Wasserstoffelektrolyse

Thyssenkrupp Nucera steht vor Übergangsjahr

Der schleppende Wasserstoffhochlauf macht dem Elektrolysespezialisten Thyssenkrupp Nucera zu schaffen. Doch der Vorstand übt sich in Zuversicht, dass 2026 Bewegung in den Markt kommt.

Thyssenkrupp Nucera steht vor Übergangsjahr

TK Nucera steht vor Übergangsjahr

Leere Auftragsbücher im Wasserstoffgeschäft – Konsolidierungschancen nutzen

ab Köln

Thyssenkrupp Nucera stellt die Investoren auf ein Übergangsjahr ein. Vorstandschef Werner Ponikwar ist jedoch zuversichtlich, dass der Wasserstoffhochlauf 2026 Fahrt aufnimmt und sich das im Auftragsbuch niederschlägt. Bis dahin bestimmt die Chlor-Alkali-Elektrolyse das Geschäft.

Für Thyssenkrupp Nucera steht und fällt das Geschäft mit dem globalen Wasserstoffhochlauf. Wenngleich die Elektrolysetochter von Thyssenkrupp im Geschäft mit der Chlor-Alkali-Elektrolyse (CA) im abgelaufenen Turnus gute Geschäfte machte, liegt die Fantasie im Geschäft mit der alkalischen Wasserstoffelektrolyse (AWE). Das neue Geschäftsjahr werde ein Übergangsjahr, stimmte der Vorstand auf die Durststrecke ein.

CEO Werner Ponikwar ist gleichwohl zuversichtlich, dass in dem im Oktober angelaufenen Geschäftsjahr größere Projekte an Land gezogen werden können. Die Zahl der Projekte mit finaler Investitionsentscheidung sei gestiegen und Nucera konzentriere sich auf Projekte mit hoher Realisierungswahrscheinlichkeit, sagte der Vorstandschef bei der Bilanzvorlage. In Europa befänden sich aktuell Großprojekte mit einer Kapazität von 1,7 Gigawatt (GW) in der entscheidenden Planungsphase. Hier dürften kurz- bis mittelfristig die finalen Investitionsentscheidungen fallen.

Entsprechend groß ist die Prognosespanne für den Auftragseingang, der sich im neuen Geschäftsjahr zwischen 350 und 900 Mill. Euro bewegen soll. Von den 348 Mill. Euro im abgelaufenen Turnus war das Gros mit 322 Mill. Euro auf die Chlor-Alkali-Elektrolyse entfallen. AWE-Aufträge summierten sich dagegen auf schmale 26 Mill. Euro.

Investoren hoffnungsvoll

Am Aktienmarkt kamen die Aussagen gut an, nachdem der Hersteller von Elektrolyseanlagen seinen enttäuschenden Ausblick schon Ende November publiziert und die Aktie damit auf Talfahrt geschickt hatte. Am Mittwoch gelang ein Kursplus von über 3%. Ponikwar wollte die Erwartungen aber nicht allzu hochschrauben, es sei ein bisschen wie „Glaskugellesen“, sagte er. Wenn der Markt anspringe, befinde sich Thyssenkrupp Nucera als Technologieführer in einer guten Position.

Im Gegensatz zur Entwicklung beim Auftragseingang hat Thyssenkrupp Nucera, was den Umsatz betrifft, eine ziemlich klare Vorstellung, fließen die Erlöse doch gut planbar mit der Projektabarbeitung ein. Konkret sollen im Konzern im laufenden Geschäftsjahr 500 bis 600 Mill. Euro erlöst werden, davon 320 bis 400 (i.V. 387) Mill. Euro im CA-Segment und 150 bis 220 (459) Mill. Euro im AWE-Geschäft. Neue Aufträge, würden sich erst in den Folgejahren im Umsatz bemerkbar machen. Ertragsseitig sieht es aber weniger rosig aus. Nachdem 2024/25 im Ergebnis vor Zinsen und Steuern mit 2 Mill. Euro die Rückkehr in die Gewinnzone gelungen war, wird dieses Jahr gemäß der Prognose bestenfalls eine schwarze Null (–30 bis 0 Mill. Euro) herauskommen.

Konsolidierungschancen nutzen

In der Chlor-Alkali-Elektrolyse wird eine Ebit-Spanne von 40 bis 56 (58) Mill. Euro avisiert, in der Wasserstoffelektrolyse ein Verlust von –80 bis –55 (–56) Mill. Euro. Verbesserungen im Projektmix und Kosteneinsparungen könnten niedrigere Umsätze nur teilweise kompensieren. Das heißt, auch künftig herrscht strikte Kostendisziplin. Aktiv werde es jedoch keinen Stellenabbau geben. Alle Maßnahmen seien reversibel, stellte Ponikwar heraus und verwies darauf, dass das Geschäftsmodell aufgrund der auf Partner ausgelagerten Produktion wenig kapitalintensiv sei. „Wir sind überzeugt, dass das Geschäft wieder anzieht“, sagte der CEO. Dann brauche man die Leute.

Dank der soliden Finanzlage sei Thyssenkrupp Nucera auch in der Lage, Opportunitäten zu nutzen. Ein Beispiel dafür sei der Erwerb der Hochdruckelektrolyse-Lösung der dänischen Green Hydrogen Systems. „Jetzt findet die Konsolidierung im Markt statt“, stellte Ponikwar heraus.