Telekom und Nvidia ziehen neues Rechenzentrum hoch
Telekom und Nvidia ziehen neues Rechenzentrum hoch
Telekom und Nvidia ziehen neues Rechenzentrum hoch
Investition von 1 Mrd. Euro – SAP stellt Cloud-Infrastruktur – Kapazitäten in Deutschland gemessen am BIP im europäischen Mittelfeld
Die Deutsche Telekom investiert zusammen mit dem US-Technologiekonzern Nvidia 1 Mrd. Euro in den Bau eines Rechenzentrums in München. Das Projekt soll dazu beitragen, den wachsenden Bedarf an Computerleistung mit heimischen Cloud-Kapazitäten abzubilden.
hei Frankfurt
Deutsche Telekom und Nvidia planen gemeinsam den Bau eines neuen Rechenzentrums (RZ) in Deutschland, das eine Kapazität von 10.000 Hochleistungschips (Central Processing Unit, CPU) haben und mit dem Standort München der Wirtschaft rund um die bayerische Metropole zu Gute kommen soll. Die Investitionskosten belaufen sich dem Vernehmen nach auf 1 Mrd. Euro. Details wollen die Unternehmen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am nächsten Dienstag in Berlin nennen.
Betrieb in deutscher Hand
Wie weiter kolportiert wird, stellt SAP ihre Cloud-Infrastruktur-Plattform sowie die Entwicklungssoftware BTP für das geplante Rechenzentrum zur Verfügung, während die Telekom als Betreiberin fungiert. Damit werde dafür gesorgt, dass der Betrieb in deutscher Hand in einem europäischen Rechtsrahmen erfolge. Mit diesen Voraussetzungen soll das Projekt dazu beitragen, die digitale Souveränität Deutschlands zu stärken. Es gehe darum, unter anderem eine sichere Cloudumgebung etwa für die Öffentliche Hand oder die Verteidigungsindustrie zu schaffen.
Rückzieher von Google
Hierzulande weist bisher Frankfurt die höchste Anzahl an Rechenzentren auf, gefolgt von Berlin-Brandenburg und dem Rheinland, wo Microsoft Investitionen von 3,2 Mrd. Euro an mehreren Standorten angekündigt hat. Dagegen hatte Google einen geplanten Bau in Mittenwalde bei Berlin im Juli auf Eis gelegt, „nach gründlicher Prüfung der Machbarkeit, der allgemeinen Marktentwicklung und unserer geschäftlichen Prioritäten“. Insgesamt sind in Deutschland dem IT-Verband Bitkom zufolge im vergangenen Jahr rund 2,9 Mrd. Euro in den RZ-Bau (Gebäude und Gebäudetechnik) geflossen, während gut 10 Mrd. Euro an IT-Hardware installiert wurden.
Das Projekt von sogenannten KI-Gigafactories, über das die EU bis Ende 2025 entscheiden will, um an fünf Standorten in Europa Rechenzentren zu bauen, die KI-Entwicklungen unterstützen können, wird unterdessen von Branchenkennern in Zweifel gezogen. Grund ist Skepsis, ob ein derartiger Bedarf an Computing-Kapazitäten besteht. Bisher soll es indes Bewerbungen aus 16 Mitgliedsstaaten geben.
Nvidia-CEO Jensen Huang, der neben Telekom-Vorstandschef Tim Höttges in Berlin erwartet wird, ebenso wie SAP-Vorstandsvorsitzender Christian Klein und Digitalminister Karsten Wildberger, hatte kritisiert, dass Deutschland beim Ausbau von Rechenzentrumskapazitäten für KI-geeignete Computeranwendungen zu langsam vorankomme.
Auch der Bitkom weist in einer aktuellen Studie darauf hin, dass die größte Volkswirtschaft bei den RZ-Kapazitäten relativ zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur im europäischen Mittelfeld liege. Besonders groß ist der Abstand allerdings gegenüber den führenden Ländern USA und China, „wo jedes Jahr zwei- bis dreimal so viele Kapazitäten neu zugebaut werden, wie in Deutschland überhaupt installiert sind“, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Der deutsche Server-Bestand machte 2024 laut dem Verband 2,5% der weltweit installierten Basis aus, 2015 waren es noch 3,5%. Damit verliere das Land an Boden.
Hindernisse
Während eine zuverlässige Stromversorgung hierzulande prinzipiell als Standortvorteil gilt, ebenso wie die Anbindung an den weltgrößten Internetknoten DE-CIX in Frankfurt, werden die Strompreise von Investoren indes als erheblicher Nachteil hervorgehoben, zumal der Verbrauch stark wachsen dürfte. 2024 wurde der Energiebedarf für RZ auf knapp 20 Milliarden Kilowattstunden (kWh) geschätzt. Dieser soll bis 2030 auf über 30 Milliarden kWh ansteigen. Neben den üblichen Klagen über bürokratische Genehmigungsprozesse und Fachkräftemangel, bemängelt die Branche auch eine Überregulierung durch anspruchsvolle Vorgaben zur Abwärmenutzung, die das Energieeffizienzgesetz festlegt.
