Lkw-Hersteller

Traton blickt zuversichtlicher auf das Jahr 2023

Traton geht optimistischer in die zweite Jahreshälfte. Vorstandsvorsitzender Christian Levin formulierte die bereits im Mai erhöhte Gewinnprognose anspruchsvoller. Die Lkw- und Busholding von Volkswagen profitiert auch vom Finanzierungsgeschäft.

Traton blickt zuversichtlicher auf das Jahr 2023

Traton formuliert die bereits im Mai angehobene Prognose 2023 nach dem ersten Halbjahr etwas optimistischer. Der Konzern werde am oberen Ende der Bandbreite für die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern von 7 bis 8% abschließen, sagte Vorstandschef Christian Levin in einer Telefonkonferenz. Finanzvorstand Michael Jackstein räumte angesichts eines Wertes von 8,6% im ersten Halbjahr und sogar 8,9% im zweiten Quartal ein: „Wir bleiben mit der Prognose auf der konservativen Seite.“

Traton blickt zuversichtlicher auf das Jahr 2023

Prognose für operativen Gewinn optimistischer formuliert – Weitere Preiserhöhungen für das Jahr 2024 – MAN mausert sich – Problemfall Brasilien

Traton geht optimistischer in die zweite Jahreshälfte. Vorstandsvorsitzender Christian Levin formulierte die bereits im Mai erhöhte Gewinnprognose anspruchsvoller. Die Lkw- und Busholding von Volkswagen profitiert auch vom Finanzierungsgeschäft.

mic München

Jackstein begründete dies mit makroökonomischen Risiken sowie möglichen Preisveränderungen für Energie und Rohstoffe. Levin verwies zudem auf das Geschäft von Volkswagen Truck & Bus. Angesichts sinkender regionaler Nachfrage infolge der neuen Abgasregulierung in Brasilien führe die weniger ausgeprägte Globalisierung dazu, dass die dortige Gesellschaft mehr Schwierigkeiten habe, Märkte zu finden, die aus dem Land heraus bedient werden könnten.

Zugleich betonte Levin, dass der Konzern keine Zugeständnisse bei den Preisen mache. Für das Jahr 2024 habe Traton den Kunden weitere Preiserhöhungen avisiert. Alle großen Anbieter seien vorsichtig: „Wir haben eine gute Preisdisziplin im Markt.“ Er zeigte sich zuversichtlich für 2024, ohne konkrete Ziele zu nennen.

Der optimistischer formulierte Ausblick 2023 basiert vor allem auf dem Finanzdienstleistungsgeschäft. Dessen bereinigte Rendite sank zwar im ersten Halbjahr um 2,6 Prozentpunkte auf 21,5%, lag damit aber weit über dem bisherigen Jahresziel von 10 bis 15%. Es werde auf 13 bis 18% erhöht, sagte Jackstein. Zugleich wies er darauf hin, dass mit Volkswagen Financial Services der Erwerb wesentlicher Teile des Finanzdienstleistungsgeschäfts von MAN und Volkswagen Truck & Bus vereinbart worden sei. Die finanziellen Effekte sind nicht in der Prognose-Bandbreite enthalten.

Jackstein zufolge haben darüber hinaus im zweiten Quartal alle Marken außer Volkswagen Truck & Bus von der guten Kapazitätsauslastung aufgrund stabilerer Lieferketten profitiert. Der Absatz stieg im Halbjahr auch aufgrund des kriegsbedingt niedrigen Niveaus in der Vorjahrsperiode um 22% auf 168.100 Fahrzeuge. Der Umsatz erhöhte sich dank gestiegener Preise und eines florierenden Ersatzteilgeschäfts sogar um 27% auf 22,9 Mrd. Euro. Der Ausblick für Netto-Cashflow wurde ebenfalls optimistischer formuliert.

Europa und USA stark

Levin setzte seine Vorhersage der Marktentwicklung in Europa und Nordamerika leicht hoch. Während er im Mai ein Plus von 0 bis 15% erwartete, rechnet er nun mit 5 bis 20%. Der Umsatz in Südamerika werde aber um 5 bis 20% statt um 0 bis 15% sinken. In der Summe bleibt der Halbjahresbericht bei der Prognose eines weltweiten Anstiegs von 5 bis 15%.

Es sei vielleicht überraschend, dass die Nachfrage nach Lastwagen in Europa und USA auf sehr hohem Niveau bleibe, sagte Levin. Der Traton-Analyse zufolge aber sei der Ersatzbedarf vor allem in Europa ausgeprägt. Darüber hinaus beobachte man aber eine niedrigere Transportaktivität und eine Normalisierung der Nachfrage in einigen Märkten, präzisierte Jackstein.

Levin betonte, dass er zufrieden sei mit der Traton-Marke MAN: „Die Performance ist bemerkenswert.“ Mit einer bereinigten operativen Rendite von 7,7% im zweiten Quartal zeige MAN, was die Marke leisten könne.  Die Produktion in Krakau werde wie geplant bis Ende des Jahres hochgefahren, so dass sich die Kapazität mit 300 Einheiten rund verdreifache.

Levin bekräftigte die im Mai bekanntgegebene Entscheidung, dass Scania die Produktion von eigenen Aufbauten auf Busfahrgestelle bis zum ersten Quartal 2024 einstelle. Die Pandemie habe den Markt beeinträchtigt. Man setze auf lokale Partnerschaften mit Aufbauherstellern.

Die Lieferzeiten von Traton seien länger als wünschenswert, räumte Levin ein: „Unser Auftragsbuch ist weiterhin sehr dick.“ Jedoch sank das Verhältnis von Auftragseingängen zum Umsatz um ersten Halbjahr von 1,2 auf 0,7. Den Rückgang des Eingangs von 24% im Halbjahr begründete Jackstein damit, dass in einigen Märkten die Bücher für das Jahr 2024 erst kürzlich geöffnet worden seien, um Lieferzeiten zu verkürzen. So sei das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz von Navistar mit 0,2 ungewöhnlich niedrig.  

Der Traton-Aktienkurs stieg um 1,0% auf 19,60 Euro.  Auf die Frage nach dem Streubesitz von nur 10,3% erklärte Jackstein, er könne Pläne von Mehrheitsaktionär VW nicht kommentieren. Die Anleger machten aber klar: „Die relativ niedrige Liquidität des Handelns in der Traton hindert viele von Ihnen daran, sich zu engagieren.“ Levin sagte, dass sich die Vorstandsvergütung auch nach dem Kurs richte: „Sie können sich vorstellen, was wir gerne sehen würden.“

| Quelle:
BZ+
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