Toyota verliert Marktführung an VW

Unterschiedliche Entwicklung in den wichtigsten Absatzländern - Kopf-an-Kopf-Rennen auch 2017

Toyota verliert Marktführung an VW

Gemessen am Autoabsatz hat Volkswagen im vergangenen Jahr Toyota als Weltmarktführer abgelöst. Die Japaner hatten die Spitzenposition zuvor vier Mal in Folge inne. Die Freude der Deutschen ist verhalten, und für den Toyota-Chef ist die Branchenführung “nicht wichtig”.mf Tokio – Nach vier Jahren an der Spitze der Autoliga ist Toyota von Volkswagen abgelöst worden. Im abgelaufenen Jahr verkauften die Japaner mit ihren Marken Toyota, Lexus, Hino und Daihatsu 10,175 Millionen Einheiten. Das waren nur 0,2 % mehr als 2015. Dagegen steigerte die VW-Gruppe mit ihren 14 Marken die Zahl der verkauften Fahrzeuge um 3,8 % auf 10,312 Millionen. Damit erreichten die Wolfsburger ihr Ziel der Weltmarktführung zwei Jahre früher als geplant. Doch wegen des teuren und rufschädigenden Dieselabgasskandals bleibt die Freude der Deutschen über diesen Triumph verhalten.Ausschlaggebend für den Führungswechsel war die unterschiedliche Entwicklung der beiden Gruppen auf ihren wichtigsten Märkten. Toyota zeigte mit einem Plus von 2,8 % auf 2,2 Millionen Einheiten zwar Stärke im Heimatmarkt Japan, aber in den USA ging der Absatz leicht zurück. Zudem wurde die starke Nachfrage nach Geländewagen und Pick-up Trucks weniger befriedigt, als es die Wettbewerber konnten. Zugleich sank der Absatz des Bestsellers Camry wegen eines bevorstehenden Modellwechsels. Dagegen profitierte VW als Marktführer in China von einer Steuererleichterung im Reich der Mitte und dem Wachstum des Gesamtmarktes. Dadurch stieg der VW-Absatz in China um 12,2 % auf 3,982 Millionen. Nur in Europa verkaufte VW mit 4,207 Millionen Einheiten etwas mehr.Daher wird die Marktentwicklung in China und den USA darüber entscheiden, ob VW die Branchenführung 2017 behalten kann. Die Deutschen müssen sich darauf einstellen, dass sich das Wachstum des chinesischen Automarktes nach 17 Jahren mit zweistelligen Zuwachsraten dieses Jahr deutlich verlangsamen könnte. Zudem wollen die chinesischen Automarken den Ausländern verschärfte Konkurrenz bei Preis und Qualität machen. Die Produktion der Japaner wiederum soll von 10,213 Millionen Stück 2016 – ein Zuwachs von 1,3 % – auf 10,36 Millionen steigen. Dabei erwartet Toyota höhere US-Verkäufe von Geländewagen und Trucks und einen steigenden Europa-Absatz durch die höhere Nachfrage nach Hybridfahrzeugen.Allerdings könnte der US-Markt 2016 den Höhepunkt erreicht haben. Zudem ist der “Trump-Faktor” schwer zu kalkulieren. Die Tiraden des US-Präsidenten gelten auch Toyota: Die Japaner produzierten 2016 zwar 1,38 Millionen Autos in den USA, importierten aber auch 1 Million – vor allem aus Japan, darunter zahlreiche Premiummodelle von Lexus. Sollten die USA die Importzölle erhöhen, könnte dies die Verkaufszahlen von Toyota belasten. Deswegen will Toyota-Chef Akio Toyoda am Freitag mit Premierminister Shinzo Abe eine Abwehrstrategie absprechen. Abe will sich bei seiner Begegnung mit Trump am 10. Februar für Japans Autoindustrie einsetzen.Toyota hatte die Weltmarktführung 2008 von General Motors übernommen und nur 2011 infolge von Produktionsausfällen nach der Tsunami-Katastrophe für ein Jahr verloren. Konzernchef Toyoda betont aber seit Jahren, dass die Branchenführung “nicht wichtig” für ihn sei. Toyota wird beim operativen Gewinn auch 2016 klar vor VW liegen.