Telekommunikation

Telekom wird optimistischer

Die Deutsche Telekom nimmt den Schwung aus dem US-Geschäft mit und legt bei ihren Jahreszielen noch eine kleine Schippe drauf. Es sei ein starker Start ins neue Jahr gewesen, freut sich CFO Christian Illek bei der Vorstellung der Quartalszahlen. Der „Themenkomplex Inflation“ beschäftige den Konzern derweil massiv.

Telekom wird optimistischer

kro Frankfurt

Die Deutsche Telekom blickt angesichts des kräftigen Rückenwinds aus dem US-Geschäft mit etwas mehr Zuversicht auf das laufende Jahr. „Die Amerikaner realisieren Synergien in den USA schneller und haben deshalb ihre Prognose sowohl für das Core-Ebitda als auch für den Free Cashflow und das Kundenwachstum erhöht. Diesen Effekt ziehen wir für den Konzern nach“, sagte Finanzvorstand Christian Illek bei der Vorstellung der Geschäftszahlen des Dax-Unternehmens zum ersten Quartal. So soll der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sowie nach Leasingkosten (Ebitda AL) nun bei über 36,6 Mrd. Euro landen.

Zuvor hatte der Konzern noch einen Wert von rund 36,5 Mrd. Euro angepeilt, was auf vergleichbarer Basis, also ohne das verkaufte Geschäft in den Niederlanden und die Reduzierung des Endgeräte-Leasings bei der US-Tochter, bereits einem Plus von 5 % entsprechen würde. Der Free Cashflow soll anstatt bei „rund“ 10 Mrd. Euro jetzt auf „über“ 10 Mrd. Euro steigen, nach 8,8 Mrd. Euro im vergangenen Jahr.

An der Börse verhalfen die leicht angepassten Ziele sowie über den Erwartungen liegende Kennziffern für Umsatz, Ergebnis, Gewinn und Cashflow der Telekom zu einem Platz im vorderen Dax-Mittelfeld. Der Aktienkurs legte in der Spitze um rund 2 % auf 18,26 Euro zu − so viel hatte das Papier Anfang September 2021 gekostet. Vor dem Hintergrund der jüngsten Kurszuwächse, mit denen die Telekom nunmehr nahezu im Einklang mit der Branche bewertet werde, senkte Metzler-Analyst Holger Schmidt seine Einstufung für die Aktie von „Buy“ auf „Hold“.

Barclays-Analyst Simon Coles wies seinerseits darauf hin, dass vor den Bonnern noch kein anderes europäisches Telekommunikationsunternehmen in diesem Quartal den Ausblick angehoben habe. Anderen Händlern zufolge sei der Schritt aber auch nicht überraschend gekommen. Die US-Tochter T-Mobile US, die im Jahr 2020 mit dem kleineren Rivalen Sprint fusionierte und an der die Telekom ihren Anteil Mitte April auf 48,4 % aufgestockt hatte, erweist sich für die Bonner nach wie vor als Zugpferd, das im Gesamtkonzern mittlerweile gut 64 % vom Geschäft ausmacht (siehe Grafik). „In Kürze“ will sich die Telekom hier denn auch die Kontrollmehrheit sichern, hatte CEO Tim Höttges unlängst erklärt.

Schnelles Internet benötigt

Im ersten Quartal zählte das Segment 1,3 Millionen neue Vertragskunden im Mobilfunk, womit die Gesamtkundenzahl Ende März bei 109,5 Millionen lag. Im Gesamtjahr rechnet T-Mobile US mittlerweile mit einer Spanne von Nettoneuzugängen bei den Vertragskunden von 5,3 bis 5,8 Millionen − das entspricht einer Erhöhung des ursprünglichen Ziels von 300000 an beiden Enden. Die Geschäfte laufen in den Staaten derzeit vor allem im Bereich Highspeed-Internet rund. Insbesondere in den ländlichen Gebieten machen die Kunden verstärkt davon Gebrauch und ersetzen ihre Festnetzanschlüsse durch Mobilfunkverbindungen. Mit 984000 Verträgen ist die Kundenbasis in dem Bereich fast fünfmal so hoch wie ein Jahr zuvor.

Auch bei den errechneten Synergien aus dem Zusammenschluss mit Sprint hatte T-Mobile US Ende April noch mal eine Schippe draufgelegt und statt 5,0 bis 5,3 nun Kostenvorteile von 5,2 bis 5,4 Mrd. Dollar (bis zu 5,2 Mrd. Euro) in Aussicht gestellt.

Mit Blick auf die Anfang Mai in den USA eingeleitete Zinswende und deren weitere Folgen für die Telekom gab Finanzchef Illek Entwarnung: Zwar stehe das US-Geschäft für 85% der Zinsaufwendungen, allerdings sei die Finanzierung dort zu 100% fix, also den steigenden Zinsen nicht ausgesetzt. Die durchschnittliche Laufzeit der Verträge liege bei zehn Jahren. In Europa gebe es bei 55 % der Finanzierung feste Zinssätze, wobei die durchschnittliche Laufzeit hier bei sieben Jahren liege. „Wir erwarten auf Basis der Prognosen, wie der Zins sich entwickelt, im Geschäft ohne die US und im variablen Teil einen niedrigen zweistelligen negativen Impact“, sagte Illek.

Gegen die steigenden Energiekosten sichert sich die Telekom zudem mit Preissicherungsgeschäften ab. „Wir haben insgesamt Energiekosten von 1,5 Mrd. im Konzern – die Hälfte kommen aus dem US-Geschäft“, erläutert Illek. „Da sind die Energiepreise etwa zu zwei Dritteln über viele Jahre gehedgt.“ Allerdings sei der Anstieg der Energiekosten in den USA bei weitem nicht so groß wie in Europa, wo der größte Anteil auf Deutschland entfällt. Hier habe man ebenfalls mehrjährige Sicherungsgeschäfte abgeschlossen, die in diesem Jahr rund 90% des gesamten Volumens ausmachten. Hilfreich ist laut Illek zudem, dass die Telekom den Strompreisanstieg durch das Auslaufen der EEG-Umlage kompensieren könne.

Deutsche Telekom
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20222021
Konzernumsatz28 02326 390
 Anteil Ausland (%)7776
 Serviceumsatz22 28720 257
Ebitda bereinigt11 43610 698
Ebitda AL bereinigt9 8739 245
Konzernüberschuss *2 2381 201
Free Cashflow AL3 7812 585
Nettoschulden135 947129 530
Investitionen 7 17312 272
*) bereinigt, nach MinderheitenBörsen-Zeitung
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