Thomas Cook Deutschland und Condor fliehen vor der Mutter

Insolvenz und Schutzschirmverfahren sollen verhindern, dass Geld nach Großbritannien fließt - Airline sucht neuen Eigentümer

Thomas Cook Deutschland und Condor fliehen vor der Mutter

lis Frankfurt – Nach der Pleite der britischen Muttergesellschaft Thomas Cook stellt nun auch die deutsche Thomas Cook GmbH einen Insolvenzantrag. Der Veranstalter mit den Marken Thomas Cook, Neckermann, Öger Tours, Air Marin und Bucher Reisen sei zu diesem Schritt “gezwungen”, um sich aus den “finanziellen Verflechtungen und Haftungsverhältnissen” mit dem insolventen Mutterkonzern lösen zu können, teilte die Thomas Cook GmbH am Mittwoch mit. “Wir hätten diesen gerichtlichen Schritt natürlich lieber vermieden, doch leider ließ sich auf dem Verhandlungsweg keine kurzfristige Lösung erreichen”, sagte Stefanie Berk, die Vorsitzende der Geschäftsführung.Wie die Fluggesellschaft Condor hat auch die deutsche Tochter einen Antrag auf einen Überbrückungskredit gestellt. Dabei soll es sich laut dpa um eine Summe von 375 Mill. Euro handeln. Condor hatte am Dienstagabend die Zusage über einen auf sechs Monate angelegten staatlichen Überbrückungskredit von 380 Mill. Euro erhalten, den der Bund und das Land Hessen zur Verfügung stellen. Die EU-Kommission muss noch zustimmen.Die Fluggesellschaft stellte am Mittwoch wie am Vorabend angekündigt einen Antrag auf ein sogenanntes Schutzschirmverfahren. Mit dem Verfahren will das Condor-Management verhindern, dass Geld aus dem Brückenkredit an den insolventen britischen Mutterkonzern abfließt. Ziel sei, dass “niemand einen Euro aus Condor entwenden kann”, hatte Condor-Chef Ralf Teckentrup gesagt. Beim Schutzschirmverfahren wird kein Insolvenzverwalter eingesetzt, sondern lediglich ein Sachwalter bestellt. Dieser hat den Angaben zufolge die Aufgabe, die Geschäftsführung zu überwachen. Indigo, Lufthansa und WöhrlZugleich ist die Condor-Führung auf der Suche nach einem neuen Eigentümer. “Wir sind in den letzten zwei Tagen bereits in Gesprächen mit seriösen interessierten Parteien”, sagte Teckentrup. Bei der Lufthansa, die im Mai ein unverbindliches Gebot für Condor abgegeben hatte, soll noch Uneinigkeit herrschen, ob ein weiterer Anlauf unternommen werden soll. Ebenfalls am Thomas-Cook-Fluggeschäft interessiert war die US-Investmentgesellschaft Indigo, der unter anderem die ungarische Wizz Air gehört. Interesse an Condor bekundet hat auch Airline-Investor Hans-Rudolf Wöhrl.Thomas Cook Deutschland strebt eine Sanierung an. Es soll verhindert werden, dass das Unternehmen Teil der Insolvenzmasse des Mutterkonzerns wird. “Ziel einer Sanierung ist es, das profitable, aber schon länger durch das schwache Geschäft von Thomas Cook in Großbritannien und den Brexit belastete Geschäft des deutschen Veranstalters selbstständig fortzuführen”, hieß es. “Das überaus positive Feedback aus unseren Gesprächen der letzten Tage macht uns sehr zuversichtlich, dass die Traditionsmarken Neckermann Reisen, Öger Tours und Bucher Reisen die Chance bekommen, bald wieder in gewohnter Weise am Markt aktiv sein zu können”, so Berk. Das Unternehmen beschäftigt in Deutschland etwa 2000 Mitarbeiter. Die Thomas Cook Deutschland hatte den Verkauf von neuen Reisen am Montag gestoppt. Urlauber, die bereits gebucht hatten, können seit Wochenbeginn nicht starten. Nach der Insolvenz von Thomas Cook Deutschland kümmert sich nach Angaben des Reiseverbandes DRV der Insolvenzversicherer Zurich um betroffene Pauschalreisende. “Dem DRV wurde bestätigt, dass die Zurich Versicherung die Kosten für zwischen Thomas Cook Deutschland und Leistungserbringern wie zum Beispiel Hotels und Fluggesellschaften vereinbarten Leistungen übernimmt”, teilte der Verband mit. Mit Stellung des Insolvenzantrages sei der Insolvenzversicherer zur Rückführung der Reisenden verpflichtet. – Wertberichtigt Seite 6 Personen Seite 12