Tesla hat "unschlagbaren Vorteil"

Stifel-Analyst Daniel Schwarz rät Herstellern ab, den E-Autobauer zu kopieren - Aussichten trotzdem besser

Tesla hat "unschlagbaren Vorteil"

Der Autobauer Tesla hat dieses Jahr dreimal am Eigenkapitalmarkt Milliarden eingesammelt. Die günstigen Kapitalkosten sind für Stifel-Autoanalyst Daniel Schwarz ein “unschlagbarer Vorteil”. Den traditionellen Herstellern rät er, bei ihren Investitionen wählerischer zu sein. Ihre Aussichten seien dennoch gut.scd Frankfurt – Während der Elektroautobauer Tesla an der Börse von Rekord zu Rekord eilt, ist der Rest der Branche von Höchstständen weit entfernt. Für Daniel Schwarz, Automobilanalyst der Stifel Europe Bank, ist vor allem die Regulierung ein Grund, warum die Investoren Zweifel an der nachhaltigen Profitabilität der Autohersteller hegen und sie daher strukturell unterbewerten. Kaum sei ein Emissionsziel erreicht, stünden mit der nächsten Fahrzeuggeneration wieder neue Ziele an, was die Produkte traditionell wieder teurer gemacht habe. Das sei schlecht für die Hersteller und sorge für weniger Vertrauen in die Ergebnisentwicklung.Stifel habe ein Modell entwickelt, das die CO2-Emissionen der einzelnen Hersteller monatlich messe. Spätestens seit Juni seien sehr große Fortschritte bei den verschiedenen Herstellern festzustellen. In Deutschland habe die CO2-Reduktion in den Monaten Juli bis September herstellerübergreifend 17 Gramm pro Kilometer betragen. Annualisiert und auf Europa hochgerechnet würde das einer Vermeidung von Strafzahlungen in Summe von 24 Mrd. Euro entsprechen, überschlägt Schwarz. Insofern lohne sich das CO2 einsparen in jedem Fall. Zwar habe man auch einen Effekt der technologischen Umstellung auf die Ergebnisentwicklung gesehen. Dieser sei aber nicht annähernd so hoch ausgefallen wie befürchtet.Bei den Premiumherstellern sei die Ebit-Marge mit einem hohen Plug-in-Hybrid-Anteil zum Teil sogar gestiegen. Positiver Ausreißer sei hier die Daimler-Tochter Mercedes, deren Ebit-Marge im dritten Quartal auf mehr als 9 % gesteigert worden sei. Das sei besonders bemerkenswert, weil die Marke im vergangenen Jahr vor der größten Herausforderung in Sachen Emissionsreduktion unter den deutschen Herstellern gestanden habe. Zugleich gelang Daimler die mit Abstand größte Reduktion beim CO2-Ausstoß unter den deutschen Autobauern (siehe Grafik). Sinkende KostenDer Stifel-Analyst erwartet, dass die neuen Ziele für 2025 nicht denselben Effekt auf die Auto-Aktien haben werden wie frühere Veränderungen bei den Emissionszielen. Schwarz begründet dies damit, dass frühere Emissionssenkungen durch Optimierungen bei Verbrennungsmotoren erfolgen mussten und bereits geringe Verbesserungen hohe Kosten mit sich brachten. Bei der Elektrifizierung sei indes damit zu rechnen, dass die Produkte über die Zeit immer günstiger werden. Daher gelte die alte Gleichung – strengere Ziele entsprechen höheren Kosten – nicht mehr. Audi etwa rechne damit, dass 2023 Margenparität zwischen Verbrennern und E-Antrieben erreicht werden könne. Kostenparität könnte ab Mitte des Jahrzehnts herrschen, glaubt der Analyst. Deswegen erwartet er zwar nicht unbedingt viel Potenzial bei der Gewinnentwicklung in den nächsten Jahren, dafür aber bei den noch immer niedrigen Multiples.Schwarz rät den Autobauern derweil davon ab, wie Tesla zu agieren. “Ich glaube, der Versuch wäre wertvernichtend und kann für einen traditionellen Autobauer nicht funktionieren. Tesla hat einen unschlagbaren Vorteil und das sind extrem niedrige Eigenkapitalkosten.” Die Kalifornier hätten quasi unbegrenzten Zugang zu frischem Kapital und wären daher auch bei ihren Investitionen kaum limitiert. Bei den traditionellen Autoherstellern sei derzeit das Gegenteil der Fall. Entsprechend müssen sich die Hersteller stärker auf das Wesentliche fokussieren. Aus seiner Sicht ist Daimler diesbezüglich am weitesten entwickelt. Allerdings sei Daimler auch der einzige deutsche Autokonzern, der keinen Ankeraktionär habe, der eine Übernahme im Zweifel abwehren könne.