TKMS lotet Konsolidierungsschritte aus
TKMS lotet Konsolidierungsschritte aus
TKMS lotet Konsolidierungsschritte aus
Rasche Entscheidung zu German Naval Yards – NVL-Übernahme ändert vorerst nichts – Ausblick verhalten
ab Köln
Der Marineschiffbauer TKMS befindet sich in fortgeschrittenen Übernahmeverhandlungen mit der Kieler Nachbarwerft German Naval Yards. Man befinde sich in der „Pre Due Diligence“, sagte TKMS-Chef Oliver Burkhard. „Es wäre eine gute Opportunität, aber kein Muss“. Auf „betriebswirtschaftlichen Blödsinn“ lasse sich TKMS jedoch nicht ein, stellte er klar. Zugleich will Burkhard Gas geben: „Wir schauen uns das sehr rasch an und entscheiden sehr schnell, in den nächsten Wochen.“
Maritime Verteidigung
Die Konsolidierung auf europäischer Ebene ist ein Thema, das den TKMS-Chef nach eigener Darstellung auf vielen seiner Auslandsreisen begleitet. Deutschland könne in dieser Hinsicht der Konsolidierungsknoten für die maritime Verteidigung sein, sagte Burkhard. Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall hatte im September die Übernahme der Marinesparte der Lürssen Gruppe, Naval Vessels Lürssen (NVL), angekündigt. NVL fertigt ebenso wie German Naval Yards Kriegsschiffe wie Fregatten und Korvetten.
German Naval Yards gehört zur französischen Werftengruppe CMN Naval. Am Standort Kiel teilt sich German Naval Yards heute schon das Werksgelände mit TKMS. Die beiden Werften sind aus der früheren HDW (Howaldtswerke Deutsche Werft AG) hervorgegangen. Mitte November hatte Burkhard Gespräche mit German Naval Yards bestätigt.
Rivalität mit NVL
Die Übernahme von NVL durch Rheinmetall ändere für TKMS zunächst einmal nichts, zumal es nur Überschneidungen im Überwasserschiffbau gebe, führte der TKMS-Chef aus. Außerdem liefen derzeit keine konkreten Ausschreibungen. Allerdings könne NVL mit der finanzstarken Rheinmetall im Rücken künftig als Generalunternehmer in Ausschreibungen auftreten. Burkhard ließ durchblicken, dass erst die eigenständige Aufstellung die Gespräche mit German Naval Yards ermöglicht habe. TKMS ist seit 20. Oktober börsennotiert und erst kürzlich in den MDax aufgestiegen. Der Essener Mutterkonzern Thyssenkrupp hält aber weiterhin die Mehrheit.
Stolze Wachstumsraten
In dem im September abgelaufene Geschäftsjahr hat TKMS stolze Wachstumsraten in praktisch allen Kenngrößen erzielt. So hat sich der Auftragseingang auf 8,8 Mrd. Euro versechsfacht. Der Auftragsbestand belief sich zum Bilanzstichtag auf 18,2 Mrd. Euro und sichert die Auslastung der nächsten Jahre. Der Umsatz verbesserte sich im Berichtsjahr um 9% auf 2,2 Mrd. Euro, derweil das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um mehr als die Hälfte auf 131 Mill. Euro ausgebaut wurde. Unter dem Strich blieben 108 (i.V. 88) Mill. Euro hängen. Die Dividendenzahlung will TKMS allerdings erst für das laufende Geschäftsjahr aufnehmen. Dann sollen 30 bis 50% des Nettogewinns ausgekehrt werden.
Vorsichtiger Ausblick
Für den neuen Turnus haben sich die Kieler gleichwohl verhaltenere Ziele gesteckt. So soll sich der Umsatz weitestgehend auf Vorjahresniveau bewegen – die Spanne reicht von –1 bis +2%. Das bereinigte Ebit wird in einer Größenordnung von 100 bis 150 Mill. Euro avisiert. Finanzchef Paul Glaser ließ durchblicken, das obere Ende des Zielkorridors ins Auge zu fassen. Das muss auch so sein, ließe sich ansonsten doch die avisierte Margenverbesserung nicht erreichen. Mit der Vorlage des Berichts zum ersten Quartal soll die Prognose detailliert und eingegrenzt werden, versprach der Vorstand.

Um die Auftragsflut abzuarbeiten, wird derzeit die Kapazität am Standort Wismar ausgebaut. Dafür nimmt TKMS 200 Mill. Euro in die Hand. Einen Teil der Kosten übernimmt Norwegen, da den Skandinaviern an der zügigen Auftragsbearbeitung gelegen ist. 2026 soll die Produktion aufgenommen werden.
