Tesco tritt in China kürzer

Britischer Metro-Rivale gibt Märkte an Joint Venture - Minderheitsbeteiligung

Tesco tritt in China kürzer

ste London – Der weltweit drittgrößte Einzelhandelskonzern Tesco baut anderthalb Jahre nach der ersten Gewinnwarnung seit zwei Dekaden sein Auslandsengagement weiter ab. Wie der Metro-Rivale am Freitag mitteilte, wurde mit dem zweitgrößten Supermarktbetreiber in China, China Resources Entreprise (CRE), ein Gemeinschaftsunternehmen vereinbart, an dem sich die Briten mit 20 % beteiligen wollen. Vereint werden sollen knapp 3 000 Hyper- und Supermärkte, die die CRE-Kette Vanguard in China und Hongkong betreibt, sowie 131 Tesco-Märkte. Kapital schonenDie geplante Partnerschaft baue auf einer Reihe erfolgreicher Joint Ventures von CRE mit anderen multinationalen Konzernen auf, erklärte Tesco. Die Briten wollen sich auf profitables Wachstum in schneller wachsenden, weniger ausgereiften Auslandsmärkten konzentrieren, zugleich aber das Kapital effizienter einsetzen. Im vergangenen Jahr hatte Tesco sich nach neun Jahren von dem verlustträchtigen Geschäft in Japan verabschiedet, im April wurde die Aufgabe der US-Supermarktkette Fresh & Easy verkündet.Gelockt von der Aussicht auf eine schnell wachsende Mittelschicht hatten ausländische Handelsunternehmen in den vergangenen Jahren ihre Präsenz in China verstärkt. Doch fehlende Kenntnisse, etwa beim Aufbau nachhaltiger Beziehungen zu Zulieferbetrieben, haben die Perspektiven verblassen lassen. Der Metro-Konzern kündigte Anfang des Jahres den Rückzug aus dem Elektronikmärkte-Geschäft in China an, die amerikanische Baumarktkette Home Depot teilte bereits 2012 mit, ihre sieben Hyper-Märkte in China zu schließen, und auch der weltgrößte Handelskonzern, Wal-Mart, kann Medienberichten zufolge frühere Wachstumsraten nicht mehr halten.Mit einem Anteil von 11 % liegt das US-Unternehmen etwa gleichauf mit der staatlichen CRE an zweiter Stelle in Chinas Hyper- und Supermarktsektor. An der Spitze rangiert Sun Art Retail, ein Joint Venture des taiwanesischen Ruentex-Konglomerats und der französischen Groupe Auchan mit knapp 14 %. Der Tesco-Konzern, der in den vergangenen fünf Jahren seine Präsenz von 56 auf 131 Märkte mehr als verdoppelte, nun aber wegen Verlusten die Bremse zieht, kommt Zahlen von Euromonitor zufolge auf einen Anteil von 2,4 %.An der Londoner Börse legte Tesco um 1,6 % auf 375 Pence stärker zu als der Gesamtmarkt. Unter der Regie des seit 2011 amtierenden Vorstandschefs Philip Clarke hat der Konzern die jahrelange Expansion im Ausland gestoppt. Im Zuge der ersten Gewinnwarnung seit 20 Jahren, die im Januar 2012 rund 5 Mrd. Pfund Börsenwert auslöschte, stemmt sich Tesco mit einer milliardenschweren Investitionsinitiative gegen weitere Marktanteilsverluste in Großbritannien. Im Heimatmarkt erwirtschaftet der Konzern rund zwei Drittel seines Umsatzes und Gewinns. Am Montag sollte in Watford nördlich von London ein neues Hypermarkt-Konzept vorgestellt werden, das die Grundlage für die 50 größten Tesco-Märkte auf der Insel sein könnte. Kein Käufer für Fresh & EasyEinen Käufer für seine 2007 erworbene, verlustträchtige US-Kette Fresh & Easy hat Tesco derweil noch nicht gefunden. Wahrscheinlich sei eine Schließung, führte die “Financial Times” am Freitag zwei Quellen an. Das jüngste Geschäftsjahresergebnis hatte eine Abschreibung auf Fresh & Easy von 1,2 Mrd. Pfund belastet (vgl. BZ vom 18. April).