Börsenpläne

Thyssenkrupp verschiebt Nucera-IPO

Mit Blick auf das aktuelle Börsenumfeld verschiebt Thyssenkrupp das IPO der Wasserstofftochter Nucera. Damit schwindet die letzte Hoffnung auf einen deutschen Börsengang vor der Sommerpause.

Thyssenkrupp verschiebt Nucera-IPO

cru Frankfurt

Der ohnehin schwache Markt für Börsengänge erleidet einen zusätzlichen Rückschlag. Thyssenkrupp will vorerst auf das IPO der Wasserstofftochter Nucera verzichten. Der Konzern habe mit Blick auf das gegenwärtige Börsenumfeld und die Situation am Kapitalmarkt beschlossen, einen Börsengang von Nucera zum jetzigen Zeitpunkt nicht umzusetzen, teilte das Unternehmen am Freitag mit.

Ganz von den Börsenplänen für Nucera verabschieden will sich Thyssenkrupp nicht. „Ein Börsengang ist aber unverändert die bevorzugte Option, um von den Wachstumsaussichten des Geschäfts als einer der weltweiten Technologieführer für Anlagen zur Herstellung von grünem Wasserstoff zu profitieren.“ Die Entscheidung hänge wie bisher auch von der Situation am Kapitalmarkt ab.

Damit schwindet die letzte Hoffnung auf ein deutsches IPO vor der Sommerpause. Das wirft auch ein schlechtes Licht auf das schon in der Vorvermarktung befindliche IPO des italienischen Nucera-Miteigentümers Industrie De Nora – ebenfalls eine Wasserstofffirma, die aufgrund der Energiewende floriert. Dort sind Credit Suisse, Goldman Sachs und Bank of America engagiert.

In Europa sind 2022 laut Daten von Berenberg nur 13 Firmen frisch gelistet worden. Der größte und erfolgreichste Börsengang war das IPO des norwegischen Ölkonzerns Vår Energi, dessen Aktie seither um mehr als 42% zugelegt hat.

Öl beliebter als Wasserstoff

Am schlechtesten schnitt dagegen der französische Wasserstoffhersteller Lhyfe aus Nantes mit einem Minus von 15% seit dem Börsengang im Mai ab. Lhyfe-Gründer und Chef Matthieu Guesné hatte im September den ersten industriellen Standort für die Gewinnung von grünem Wasserstoff auf Basis von aus Windkraft gewonnenem Strom im westfranzösischen Département Vendée eingeweiht.

Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hatte eine Entscheidung über ein IPO von Nucera in der ersten Jahreshälfte angekündigt. Der Konzern wollte die Mehrheit behalten und durch die Ausgabe neuer Aktien bis zu 600 Mill. Euro einnehmen. Nucera gehört zu 66% Thyssenkrupp und zu 34% dem italienischen Partner De Nora.

Die jetzige Entscheidung kam nicht überraschend, da die Unsicherheit an den Märkten wegen des Ukraine-Kriegs, der Lieferkettenprobleme und der anhaltenden Corona-Pandemie groß ist. Dennoch drehte der Kurs der Thyssenkrupp-Aktie im MDax ins Minus und sank zeitweise um 2% auf 7 Euro.

Nach einem sehr lebhaften Jahresauftakt im Januar war die Zahl der Börsengänge im Februar und März angesichts sich zuspitzender geopolitischer Spannungen weltweit eingebrochen: Insgesamt wagten im ersten Quartal laut EY 321 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – 37% weniger als im Vorjahreszeitraum.

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