Thyssenkrupp lässt Rotstift weiter kreisen

In Verwaltung sollen 400 Mill. Euro eingespart werden - Abbau von bis zu 2 500 Stellen - Investoren erfreut

Thyssenkrupp lässt Rotstift weiter kreisen

ab Düsseldorf – Die Hiobsbotschaften von Thyssenkrupp reißen nicht ab. Nach Stahlsparte und Anlagenbau wird nun auch in der Verwaltung an der Kostenschraube gedreht. Bis zum Ende des Geschäftsjahres 2019/20 sollen in der Verwaltung 400 Mill. Euro eingespart werden, wie der Dax-Wert im Anschluss an eine Betriebsversammlung mitteilte. Damit einher geht der Abbau von bis zu 2 500 der 18 000 Verwaltungsstellen. Etwa die Hälfte der Arbeitsplätze wird in Deutschland gestrichen. Es werde alles darangesetzt, den Stellenabbau sozialverträglich zu gestalten, heißt es.Der zuletzt zu beobachtende Aktionismus – erst Ende Juni wurde das Sparprogramm in der Sparte “Industrial Solutions” vorgestellt, zuvor war für die Stahlsparte ein Sparprogramm im Volumen von 500 Mill. Euro aufgelegt worden, dem nach Einschätzung des Betriebsrats bis zu 4 000 der 27 000 Jobs zum Opfer fallen könnten – zeigt, dass der 2011 eingeläutete Konzernumbau bis heute nicht abgeschlossen ist. Anzumerken ist allerdings, dass sich die Sparprogramme teilweise überschneiden. So sind beispielsweise im Programm der Stahlsparte Einsparungen von 60 Mill. Euro enthalten, die auf die dortige Verwaltung entfallen und damit Teil des gestern annoncierten Sparprogramm sind.Wie es heißt, hat Thyssenkrupp ein Benchmarking der Verwaltungskosten, -prozesse und -strukturen durchgeführt und ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Verwaltungskosten mit aktuell 2,4 Mrd. Euro “deutlich zu hoch” sind.Zwar rühmt sich Thyssenkrupp, mit dem 2011/12 begonnenen Effizienzprogramm “Impact” in den letzten Jahren 800 bis 1 000 Mill. Euro jährlich an Kosten aus dem Konzern genommen zu haben, “dennoch reicht das derzeitige Ergebnisniveau nicht für einen nachhaltig positiven Mittelzufluss aus”, wie es heißt. Absichern der ErgebniszieleDoch nicht nur in der Cash-flow-Betrachtung hat Thyssenkrupp Nachholbedarf, sondern auch auf der Ertragsseite. So soll das Sparprogramm in der Verwaltung auch dazu beitragen, die Ergebnisziele im Konzern zu erreichen. Für den laufenden Turnus hat sich der Essener Traditionskonzern ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) von 1,8 Mrd. Euro ins Pflichtenheft geschrieben und 2 Mrd. Euro für das darauffolgende Jahr.Obwohl das erweiterte Sparprogramm nicht unbedingt ein gutes Zeichen ist, wurde die Nachricht an der Börse positiv aufgenommen. In einem wenig veränderten Markt legten Thyssenkrupp am Dienstag in der Spitze um 3,4 % zu und gingen mit 26,47 Euro, einem Zuwachs um 1,2 %, aus dem Handel.Nach Einschätzung der Stahlexperten von Jefferies geht es dem Thyssen-Management darum, die Kostensenkungen vor der geplanten Stahlfusion mit Tata Steel zu forcieren, um auch während des voraussichtlich längeren Genehmigungsverfahrens der EU-Kommission nicht untätig zu sein. Mit dem indischen Stahlkonzern wird seit mehr als einem Jahr verhandelt. Zuletzt hatte es geheißen, die Entscheidung über den Zusammenschluss solle bis zum Ende des Geschäftsjahres im September fallen. Wie Reuters unter Berufung auf Investoren berichtet, hat sich Finanzchef Guido Kerkhoff zuletzt optimistisch gezeigt, dass die Fusion zustande kommt.