Tiffany wird französisch

LVMH zahlt knapp 15 Mrd. Euro für amerikanisches Juwelierunternehmen - Schuldenfinanziert - Investoren klatschen Beifall

Tiffany wird französisch

Der französische Luxusgüterkonzern LVMH will den US-Juwelier Tiffany für 14,7 Mrd. Euro kaufen. Bei 135 Dollar je Aktie sind sich beide Seiten jetzt einig geworden. Für LVMH, die damit in der Schmucksparte den Rivalen Richemont überholt, ist die Übernahme von Tiffany der bisher größte M&A-Deal. wb Frankfurt – 14,7 Mrd. Euro für Tiffany: Der französische Luxusgüterkonzern LVMH steht vor der größten Übernahme seiner Geschichte und dem größten Deal in der Luxusgüterindustrie. Bei 135 Dollar je Tiffany-Aktie sind sich beide Seiten jetzt handelseinig geworden. Dies entspricht einer Prämie von 37 % bezogen auf den Kurs, als Bloomberg im Oktober erstmals über den möglichen Deal berichtete.Noch steht die Zustimmung der Aktionäre von Tiffany aus. Doch das Management des Schmuckherstellers empfiehlt den Anteilseignern die Annahme des Angebots. Die Aktie der Franzosen legte gestern zeitweise 2,4 % zu und ging mit plus 2 % bei 404 Euro aus dem Handel. Die Übernahme soll laut LVMH Mitte 2020 abgeschlossen werden. Der Erwerber wird versuchen, Tiffany wieder zu altem Glanz zu verhelfen, denn die Marke hat zuletzt gelitten.Mit dem Deal über 16,2 Mrd. Dollar verschafft sich LVMH eine klassische amerikanische Marke. Der Deal ist auch eine Wette auf China und die dortigen Konsumenten, deren steigende Einkommen sie zu den wichtigsten Kunden der Branche machen. Um davon zu profitieren, baut Tiffany in mehreren Städten der Volksrepublik Flaggschiffläden auf. Arnaults größter DealDie Übernahme ist die größte Akquisition von LVMH unter Bernard Arnault, dem französischen Milliardär, der seit über 30 Jahren CEO und Mehrheitsaktionär ist. Vor zwei Jahren hatte er 13 Mrd. Dollar berappt, um das Modehaus Dior komplett unter die Fittiche von LVMH zu bringen. Das Vermögen des 70-Jährigen wird von “Forbes” aktuell auf rund 106,5 Mrd. Dollar veranschlagt. Davor rangiert weltweit lediglich Amazon-Gründer Jeff Bezos. Der Familie Arnault gehören 46,8 % des LVMH-Kapitals, aber 63,1 % der Stimmrechte. Der Milliardär ist zudem Eigner der Wirtschaftszeitung “Les Échos”.Die 1987 gegründete LVMH kommt auf global 2 400 Filialen, fast 47 Mrd. Euro Umsatz und einen Nettogewinn von 6,4 Mrd. Euro (2018). Tiffany, bekannt für Silberschmuck und Diamantverlobungsringe, hat mehr als 300 Läden weltweit und setzt 4,4 Mrd. Dollar um. Fast 2 Mrd. Dollar davon stammen aus Asien.Das 1837 in New York gegründete Unternehmen war vor zwei Jahren unter Druck des aktivistischen Investors Jana Partners geraten. Der CEO wurde durch den ehemaligen LVMH-Manager Alessandro Bogliolo ersetzt, der die Expansion nach China vorantrieb und auch in Modeschmuck macht, um jüngere und internationale Kunden zu gewinnen.Die US-Investmentbanken Citi und J.P. Morgan stehen den Franzosen zur Seite, während Tiffany auf Centerview und Goldman Sachs setzt. Die Tiffany-Führung hatte sich nach ersten Gesprächen nicht prinzipiell gegen die Übernahme gestellt, pochte aber auf eine höhere Bewertung. Aus zunächst gebotenen 120 Dollar je Aktie wurden jetzt 135. Einige Banken hatten noch höhere Preisschilder. Die Aktie hatte Mitte 2018 ihr Hoch bei fast 140 Dollar. Richemont überholtMit Tiffany wächst das bisher untergewichtete LVMH-Engagement mit Uhren und Schmuck, eines der am schnellsten wachsenden Gebiete mit Luxuswaren. Mit dem Kauf von Bulgari 2011 stärkte LVMH ihre kleinste Sparte, zu der auch Hublot und TAG Heuer gehören. Dennoch trug dieses Geschäft 2018 erst 9 % zum Umsatz und 7 % zum LVMH-Ergebnis bei, was nur etwa einem Fünftel der Größe des Segments Mode und Handtaschen entspricht. Das Schmuckgeschäft hat aber hohe Eintrittsbarrieren für Wettbewerber. Mit Tiffany überholt LVMH auf diesem Gebiet den Rivalen Richemont. Der Konzern dürfte die Spartenerlöse auf mehr als 8 Mrd. Euro verdoppeln, Richemont wies hier zuletzt 7,1 Mrd. Euro aus.Im vorigen Jahr stieg der Branchenumsatz mit Luxusschmuck laut Bain & Co. um 7 % auf 20 Mrd. Dollar. Global werden demnach mit hochwertiger Kleidung, erstklassigen Lederwaren sowie exquisitem Parfüm und Schmuck den Schätzungen der Berater zufolge 2019 über 270 Mrd. Euro umgesetzt. Doch gerade Uhren und Schmuck werden auch stark gebraucht gekauft.LVMH dürfte künftig vor allem die Marketingaktivitäten von Tiffany erhöhen sowie in neue Produkte, die Aufwertung der Läden und die Attraktivität der Marke investieren. Ein Vorteil für Tiffany wird es sein, dass die quartalsweisen Reports wegfallen – LVMH berichtet nicht nach Marken.