Thyssenkrupp-Chef geht mit Millionenabfindung

Aufsichtsrat besiegelt Rauswurf von Kerkhoff - Chefkontrolleurin Merz wird CEO

Thyssenkrupp-Chef geht mit Millionenabfindung

cru Düsseldorf – Eine Woche nach Beginn des neuen Führungschaos hat Thyssenkrupp den überstürzten Rauswurf von Vorstandschef Guido Kerkhoff besiegelt. Aufsichtsratschefin Martina Merz übernimmt am heutigen Dienstag (1. Oktober) den Posten als CEO. Das habe das Kontrollgremium in einer außerordentlichen Sitzung am Freitag einstimmig beschlossen, teilte der Konzern am Montag mit.Merz werde für eine Dauer von maximal zwölf Monaten entsandt, danach kehre sie in den Aufsichtsrat zurück. Mit Kerkhoff hat sich der Aufsichtsrat auf die “einvernehmliche Auflösung seines Vorstandsmandats” geeinigt. Kerkhoff hatte vor einem Jahr einen Fünfjahresvertrag erhalten und bekommt jetzt eine millionenschwere Abfindung. In Konzernkreisen ist die Rede von rund 6 Mill. Euro. Kerkhoff hatte zuletzt 3,1 Mill. Euro Vergütung erhalten. Zum Abschied erklärte Kerkhoff: “Ich bin überzeugt, dass die strategische Neuausrichtung zum Erfolg führen wird.” In Kerkhoffs Amtszeit hatte es neben vier Gewinnwarnungen zwei Strategiewechsel gegeben. Erst sollte der Konzern in zwei Teile aufgespalten werden, jetzt ist der Verkauf der Aufzugssparte geplant. Wie es damit weitergeht, unter anderem darum geht es bei einem Führungskräftetreffen am Dienstag (8. Oktober). Krupp-Stiftung einverstandenKerkhoff war in die Kritik von Investoren geraten – darunter Großaktionär Cevian mit 18 % der Anteile, der eine Fusion der 15 Mrd. Euro schweren Aufzugssparte mit dem finnischen Rivalen Kone wünscht. Auch die IG Metall rückte von Kerkhoff ab und warf ihm mangelnde Erfolge bei der Sanierung vor.Die Krupp-Stiftung als größte Aktionärin kommentierte: “Der Stiftung ist die herausfordernde Lage des Unternehmens bewusst. Sie versteht sich umso mehr als verlässliche Ankeraktionärin, so wie sie auch die zuletzt dividendenschwachen und sogar die beiden dividendenlosen Geschäftsjahre im Interesse des Unternehmens mitgetragen hat.”Die neue Vorstandschefin Merz bedankte sich bei Kerkhoff: “Er hat in einer schwierigen Situation als CEO Verantwortung übernommen und sich nicht weggeduckt.” Das verdiene Respekt. Zum neuen Vorstandsteam gehört neuerdings auch Werkstoffhandelschef Klaus Keysberg, der zusätzlich die Verantwortung für die Stahlsparte übernimmt. Er arbeitet seit 23 Jahren für Thyssenkrupp und gilt als Sanierer.Mit der Entsendung von Martina Merz ist der Aufsichtsrat den Empfehlungen des Personalausschusses vom vergangenen Dienstag gefolgt, der sich dafür aussprach, Kerkhoff nach nur 14 Monaten den Posten wieder zu entziehen. Nachfolger von Merz an der Spitze des Aufsichtsrats wird Ex-Siemens-Vorstand Siegfried Russwurm, der dem Aufsichtsrat seit April angehört. Russwurm bedankt sichAuch Russwurm dankte Kerkhoff. “Wir als Aufsichtsrat sind überzeugt davon, dass Martina Merz jetzt die Richtige an der Spitze des Unternehmens ist. Das neue Vorstandsteam wird das Vertrauen der Kapitalmärkte (. . .) stärken.” Der Kurs der Thyssenkrupp-Aktie, die vom Dax in den MDax abgestiegen ist, reagierte mit einem Minus von zeitweise 1,4 % auf 12,65 Euro. Der Börsenwert des Konzerns, dessen Bonitätsnoten auf Ramschniveau liegen, hat sich seit 2017 auf 8 Mrd. Euro halbiert.