Stahlindustrie

Thyssen-HV nimmt Rüstungsgeschäft ins Visier

Das Rüstungsgeschäft von Thyssenkrupp gerät zunehmend in die Kritik der Aktionäre. Die Deka forderte in der Hauptversammlung den Verkauf dieser Aktivitäten. Der Vorstand lässt die Kritik abprallen.

Thyssen-HV nimmt Rüstungsgeschäft ins Visier

ab Köln

Das Rüstungsgeschäft von Thyssenkrupp, das im Marineschiffbau angesiedelt ist, gerät zunehmend in die Kritik der Aktionäre. In der Hauptversammlung rankten sich zahlreiche Fragen um den Geschäftsbereich, der auch U-Boote und Fregatten an Staaten außerhalb der EU exportiert. Zwar versicherte der Vorstand, sich bei allen Exportgeschäften strikt an die gesetzlichen Vorgaben zu halten, dennoch hinterfragten Aktionäre vor allem Geschäfte mit Ägypten und der Türkei.

Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance der Deka, forderte gar „den Verkauf sämtlicher Rüstungsaktivitäten“ und verwies zur Begründung darauf, dass die mit diesen Geschäften einhergehenden Reputations- und Compliancerisiken in keinem Verhältnis zu den erwirtschafteten Gewinnen stünden. Im abgeschlossenen Turnus hatte der gesamte Geschäftsbereich Marine Systems aus einem Umsatz von gut 2 Mrd. Euro ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern von lediglich 26 Mill. Euro gezogen. Auch die Bank für Kirche und Caritas (BKC) schloss sich der Kritik an und verwies zudem auf finanzielle Risiken.

Der Vorstand ging auf die Kritik nicht ein, sondern wiederholte lediglich, neben der Stand-alone-Lösung für Marine Systems auch Partnerschaften und Konsolidierungsoptionen auszuloten. Der von der BKC aufgeworfenen Frage, wie Thyssen mit der Tatsache umgehe, dass der norwegische Staatsfonds angekündigt habe, nicht mehr in Firmen zu investieren, die Waffen an kriegsführende Länder lieferten, hielt CEO Martina Merz entgegen, dass Norges die Beteiligung erst im Januar 2022 auf 4,8 % aufgestockt habe. „Das werten wir als Vertrauensbeweis.“ Nicht tiefer in die Karten schauen ließ sich der Vorstand auch beim weiteren Vorgehen für die Stahlsparte. Stahl habe eine Zukunft; ohne öffentliche Förderung sei die grüne Transformation jedoch nicht zu stemmen, sagte Merz. Bekanntermaßen wird die Verselbständigung von Steel Europe samt Spin-off geprüft. Für den Spin-off ist die Zustimmung der Aktionäre erforderlich. Eine außerordentliche Hauptversammlung sei in diesem Jahr nicht geplant, sagte der für die Stahlsparte zuständige Vorstand Klaus Keysberg.

Kritik manifestierte sich auch an den Tagesordnungspunkten zu Kapitalmaßnahmen. Während die Deka gegen die Ermächtigung zum Rückkauf eigener Aktien stimmte, verweigerte die DWS die Zustimmung zur Schaffung eines neuen Kapitalrahmens. Dennoch wurden sämtliche Tagesordnungspunkte mit breiter Mehrheit von jeweils mehr als 95 % der Stimmen angenommen.