Glasfaserinfrastruktur durch die Telekom nannte er eine „Scheindebatte“. Es gehe aktuell um 2% aller neuen Anschlüsse. Von 11.000 Kommunen seien 93 betroffen. Auch die Telekom werde überbaut und müsse dies hinnehmen.

Während die Telekom bis Jahresende insgesamt 8 Millionen Haushalte mit Glasfaser bis ins Gebäude versorgt haben will, ist die Zahl der Kunden, die bisher tatsächlich einen solchen Anschluss gebucht haben, noch relativ überschaubar. Derzeit sind es 970.000, Gopalan hofft, dass unter dem neuen Privatkundenchef Wolfgang Metze zur Jahreswende noch die Million geknackt wird.

Für Rendite in Ordnung

Er unterstrich indes, dass die „Auslastung“ für die „Renditekalkulation“ der Telekom derzeit in Ordnung gehe. Außerdem verzeichne das Unternehmen eine sprunghafte Nachfrage, so dass die relative sogenannte Take-up Rate auch bei hoher Ausbaugeschwindigkeit steigen sollte. Als Grund dafür, dass bei der Telekom nur 13% bis 15% der Glasfaseranschlüsse auch gebucht sind – im Vergleich zu 30% und mehr bei Wettbewerbern – nannte Gopalan vor allem den flächendeckenden Ausbau. „Wir picken keine Rosinen heraus, wir investieren in der Stadt ebenso wie auf dem Land. Und wir bauen ohne Vorvermarktung“, betonte er. In den Städten ist die Take-up Rate demnach durchweg geringer. Die Telekom bekenne sich zu Open Acess, also dem diskriminierungsfreien Zugang für Wettbewerber zum eigenen Netz, erklärte Gopalan ebenfalls.

Obwohl der Konzern wiederholt gefordert hatte, Zugang zu fremden Netzen müsse auch für die Telekom gelten, in Regionen, wo sie nicht ausbaut, zeigte sich der Manager beim sogenannten „Wholebuy“ zurückhaltend. Er verwies beispielhaft auf eine Vereinbarung mit Wilhelm.tel, ließ aber durchblicken, dass eine Wholebuy-Vereinbarung sich für die Telekom bisher in den meisten Fällen als nicht vorteilhaft herausgestellt habe. Konditionen der Wettbewerber und „Renditegesichtspunkte“ hätten einen Vertragsabschluss oft verhindert, so Gopalan.

Gegenteilige Strategie

Während zahlreiche lokale und auch überregionale Anbieter wie unter anderem auch die Deutsche Glasfaser darauf gesetzt hatten, ihr eigenes Netz in ländlichen Gebieten an die Telekom vermieten zu können, verfolgt der Bonner Riese mit dem vereinzelten Überbau eher eine gegenteilige Strategie. Grundsätzlich sind die Renditen auf die eigene Infrastruktur deutlich höher als im Falle eines Wholebuy, bei dem die Telekom lediglich Service-Provider wäre.

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