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Tennet-Milliardendeal geht auf die Zielgerade

Mit 22 Mrd. Euro inklusive Schulde wird das deutsche Stromnetz des staatlichen niederländischen Übertragungsnetzbetreibers Tennet bewertet. Schon bald will die Bundesregierung die seit zwei Jahren verhandelte Transaktion über die Bühne bringen.

Tennet-Milliardendeal geht auf die Zielgerade

Tennet-Milliardendeal auf der Zielgeraden

cru/Bloomberg Frankfurt/Berlin

Die Bundesregierung steht nach jahrelangen Verhandlungen möglicherweise kurz vor dem Kauf des deutschen Stromnetzes vom staatlichen niederländischen Übertragungsnetzbetreiber Tennet Holding. Eine Vereinbarung in diesem Jahr sei sehr wahrscheinlich, erklärte der Konzern in seinem am Montag veröffentlichten Geschäftsbericht. Einzelheiten der Transaktion könnten in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Aus Finanzkreisen werden die Chancen, dass dieser Zeitplan sich erhärtet auf "fünfzig zu fünfzig" eingeschätzt. Auf niederländischer Seite sind ABN Amro und Deutsche Bank engagiert. Auf deutscher Seite agiert KfW-CEO Stefan Wintels mit der Citigroup.

Der Kauf hatte sich im Oktober nicht mehr vor den Wahlen in den Niederlanden umsetzen lassen. Zuletzt hatte sich auf deutscher Seite dann auch die Finanzierung des Milliardendeals erschwert, weil das Bundesverfassungsgericht der Bundesregierung die Umwidmung von Corona-Mitteln in den Klimafonds untersagt hatte. Nun könnte die Finanzierung der Transaktion über die Staatsbank KfW mit Mitteln aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds erfolgen. Die Unternehmensbewertung könnte sich auf rund 22 Mrd. bis 24 Mrd. Euro belaufen, wovon rund 8 Mrd. Euro auf das Eigenkapital und 14 Mrd. bis 16 Mrd. Euro auf die übernommenen Schulden entfallen.

Dritte Stromautobahn des Bundes

Der Bund ist über die KfW bereits an den Übertragungsbetreibern 50Hertz und TransnetBW beteiligt. Die Energiewende, die Deutschland von russischem Gas unabhängig machen und den Windstrom von der Küste zu den Fabriken im Süden bringen soll, braucht schnelle Milliardeninvestitionen in das Übertragungsnetz. Das ist auch der Knackpunkt in den Verhandlungen mit Tennet. Der Konzern hat 2023 laut Mitteilung vom Montag mit 7,7 Mrd. Euro die Investitionen in den Netzausbau um 70% gegenüber dem Vorjahr erhöht. Davon entfielen 4,8 Mrd. Euro auf Deutschland. Das Unternehmen plant einen Anstieg auf mindestens 10 Mrd. Euro pro Jahr. Der zehnjährige Investitionsplan bis 2033 beläuft sich auf 160 Mrd. Euro. Laut CEO Manon van Beek führt die zunehmende Elektrifizierung "zu einer stark wachsenden Nachfrage" nach Übertragungskapazität. "Tennet setzt alles daran, die Netzkapazität zu erweitern, indem wir uns intensiv auf die schnelle Umsetzung des wachsenden Investitionsportfolios mit Hunderten von Projekten konzentrieren", sagte van Beek. "Unser Fokus liegt auf Bauen, Bauen, Bauen.“

Bewertung des Übertragungsnetzbetreibers inklusive Schulden bei 22 Mrd. Euro

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