Thyssenkrupp-Chef López bekommt neuen Vertrag
Thyssenkrupp-Chef López bekommt neuen Vertrag
Aufsichtsrat beschließt Spin-off der Marinesparte TKMS – HV am 8. August
ab Köln
Der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp hat den Vertrag des umstrittenen Konzernchefs Miguel López am Freitag um fünf Jahre bis Mai 2031 verlängert. Das teilte der Traditionskonzern im Anschluss an die Gremiensitzung mit. Ob Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm dafür von seinem Doppelstimmrecht Gebrauch machen musste, war zunächst nicht in Erfahrung zu bringen. „Die Reihenfolge des Vorgehens ist verkehrt. Über eine Vertragsverlängerung kann erst dann sinnvoll geredet werden, wenn die betreffende Person geliefert hat. Das ist hier nicht der Fall“, untermauerte der stellvertretende AR-Chef Jürgen Kerner seine ablehnende Haltung nach der Sitzung. Allerdings war am Morgen noch offen, ob die leitenden Angestellten gegen die Vertragsverlängerung stimmen würden.
Kontinuität entscheidend
„Die Vertragsverlängerung von Miguel López ist Ausdruck unseres Vertrauens in seine Führungsstärke und unserer Überzeugung, dass klare Orientierung und Kontinuität entlang des eingeschlagenen Weges entscheidend für den weiteren Fortschritt und die Zukunft von Thyssenkrupp sind“, sagte Russwurm. López habe in den vergangenen beiden Jahren die strategische Neuaufstellung von Thyssenkrupp „mit enormer Energie sowie klarer Zielsetzung“ vorangetrieben.
Daneben stimmte das Kontrollgremium der Abspaltung des Marinegeschäfts zu. Vorgesehen ist, 49% der TKMS-Anteile im Wege eines Spin-off direkt an die Aktionäre zu übertragen. Die Obergesellschaft behält mit 51% die Mehrheit und wird den U-Bootbauer auch künftig vollkonsolidieren.
Hauptversammlung entscheidet am 8. August
Die Abspaltung muss noch von der Hauptversammlung beschlossen werden. Das außerordentliche Aktionärstreffen ist für 8. August anberaumt. Noch im Laufe des Kalenderjahres soll TKMS an der Frankfurter Börse notiert werden.
Der Aufsichtsrat sei überzeugt, dass TKMS das Wachstumspotenzial in eigenständiger Aufstellung am besten ausschöpfen könne. Nach den Angaben sitzt TKMS auf einem 18 Mrd. Euro schweren Auftragsbestand. Damit seien die Produktionskapazitäten bis weit ins nächste Jahrzehnt ausgelastet. Nach Informationen der Börsen-Zeitung sind die Investmentbanker von Citi, Commerzbank, Deutsche Bank und Macquarie für den Spin-off mandatiert.
Verselbständigung aller Geschäfte
Zugleich stellte der Vorstand dem Aufsichtsgremium sein strategisches Zukunftskonzept vor, das im Wesentlichen schon bekannt war. Alle Geschäftsbereiche sollen über kurz oder lang verselbständigt und für die Beteiligung Dritter geöffnet werden. Am längsten dürfte sich der Abnabelungsprozess für das Segment Decarbon Technologies hinziehen. Dort sind die Geschäfte mit grünen Technologien gebündelt. Der Markt hierfür ist ins Stottern geraten. Mit Ausnahme der Stahlsparte will die Obergesellschaft an den Geschäften mehrheitlich beteiligt bleiben.
Für das größte Sorgenkind, die Stahlsparte, strebt López ein 50:50 Joint Venture mit dem tschechischen Milliardär Daniel Křetínský an. Arbeitgeber und Arbeitnehmer verhandeln derzeit über die Ausgestaltung eines Sozialplans. Insgesamt soll sich die Sparte von 11.000 Beschäftigten trennen. 6.000 Stellen sollen dabei outgesourced oder verkauft werden, 5.000 Jobs abgebaut. Erst wenn der Business Plan steht, entscheidet Křetínský, ob er seine 20-%-Beteiligung aufstockt.