Telekom-Konsolidierung

Frankreichs Telekombranche träumt von Konsolidierung

Bei Altice France steht die Restrukturierung eines Schuldenbergs an. Dies befeuert Spekulationen über den Verkauf einer Tochter – und damit eine Konsolidierung der französischen Telekombranche.

Frankreichs Telekombranche träumt von Konsolidierung

Die ungeliebte Nummer vier

Konsolidierung unter französischen Telekomanbietern – Weg frei für Verkauf von SFR

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von Gesche Wüpper, Paris

Frankreichs Telekomanbieter träumen von einer Konsolidierung der Branche. Das grüne Licht der französischen Justiz zur Restrukturierung des 24 Mrd. Euro hohen Schuldenbergs von Altice France hat jetzt entsprechende Spekulationen erneut angefacht. Denn das Urteil macht den Weg für einen Verkauf der Altice-Tochter SFR frei, dem zweitgrößten Telekomanbieter des Landes vor Orange. Zwar dementiert Altice offiziell, SFR verkaufen zu wollen. Doch laut Informationen der französischen Presse arbeiten die Wettbewerber Bouygues Telecom, Free (Iliad) und Orange schon seit Wochen an Plänen für eine Übernahme.

Gerade die alteingesessenen Akteure wünschen, nur noch zu dritt zu sein – so wie vor 13 Jahren. Danach hatte Free (Iliad) die Branche mit seinem Markteintritt als viertem Mobilfunkanbieter Anfang 2012 kräftig durcheinander gewirbelt. Die Gruppe von Xavier Niel, die davor bereits günstige Internetboxen angeboten hatte, hatte damals einen Preiskampf ausgelöst. Gleichzeitig liefen den drei alteingesessenen Anbietern Orange (damals noch unter dem Namen France Télécom bekannt), SFR und Bouygues Telecom die Kunden weg. Auch heute noch gilt der französische Telekommarkt als heiß umkämpft.

Notwendige Voraussetzung

Wenn man den Kuchen in drei statt vier Teile schneide, müsste jedes Stück normalerweise etwas größer sein, kommentierte Bouygues-Chef Olivier Roussat bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse eine mögliche Konsolidierung.

„Wir denken, dass eine Konsolidierung notwendig ist, in Frankreich genau wie in Europa“, sagte Orange-Chefin Christel Heydemann. Grundvoraussetzung dafür sei jedoch die finanzielle Genesung von Altice France und SFR. Bevor das im Februar mit den Gläubigern ausgehandelte Abkommen nicht umgesetzt ist, kann der Verkaufsprozess nicht beginnen. Das Abkommen sieht vor, dass Gläubiger wie Blackrock, Pimco und Fidelity der Altice France Schulden in Höhe von 8,6 Mrd. Euro erlassen und dafür 45% des Kapitals übernehmen. „Das ist ein Prozess, der abgeschlossen werden muss, weil es sich selbstverständlich um ein Schlüsselelement für den Weg von SFR handelt“, sagte Heydemann.

Gemeinsames Angebot

Die finanzielle Restrukturierung von Altice France könnte im Herbst abgeschlossen werden, heißt es in Paris. Die Gewerkschaften haben jedoch angedroht, Berufung gegen die Entscheidung des Wirtschaftsgerichts einlegen zu wollen. Ohnehin dürfte der mögliche Verkauf von SFR komplex werden. Denn alleine kann keiner der drei heimischen Wettbewerber den Anbieter übernehmen, da sie sonst das Veto der Wettbewerbshüter fürchten müssten. SFR kam mit 25,7 Millionen Kunden zuletzt auf einen Jahresumsatz von 10,1 Mrd. Euro.

Bouygues Telecom, Free und Orange müssen sich also jetzt auf ein gemeinsames Angebot verständigen und aushandeln, wie sie SFR unter sich aufteilen wollen. Ein schwieriges Unterfangen, das in der Vergangenheit bereits manchen Konsolidierungsversuch hat scheitern lassen. Nach Angaben von Orange-Chefin Heydemann haben bereits Vorgespräch zwischen den drei Anbietern stattgefunden.

Ausländische Interessenten

Auch im Ausland weckt SFR offenbar Begehrlichkeiten — bei Investmentfonds und bei Akteuren aus dem Mittleren Osten wie Emirates Telecommunications. SFR könnte inklusive Schulden laut Bloomberg mit bis zu 30 Mrd. Euro bewertet werden, laut BFM TV mit 23 Mrd. Euro.

Vor elf Jahren hatte Altice-Numericable SFR von Vivendi für insgesamt 17 Mrd. Euro übernommen. Die französische Regierung hat bereits angedeutet, dass sie sehr wachsam sein werde, was Angebote aus dem Ausland für SFR und mögliche Preiserhöhungen angehe. Immerhin gehört die Telekommunikation zu den strategisch unerlässlichen Branchen. Der französische Kartellhüter wiederum hat durchklingen lassen, dass er eine mögliche Konsolidierung nicht per se ablehnt. Wenn eine solche Operation gemeldet werden sollte, werde die Behörde sie sich anschauen ohne wie vor neun Jahren auf ihren Standpunkten zu beharren, sagte der Chef der Wettbewerbsaufsicht Benoît Coeuré kürzlich der Wirtschaftszeitung „Les Echos“.

Nach Abschluss der Restrukturierung ihrer Schulden könnte Altice France ihre Telekomtochter SFR verkaufen. Heimische Wettbewerber haben ein Auge auf SFR geworfen, um die Branche zu konsolidieren. Sie könnten ein gemeinsames Angebot abgeben. Doch auch im Ausland weckt das Unternehmen Begehrlichkeiten.