Herber Gewinnrückgang

Tesla enttäuscht vor Abstimmung über Musks Vergütung

Elon Musk wirbt mit ambitionierten Robotik- und KI-Zielen um die Unterstützung der Aktionäre für seine geplante Rekord-Vergütung. Die Gewinnentwicklung im Automobilgeschäft fällt allerdings enttäuschend aus.

Tesla enttäuscht vor Abstimmung über Musks Vergütung

Tesla enttäuscht vor Abstimmung über Musks Vergütung

xaw New York

Enttäuschende Quartalszahlen verkomplizieren bei Tesla vor der Abstimmung über ein Rekord-Vergütungspaket für CEO Elon Musk die Situation. Der Nettogewinn des E-Autobauers sackte im abgelaufenen Viertel gegenüber dem Vorjahr um 37% auf 1,37 Mrd. Dollar ab, dies entsprach einem bereinigten Gewinn von 50 Cent pro Aktie – Analysten hatten im Konsens 57 Cent erwartet. Nach dem Rechnungslegungsstandard GAAP, der Aufwendungen für aktienbasierte Vergütungen und Wertveränderungen des Krypto-Portfolios herausrechnet, blieben sogar nur 39 Cent pro Anteil hängen.

Rekordhoher Absatz

Der operative Gewinn brach dabei um 40% auf 1,62 Mrd. Dollar, obwohl Tesla erlösseitig ein Rekordquartal hinlegte. Das Musk-Unternehmen lieferte im dritten Quartal 497.099 Fahrzeuge aus und damit so viele wie noch nie, der Umsatz legte um 12% auf 28,1 Mrd. Dollar zu. Dabei profitierte Tesla stark davon, dass US-Steuergutschriften auf die Anschaffung von Elektroautos aus dem Inflation Reduction Act von Ex-Präsident Joe Biden Ende September ausliefen und viele Käufer vorher noch schnell zuschlugen.

Elon Musk muss bei Tesla einen erneuten Gewinnrückgang verkraften.
Elon Musk muss bei Tesla einen erneuten Gewinnrückgang verkraften.
picture alliance / empics | Kirsty Wigglesworth

Über die kommenden Monate wird der Hersteller aus Austin nun zeigen müssen, ob er diesen Absatzschwung aufrecht erhalten kann. Bei Analysten herrschen diesbezüglich angesichts eines Wegfalls staatlicher Subventionen für nachhaltige Antriebe unter US-Präsident Donald Trump starke Zweifel. Auch die überaltete Produktpalette von Tesla sorgt bei Investoren für Frust und die Sorge, dass es dem Unternehmen schwer fallen wird, neue Kunden anzuziehen. Die Aktie gab im nachbörslichen New Yorker Handel am Mittwoch zeitweise um rund 4% nach.

Enttäuschung um neue Modelle

Nachdem Musk über Jahre neue Modelle für den Massenmarkt in Aussicht gestellt hatte, präsentierte Tesla zu Monatsbeginn günstigere Varianten des SUV Model und der Limousine Model 3. Diese sollen allerdings nur 5.000 Dollar weniger kosten als die bestehenden Versionen und damit effektiv teurer sein als Fahrzeuge, die Kunden mit den ausgelaufenen Steuergutschriften erwerben konnten. Musk versucht den Absatz wiederholt über Rabattaktionen anzukurbeln, der durchschnittliche realisierte Preis eines Tesla-Modells sank im abgelaufenen Quartal auf 42.000 Dollar, nachdem er im zweiten Viertel immerhin noch bei 42.200 Dollar gelegen hatte.

Die Preispolitik lastet zudem anhaltend auf der Profitabilität. Die Brutto-Umsatzrendite im Automobilgeschäft lag, regulatorische Gutschriften herausgerechnet, bei 15,3% und damit unter den 15,5%, auf die Analysten an der Wall Street gehofft hatten. Die operative Marge, im Automobilsektor einst neidvoll beäugt erholte sich nach dem Abrutscher auf 2,1% im ersten Jahresviertel zwar weiter. Mit 5,8% lag sie über den 4,1% aus dem zweiten Quartal, aber deutlich unter den 10,8% aus dem Vorjahreszeitraum.

