Grüner Wasserstoff

Thyssenkrupp Nucera macht beim IPO Zugeständnisse

Hauptsache am 7. Juli läutet die Börsenglocke: Beim Gang aufs Börsenparkett akzeptiert Thyssenkrupp Nucera eine niedrigere Bewertung als erhofft.

Thyssenkrupp Nucera macht beim IPO Zugeständnisse

Thyssenkrupp Nucera muss sich bescheiden

Bewertung beim IPO bis zu 2,7 Mrd. Euro – Zwei Großaktionäre sichern Börsengang ab – Regulierung von "Ewigkeitschemikalien" als Risiko

ab Düsseldorf

Thyssenkrupp Nucera macht beim Börsengang Zugeständnisse hinsichtlich der Bewertung. Auf Basis der Preisspanne ergäbe sich eine Marktkapitalisierung von 2,4 bis 2,7 Mrd. Euro. Zuvor war der Unternehmenswert auf 4 bis 5 Mrd. Euro taxiert worden. Den avisierten Bruttoemissionserlös wird Nucera dennoch einsammeln.

Beim Börsengang trägt Thyssenkrupp Nucera dem schwierigen Marktumfeld Rechnung und akzeptiert eine niedrigere Bewertung als erhofft. Denn die zur Emission vorgesehenen Aktien werden in einer Spanne zwischen 19 und 21,50 Euro zur Zeichnung angeboten, was letztlich einer Marktkapitalisierung von 2,4 bis 2,7 Mrd. Euro entspräche, wie die Wasserstofftochter von Thyssenkrupp mitteilte. Zuvor war im Markt von einer Unternehmensbewertung zwischen 4 und 5 Mrd. Euro die Rede gewesen.

Dass der Börsengang kein Spaziergang würde, hatte sich wenige Tage nach Abgabe der Intention to Float abgezeichnet. Der britische Chemiekonzern WE Soda hatte sein IPO am 15. Juni abgeblasen und zur Begründung auf die extreme Vorsicht auf Investorenseite verwiesen.

Keine Zugeständnisse macht der Hersteller von Elektrolysetechnologie allerdings beim Bruttoemissionserlös, der dem Unternehmen zufließen soll. Die Mittel aus der geplanten Kapitalerhöhung – neu ausgegeben werden 26,3 Millionen Aktien – würden sich gemäß der Preisspanne auf 500 bis 566 Mill. Euro belaufen. Damit bewegten sie sich in der avisierten Größenordnung von 500 bis 600 Mill. Euro. Das dem Unternehmen zufließende Geld soll in die Wachstumsfinanzierung des Geschäfts mit der alkalischen Wasserelektrolyse gesteckt werden.

Klimafonds steigen ein

Ob sich die Großaktionäre Thyssenkrupp (66%) und De Nora (34%) im Zuge des Börsengangs überhaupt von Aktien trennen, hängt am Ende von der Nachfrage ab. Denn die Altaktionäre stellen lediglich Aktien für die Mehrzuteilungsoption im Volumen von knapp 4 Millionen Aktien bereit. Thyssenkrupp erneuerte das Versprechen, eine Mehrheitsbeteiligung behalten zu wollen. Derweil sicherte die italienische De Nora zu, die langjährige Partnerschaft mit Thyssenkrupp und Thyssenkrupp Nucera fortzusetzen. Das ist insofern wichtig, als Nucera von bestimmten kritischen Materialien, Komponenten und Dienstleistungen von De Nora abhängig ist, wie aus dem Börsenprospekt hervorgeht.

Um den Börsengang abzusichern, hat Nucera zwei Aktionäre aufgetan, die sich zur Zeichnung eines bestimmten Anteils verpflichtet haben. So hat eine Fondsgesellschaft (Energy Transition Funds) der französischen BNP Paribas zugesagt, Aktien im Gesamtwert von 85 Mill. Euro zum Angebotspreis zu erwerben. Zugleich hat sich der saudi-arabische Staatsfonds Public Investment Fund über seine Tochtergesellschaft Energy Solutions Company (ESC) bereiterklärt, sich mit 6% am Grundkapital von Nucera zu beteiligen.

Streubesitz: 24 Prozent

Die Zeichnungsfrist für die neuen Aktien, die am 26. Juni beginnt, endet am 5. Juli. Der erste Handelstag ist für Freitag, den 7. Juli geplant. Sollten alle Aktien inklusive Greenshoe platziert werden, beliefe sich der Streubesitz auf 24%. Entsprechend würden die Anteile von Thyssenkrupp und De Nora verwässern. Unterstellt, beide Aktionäre teilten sich die Mehrzuteilungsoption entsprechend ihrem heutigen Aktienbesitz auf, hielte Thyssenkrupp nach dem IPO 50,2% und De Nora 25,8%.

Ein schwer einzuschätzendes Risiko ist die hohe Abhängigkeit Nuceras von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), sogenannte Ewigkeitschemikalien. Sollten diese Substanzen, die beispielsweise in Schaum von Feuerlöschern oder in Beschichtungen verwendet werden, künftig in der EU verboten oder ihre Verwendung eingeschränkt werden, könnte das Unternehmen möglicherweise nicht mehr in der Lage sein, bestimmte Tätigkeiten auszuführen oder müsste teure und zeitaufwendige Änderungen an seinen Produkten vornehmen. Das ist eines der im Prospekt aufgezählten Risiken.

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