Telekommunikation

Telekom will in den USA früher ans Ziel

Die Deutsche Telekom hebt nach guten Geschäften im ersten Halbjahr dies- und jenseits des Atlantiks die operative Ertragsprognose um 400 Mill. Euro an. Auch beim bereinigten Ergebnis je Aktie – dem Maßstab für die Dividende – will der Konzern das ursprüngliche Jahresziel übertreffen.

Telekom will in den USA früher ans Ziel

hei Frankfurt

In einem konjunkturell durch Energiekrise und Inflation eingetrübten Umfeld strotzt die Deutsche Telekom vor Zuversicht. Die Geschäfte in den USA sowie im deutschen Heimatmarkt laufen besser als erwartet, so dass der Konzern nun im operativen Geschäft vor Abschreibungen (bereinigtes EbitdaAL) mit 37 Mrd. Euro rechnet. Ursprünglich waren 36,5 Mrd. Euro avisiert worden. Nach dem ersten Quartal hatte die Telekom bereits einmal 100 Mill. Euro draufgepackt. Die T-Aktie zeigte sich indes kaum beeindruckt.

Insbesondere bei der US-Tochter brummt das Geschäft ungebrochen. Sie erzielte von April bis Juni bei Neukunden den stärksten Zuwachs in einem Quartal in der Unternehmensgeschichte, wie Finanzvorstand Christian Illek in einer Telefonkonferenz hervorhob. Daher erhöhten sich die werthaltigen Service-Erlöse um 5,7 %. Das bereinigte EbitdaAL wird weiterhin durch die Rückführung des Endgeräte-Leasings belastet. Korrigiert um diesen Faktor steigerte T-MobileUS das operative Ergebnis um 10,4 %.

Konsolidierung ade

Konzernchef Tim Höttges bekräftigte daher, das Erreichen der Mehrheit „ist unser wichtigstes strategisches Ziel“. Er geht davon aus, dass die Telekom „dieses Ziel deutlich früher erreichen wird“ als Ende 2024. Bis dahin will der Bonner Konzern die Mehrheit in jedem Fall sicherstellen, weil dann die Aktionärsvereinbarung mit Softbank ausläuft, die der Telekom die unternehmerische Führung sichert. Der Manager, der lange Zeit unermüdlich für eine Konsolidierung in Europa geworben hat, rückte unterdessen von dieser Agenda ab. Es fehle am „Willen“ der Beteiligten, und die Hürden durch nationale Interessen und die Kartellbehörden seien zu hoch.

Im Berichtsquartal lief es für die Telekom in fast allen Geschäftsfeldern rund, so dass das bereinigte Ebitda AL in der Gruppe um 5 % auf 9,9 Mrd. Euro vorankam, der Umsatz kletterte überproportional um 5,9 % auf 28,2 Mrd. Euro. Illek hob die Erfolge bei der Neukundengewinnung im Heimatmarkt hervor sowie die Migration der Kunden in höherwertige Verträge. Dies trug dazu bei, dass sich die Service-Umsätze im Festnetz um 1,4 % erhöhten, im Mobilfunk lag das Plus mit 2,6 % über den eigenen Erwartungen. Im Ergebnis legte das Segment Deutschland um 3,1 % zu. Das Segment Europa erzielte trotz Sondersteuer in Ungarn mit +4,5 % einen noch höheren Ergebniszuwachs. Bei T-Systems, die beim Umsatz weiterhin auf der Stelle tritt, führten Kostensenkungen zu einem operativen Ertragsplus von 14 %.

Während der bereinigte Konzernüberschuss um 15,7 % auf 2,45 Mrd. Euro zulegte, fiel das tatsächliche Ergebnis unterm Strich wegen der Integrationsaufwendungen in den USA im Vorjahresvergleich um mehr als ein Fünftel zurück. Der Free CashflowAL trat im zweiten Quartal auf der Stelle. Hier wirkte sich die Dividendenausschüttung über 3,2 Mrd. Euro sowie die Dollar-Stärke aus, die das Finanzergebnis belastete.

Dollarstärke belastet

Die Umrechnung von Dollar-Verbindlichkeiten machte Illek zufolge allein 4,5 Mrd. Euro bei den Schulden aus. Überdies hat die Telekom ihren Anteil an T-Mobile US um 1,7 Prozentpunkte auf 48,4 % ausgebaut. Die zinstragenden Nettofinanzschulden sind so gegenüber Ende März um 8,2 Mrd. Euro auf 106,2 Mrd. Euro angeschwollen. Bei der „Entschuldung“ sieht sich die Telekom dennoch im Plan. Bis Ende 2024 sollen die Nettofinanzverbindlichkeiten inklusive Leasing einen Faktor von 2,25 bis 2,75 des bereinigten Ebitda nicht mehr überschreiten. Der Verkauf des Minderheitsanteils an der Funkturmgesellschaft für 10,7 Mrd. Euro senkt diesen Faktor allerdings gerade mal um 0,1 Stellen. Auf Halbjahressicht hat die Telekom ihren Free Cashflow AL bereits um 22 % vorangebracht und bekräftigt ihr Jahresziel von mehr als 10 Mrd. Euro. Der bereinigte Konzernüberschuss kletterte um satte 41,3 % bzw. je Aktie um 34,3 %. Illek stellte deshalb in Aussicht, dass die Telekom hier die Prognose von 1,25 Euro je Aktie „wahrscheinlich schlagen“ werde. Damit dürfen die Aktionäre auch mit einer kräftigen Dividendenanhebung rechnen; denn der Konzern orientiert seine Ausschüttungspolitik seit einiger Zeit an der Entwicklung des bereinigten Gewinns je Aktie. Konkrete Aussagen zur Dividende ließ sich der Vorstand dennoch nicht entlocken.

Deutsche Telekom (1. Halbjahr)
2022 2021
in Mill. EuroUmsatzEbitda *UmsatzEbitda *
Deutschland12 0594 81511 8444 659
USA36 67312 50933 12611 444
Europa5 4511 9615 5511 940
T-Systems2 0011552 021134
Group Development1 1155191 563634
Verwaltung1 220−1851 296−105
*) bereinigt after LeasesBörsen-Zeitung
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.