Trumps Politik belastet

Noch in den vergangenen Quartalen verhinderten Emissionsgutschriften aus Klimaprogrammen der Regierung von US-Präsident Joe Biden schlimmere Abstürze der Profitabilität. Allein im vergangenen Jahr spielte der E-Autobauer über den Verkauf von Carbon Credits an Unternehmen mit negativerem Kohlendioxid-Fußabdruck nahezu 2,8 Mrd. Dollar ein. Die Erlöse kann Tesla dabei bisher direkt in Gewinne ummünzen – sie sind somit eine wichtigen Stütze für die Umsatzrentabilität des E-Autobauers.

Allerdings sind die Einnahmen aus dem Verkauf der Credits im dritten Quartal zum Vorjahr um 43% auf 417 Mill. Dollar eingebrochen. Denn Trump, der sich vom Musk-Verbündeten zum Feind gewandelt hat, eliminierte mit seinem Mega-Steuerpaket, der „Big, Beautiful Bill“, Anreize zum Kauf der Carbon Credits eliminiert. So verhängt Washington keine Strafen für den Verstoß gegen Emissionsauflagen mehr. Die Investmentbank William Blair rechnet damit, dass die Einnahmen von Tesla aus dem Verkauf der Gutschriften bis ins nächste Jahr um 75% einbrechen und 2027 versiegen werden.

Ambitionierte KI-Pläne

Für Musk, der sein Unternehmen vom reinen Autoverkäufer zum führenden Vertreter bei Robotik und künstlicher Intelligenz umformen will, sind die schwachen Resultate durchaus nicht geeignet, das Vertrauen der Investoren zu stärken. Bereits Ende Juli hatte er betont, dass Tesla „wahrscheinlich einige harte Quartale“ durchmachen werde. Am 6. November sollen die Aktionäre allerdings über ein neues Anreizpaket abstimmen, das dem CEO über zehn Jahre bis zu 1 Bill. Dollar einbringen könnte. Der Verwaltungsrat bezeichnete die vom Stimmrechtsberater ISS als exzessiv kritisierte Vergütung als notwendig, um Musks volle Konzentration auf den E-Autobauer zu sichern.

Der humanoide Roboter Optimus zählt zu den Hoffnungsprojekten von Elon Musk.
Der humanoide Roboter Optimus zählt zu den Hoffnungsprojekten von Elon Musk.
picture alliance / ZUMAPRESS.com | Nina Prommer

Bisher hält der Multimilliardär rund 15% der Anteile an Tesla, durch den neuen Plan könnte er bis 2035 weitere 12% hinzugewinnen, sollte die Marktkapitalisierung des Fahrzeugherstellers bis dahin auf 8,5 Bill. Dollar steigen. Musk ließ in der Vergangenheit bereits durchblicken, Robotik- und KI-Projekte lieber andernorts umsetzen zu wollen, sollte er nicht die Kontrolle über 25% der stimmberechtigten Anteile erhalten. Auf die kritische Nachfrage eines Aktionärs zu seinem Vergütungspaket legte der 54-Jährige am Sonntag noch einmal nach. „Tesla ist mehr wert als alle anderen Auto-Unternehmen zusammen. Welchen von deren CEOs hättet ihr denn gerne an der Spitze von Tesla? Ich werde es nämlich nicht sein“, drohte Musk, das Unternehmen zu verlassen, sollten die Aktionäre seinen Anreizplan nicht durchwinken.

Verschärfte Konkurrenz

Die Anteile von Tesla am Fahrzeugmarkt sind über das vergangene Jahr allerdings sowohl global als auch in den USA deutlich zurückgegangen. Das Musk-Unternehmen muss sich unter anderem mit härterer Konkurrenz chinesischer Autohersteller um BYD herumschlagen, die deutlich günstigere Modelle anbieten können.

