Börsengang

Transoflex plant Börsengang noch in diesem Jahr

Nun ist es offiziell: Der Speziallogistiker aus Weinheim strebt im vierten Quartal einen Börsengang in Frankfurt an. Das Unternehmen wittert große Chancen, weil die Pflege von kranken oder älteren Menschen immer häufiger auch in den eigenen vier Wänden stattfindet.

Transoflex plant Börsengang noch in diesem Jahr

kro Frankfurt

− Der vornehmlich auf die Pharmaindustrie ausgerichtete Speziallogistiker Transoflex gesellt sich noch in diesem Jahr zur wachsenden Riege der Frankfurter Börsenneulinge hinzu. Durch den Verkauf neuer Aktien soll bei dem geplanten IPO ein Bruttoerlös von mindestens 130 Mill. Euro erzielt werden,  teilte   das  Unternehmen aus dem baden-württembergischen Wein­heim mit. Das Angebot soll in Abhängigkeit von den Marktbedingungen im vierten Quartal abgeschlossen werden.

„Der Börsengang ist ein wichtiger Meilenstein für uns“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von Transoflex, Wolfgang Albeck, der Börsen-Zeitung. „Wir sind in Deutschland Marktführer für aktiv temperaturgeführte Arzneimitteltransporte. Damit sind wir sehr gut aufgestellt, europäisch zu wachsen.“

Mit den Einnahmen will das 1971 gegründete Unternehmen seine Expansion zunächst in Österreich fortsetzen. Hier betreibt der Logistiker bislang sein Thermomed-Netzwerk für den Gütertransport im Temperaturbereich von 2 bis 8° Celsius. Neben dem Express-Netzwerk, in dem das Unternehmen Waren im Temperaturbereich von 15 bis 25° Celsius transportiert, ist Thermomed zwar die weitaus kleinere Sparte. Im ersten Halbjahr 2021 ist sie mit einem Umsatzplus von 9,4% im Vergleich zum Vorjahr allerdings deutlich kräftiger gewachsen als das Express-Segment, das mit 225 Mill. Euro auf einen Zuwachs von 3,6% kam. Insgesamt legten die Erlöse in den ersten sechs Monaten um 4,6% auf 264 Mill. Euro zu. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um 4% auf 31 Mill. Euro.

Mehr Kühlung benötigt

Zusätzlichen Schwung zu bekommen, erhofft sich das Unternehmen durch die zunehmende häusliche Pflege, die damit zusammenhängende Nachfrage nach temperatur­kontrollierten Express-Arzneimitteltransporten sowie absehbar strengeren Vorschriften für den Versand. Mittelfristig werden ein Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich sowie eine Steigerung der Ebitda-Marge auf etwa 15% angestrebt, hieß es. „Im E-Commerce-Bereich wird es bald mehr Anforderungen an den Versand geben“, sagt Albeck. „Hier muss zunehmend darauf geachtet werden, dass die Ware in der richtigen Temperatur ankommt. Da wird es sicher irgendwann aktiv temperierte Packstationen geben.“ Nach Angaben des Unternehmens soll der deutsche und österreichische Markt für Pharmalogistik und für den Transport hochwertiger Güter im Jahr 2025 auf ein Volumen von 12,2 Mrd. Euro kommen. Neben Medikamenten bietet Transoflex ihre Transportdienstleistungen auch für temperatursensible Güter aus anderen Bereichen wie Elektronik und Kosmetik an. Für die dafür genutzten Fahrzeuge sowie für die Firmenwagenflotte ist eine komplette Umstellung auf Elektro- oder Hybridantrieb geplant. Dazu sollen neue Geschäftsbereiche aufgebaut und bestehende Gesellschafterdarlehen zurückgezahlt werden.

Um beim Börsengang einen bedeutenden Streubesitz zu erzielen, wollen die bisherigen Gesellschafterfamilien Amberger aus Tegernsee und Schoeller aus München bzw. Zürich auch eigene Anteile verkaufen. Die Besitzer, die selbst im Logistikgeschäft unterwegs sind, hatten Transoflex­ im Jahr 2016 zu gleichen Teilen von der österreichischen Post zurückgekauft. Als Joint Global Coordinator und Joint Bookrunner sind J.P. Morgan sowie Deutsche Bank mandatiert. Jefferies und Unicredit unterstützen Transoflex als zusätzliche Joint Bookrunner.

Bis Juli haben allein in Deutschland schon 16 Unternehmen den Sprung an die Börse geschafft und dabei zusammen fast 10 Mrd. Euro eingesammelt − so viel wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr.

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