Halbjahresbilanz

Telekom kämpft mit hartem Wettbewerb im Heimatmarkt

Obwohl die Telekom ihre Jahresziele leicht angehoben hat, ging die T-Aktie am Donnerstag um bis zu 6% in die Knie. Die Geschäfte des Konzerns in den USA laufen weiter prächtig, allerdings findet der Vorstand kein Mittel gegen die Schwäche des Breitbandsegments im Heimatmarkt.

Telekom kämpft mit hartem Wettbewerb im Heimatmarkt

Telekom kämpft mit hartem Wettbewerb

Konzern hebt wegen starkem US-Geschäft Prognose an – Probleme im heimischen Breitbandmarkt belasten

hei Frankfurt

Obwohl die Telekom ihre Jahresziele leicht angehoben hat, ging die T-Aktie am Donnerstag um bis zu 6% in die Knie. Die Geschäfte des Konzerns in den USA laufen weiter prächtig, allerdings findet der Vorstand kein Mittel gegen die Schwäche des Breitbandsegments im Heimatmarkt.

Die Deutsche Telekom hebt nach dem ersten Halbjahr ihre Jahresziele bei den wichtigsten Kennziffern erneut an und rechnet nun mit einem bereinigten operativen Ergebnis nach Leasingkosten (bereinigtes Ebitda AL) von mehr als 45 Mrd. Euro. Der Free Cashflow AL soll bei mehr als 20 Mrd. Euro landen. Beides sind rund 50 Mill. Euro mehr als zuvor erwartet. Sie folgt damit dem nunmehr seit Jahren üblichen Muster, dass jeweils eine Prognoseerhöhung der wichtigen US-Tochter vorausgeht, die mittlerweile für ziemlich genau zwei Drittel vom operativen Konzernergebnis steht. Der Anteil von T-Mobile US, an der die Telekom aktuell 52,1% hält, dürfte künftig tendenziell noch wachsen, denn die Ergebnisdynamik des Mobilfunkbetreibers ist deutlich höher als im deutschen Heimatmarkt, der zweitwichtigsten Säule des Dax-Schwergewichts.

Während das bereinigtes Ebitda AL in den USA auf organischer Basis im ersten Halbjahr um 6% angestiegen ist, kam das Segment Deutschland um 2,1% voran. Die Umsätze gingen im zweiten Quartal wie schon im Vorquartal um 1,3% zurück, wobei die Telekom auf einen positiven Sondereffekt im Vorjahr aufgrund der Fußball-Europameisterschaft hinweist. Bei den Nettokundenzuwächsen kann der Konzern im Glasfasergeschäft weiter zulegen, wobei die Schlagzahl in etwa den vorausgegangenen Quartalen entspricht. Dagegen beschleunigt sich im Breitbandmarkt der negative Trend. Schon im vergangenen Jahr musste die Telekom kontinuierlich sinkende Zahlen bei den Nettoneuzuwächsen vermelden, im laufenden Jahr weitet sich netto ein Rückgang aus. Daher gelang bei den Umsätzen aus dem Segment zwar von April bis Juni ein Plus von 2,7%, weil Kunden höherwertige Tarife buchten, im Vorjahr hatte der Anstieg allerdings noch bei 4% gelegen.

„Für alle herausfordernd“

Vorstandschef Tim Höttges bezeichnete im Pressegespräch die „aktuelle Performance im klassischen Breitbandgeschäft“ als „für alle herausfordernd“. Hier will die Telekom besser werden, hat allerdings in den vergangenen Quartalen mit ihren Maßnahmen noch nicht punkten können. Seit dem 1. März hat Rodrigo Diehl die Führung des Deutschlandgeschäfts von Srini Gopalan übernommen, der zu T-Mobile US gewechselt ist. Scharfen Wettbewerb bereitet dem Bonner Riesen vor allem der angeschlagene Konkurrent Vodafone, der mit preisaggressiven Angeboten Marktanteile zurückgewinnen will.

Die Telekom unterstellt bei ihrer Jahresprognose weiterhin einen Dollarkurs von 1,08 für den Euro. Tatsächlich hat die Dollarschwäche aufgrund der großen Bedeutung der US-Tochter einen entsprechend gravierenden Einfluss auf die Ergebnisentwicklung. Finanzvorstand Christian Illek wies daraufhin, dass sich der berichtete Konzernumsatz im zweiten Quartal nur um 1% erhöht habe, angesichts eines mindernden Einflusses aus veränderten Wechselkursen von rund 944 Mill. Euro. Die Service-Erlöse fielen deshalb um 789 Mill. Euro niedriger aus, das bereinigte Ebitda AL legte 1,7% zu, Wechselkurseffekte beliefen sich hier auf 369 Mill. Euro, so Illek. Der Free Cashflow sank um 6,7% auf 4,9 Mrd. Euro. Grund war hier auch ein geringerer operativer Mittelzufluss. Weil im Startquartal jedoch ein Anstieg um 52,4% verzeichnet wurde, bleibt im Halbjahr insgesamt noch immer ein Anstieg des Free Cashflow um 17,8%.

Gewinn stagniert

Unterm Strich trat die Telekom beim bereinigten Konzernüberschuss im Quartal bei 2,5 Mrd. Euro praktisch auf der Stelle (+1,1%). Im Halbjahr steht ein Plus von 4,9% zu Buche, weil die Gewinndynamik von Januar bis März höher war. Analysten bemängelten in einer ersten Reaktion die Schwäche im Deutschlandgeschäft. UBS-Experte Polo Tang, der die T-Aktie mit einem Kursziel von 35,40 Euro zum Kauf empfiehlt, gab sich aber insgesamt optimistisch. Mittelfristig könne die Telekom wohl mit einem Anstieg des Gewinns je Aktie und des freien Barmittelzuflusses um 5 bis 10% rechnen, etwa wegen geringerer US-Steuern oder wegen der deutschen Konjunkturprogramme.