US-Autobauer arbeiten in einem nachhaltigkeitsfeindlichen Umfeld indes daran, ihr Elektro-Exposure zu verringern. Bereits Mitte Oktober verkündete General Motors eine Abschreibung von 1,6 Mrd. Dollar im Zusammenhang mit Anpassungen in der Fertigung an, zudem führt die Entscheidung eines Fertigungsstopps von Elektro-Vans für Unternehmenskunden zu einer Sonderbelastung. Dennoch zog die GM-Aktie angesichts einer unerwartet starken Gewinnentwicklung und eines optimistischen Ausblicks in einem schwierigen Handelsumfeld am Dienstag um 15% an. Dies bedeutete den höchsten Tagesgewinn seit 2020.

Massenproduktion von Roboter geplant

Während Citigroup den Detroiter Konzern als schweres Schiff bezeichnet, das sich nun schneller steuern lasse als in früheren Tagen, hält Tesla eigentlich viel auf ihre Beweglichkeit und Fähigkeit zu schneller Innovation. „Die Tesla-Story dreht sich künftig um die KI-Transformation, die von Initiativen zur Robotik und dem autonomen Fahren angeführt wird“, schrieben die Analysten der Investmentbank Wedbush jüngst. Im Rahmen der Quartalsvorlage teilte das Unternehmen mit, Produktionslinien für die erste Generation des humanoiden Roboters Optimus zu bauen und damit die Massenfertigung vorzubereiten.

In den vergangenen Monaten hat Optimus bei öffentlichen Vorführungen peinliche Fehlschläge hingelegt, Tesla setzte die Produktion für Hardware- und Software-Redesigns aus. Zudem ringt das Unternehmen wiederholt mit Problemen bei ihren Autonomie-Bemühungen zu kämpfen. Wiederholt machen Unfälle in Zusammenhang mit Tesla-Fahrassistenzsystemen Schlagzeilen, erst im September schloss der Autobauer einen Vergleich, um einen Rechtsstreit über den Tod eines Teenagers in Kalifornien im Jahr 2019 beizulegen.

Schwere Sicherheitsbedenken

Im abgelaufenen Quartal hat Tesla eine neue Version der Assistenztechnologie „Full Self-Driving“ lanciert. Bezüglich des Produktionsstart seines neuen „Cybercab“ sieht sich das Unternehmen im Zeitplan. Bereits im Juni startete Tesla in Austin eine limitierte Version ihres Robotaxi-Dienstes, bei dem autonom betriebene Model Y zum Einsatz kommen. Dabei sitzt noch ein Fahrer mit im Wagen, der zur Not eingreifen können soll.

In Austin betreibt Tesla eine limitierte Version ihres Robotaxi-Dienstes.
In Austin betreibt Tesla eine limitierte Version ihres Robotaxi-Dienstes.
picture alliance / ZUMAPRESS.com | Bob Daemmrich

In einer Analystenschalte teilte Musk mit, dass Tesla diese Sicherheitsmaßnahme bis Jahresende abschaffen will. Das Unternehmen gehe dabei „sehr vorsichtig“ vor. „Auch nur ein einziger Unfall wird Schlagzeiten machen“, sagte der CEO. Abhängig von regulatorischen Freigaben wolle Tesla mit dem Dienst bis Ultimo 2025 in acht bis zehn amerikanischen Metropolen vertreten sein. Gegenüber Musks markigen Worten aus dem Juli nehmen sich diese Aussagen schon defensiver aus. Damals hatte der Milliardär prognostiziert, die Robotaxi-Servicegebiete könnten bis Ende Dezember die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung abdecken. Zur Einordnung: In den zehn größten US-Metropolregionen um New York, Los Angeles und Chicago lebt kombiniert rund ein Viertel der Population des Landes.

Derweil muss sich Tesla nicht nur bei Zukunftstechnologien, sondern auch im regulären Betrieb mit Sicherheitsbedenken herumschlagen. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA teilte am Mittwoch einen Rückruf von rund 13.000 Tesla-Fahrzeugen mit. Hintergrund seien Batterieprobleme, die dazu führen könnten, dass die Autos unbeabsichtigt anhielten. Für Musk bedeutet dies bei seiner Ambition auf die Billion einen weiteren herben Rückschlag.