Thyssenkrupp fordert mehr Milliardensubventionen für grünen Stahl
Thyssenkrupp fordert Nachschlag für Grünstahl
Gespräche mit Bund über Milliardensubvention für Wasserstoff – Kurs bricht ein
cru Frankfurt
Thyssenkrupp senkt die Umsatzprognose und ringt mit dem Bundeswirtschaftsministerium um eine Anpassung des Förderregimes für die geplante milliardenschwere und mit Wasserstoff betreibbare Direktreduktionsanlage der Stahlsparte. Dabei geht es auch um die Erlaubnis für eine alternative Nutzung der Anlage. „Wir sind in sehr konstruktiven Gesprächen mit der Bundesregierung zum Stichwort Förderregime“, sagte Finanzchef Axel Hamann anlässlich der Neunmonatsbilanz in einer Telefonkonferenz. „Wir sind zuversichtlich, dass wir da zu einer ordentlichen Lösung kommen, die die Anlage später nicht nur klimaneutral, sondern auch wirtschaftlich profitabel macht.“
Thyssenkrupp investiert in Duisburg gerade 3 Mrd. Euro in den Bau der ersten wasserstofffähigen Direktreduktionsanlage. Dabei kommen schon jetzt 2 Mrd. Euro vom Bund und dem Land Nordrhein-Westfalen. Trotz der üppigen Förderung steht die Wirtschaftlichkeit in Frage. Der Konkurrent ArcelorMittal hatte seine Pläne für die grüne Stahlproduktion mit Wasserstoff in Bremen und Eisenhüttenstadt trotz zugesagter 1,3 Mrd. Euro Subvention im Juni abgesagt.
Voraussetzung für Kretinsky-Joint-Venture
Bei Thyssenkrupp ist die Subvention eine der Voraussetzungen für die angestrebte Verselbständigung der Stahlsparte. Die EP Corporate Group (EPCG), die tschechische Holding des tschechischen Finanzinvestors und Milliardärs Daniel Kretinsky, hat 20% der Anteile am Stahlgeschäft erworben. Ziel ist die Bildung eines gleichberechtigten 50/50-Joint-Ventures. Dafür müssen noch zwei Problemfelder abgearbeitet werden: Mit den einflussreichen Gewerkschaftern der IG Metall noch umstritten ist die Höhe der „Mitgift“, die Thyssenkrupp der Stahlsparte mitgibt. Der Gesamtkonzern leidet unter hohen Pensionszahlungen, die jährlich bei 340 Mill. Euro liegen – ein großer Teil davon aus der Stahlsparte mit 27.000 Beschäftigten. Außerdem steht noch die Trennung von der 50%-Beteiligung am Brammen-Lieferanten HKM (Hüttenwerke Krupp Mannesmann). Erst danach kann der Geschäftsplan konkretisiert werden – und damit die Basis für das Kretinsky-Joint-Venture.
Operativ läuft es holprig. Der Konzern senkt die Umsatzprognose. Der Kurs reagierte darauf mit einem Minus von 8% auf 8,94 Euro - der niedrigste Stand seit sechs Wochen. Die Marktkapitalisierung hat sich aber auch so noch seit Jahresbeginn verdoppelt auf 5,6 Mrd. Euro.
TK-Elevator-Beteiligung rettet das Ergebnis
Unter dem Strich wird es schwierig. Nur die Hochschreibung des 19%-Anteils an dem mit 20 Mrd. Euro bewerteten Aufzughersteller TK Elevator um laut Zwischenbericht einen dreistelligen Millionenbetrag (Buchwert: 1,1 Mrd. Euro) nach dem Einstieg des Staatsfonds PIF aus Saudi-Arabien per Kapitalerhöhung rettet das Nettoergebnis für das Gesamtjahr. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 hat der Konzern unter dem Strich wegen Abschreibungen in der Stahlsparte einen Fehlbetrag von 255 Mill. Euro eingefahren. Eine schwächere Nachfrage und niedrigere Preise drückten den Umsatz im Quartal von zuvor 9 Mrd. auf 8,2 Mrd. Euro.
Für das Gesamtjahr wird bei den Erlösen nun ein Minus zwischen 5 und 7% erwartet – statt eines Minus von bis zu 3%. Damit befindet sich Thyssenkrupp in ähnlicher Situation wie viele exportorientierte Dax-Konzerne, deren Umsatz in Asien und den USA wegbricht. Ein Lichtblick ist die Tochter TKMS für U-Boote und Kriegsschiffe, die in Kürze per Spin-off separat an der Börse notiert wird. Deren Auftragsbestand erreicht den Rekordwert von 18,5 Mrd. Euro.
Nebenstehender Kommentar