Einzelhandel

Trübe Aussichten fürs Weihnachtsgeschäft

Die Aussicht im Handel auf einen versöhnlichen Jahresausklang schwindet. Der Branchenverband rechnet real mit einem dicken Umsatzminus.

Trübe Aussichten fürs Weihnachtsgeschäft

Trübe Aussichten fürs Weihnachtsgeschäft

Handelsverband rechnet real mit dickem Umsatzminus – Plädoyer für umsatzbezogene Mieten

ab Düsseldorf

Die Hoffnung im Handel auf einen versöhnlichen Jahresausklang verflüchtigt sich immer mehr. Die Konsumlaune ist ebenso schlecht wie die Stimmung der Handelsunternehmen. Entsprechend rechnet der Branchenverband HDE in diesem Jahr real mit einem satten Umsatzrückgang von 5,5%.

Die wichtigste Zeit für den Einzelhandel steht vor der Tür, doch von freudiger Stimmung gibt es weder bei Konsumenten noch bei Händlern eine Spur. Entsprechend gedämpft sind die Erwartungen des Handelsverbands Deutschland (HDE) an das Weihnachtsgeschäft, in dem einige Handelssegmente ein Viertel ihres Jahresumsatzes erlösen.

Zwar rechnet der Branchenverband für die Monate November und Dezember nominal mit einem kleinen Umsatzplus von 1,5%, wie der HDE mitteilte. Preisbereinigt ist das jedoch ein Rückgang um 5,5%. Selbst der Online-Handel werde 4% weniger umsetzen.

Krisen verunsichern

Sollte sich die Prognose bewahrheiten, würde der deutsche Einzelhandel in diesem Jahr mit knapp 650 Mrd. Euro nominal um 3% wachsen, real jedoch um 4% schrumpfen. Im stationären Handel entspräche das einem preisbereinigten Rückgang um 4%, im Online-Handel um 4,3%. Dabei waren die Erlöse im E-Commerce schon im vorigen Jahr um 7,5% gesunken.

Die Ursachen für die erwartete Entwicklung liegen auf der Hand: Neben der hohen Inflation, die sich vor allem bei Lebensmitteln bemerkbar macht, sind es die geopolitischen Krisen, die für Verunsicherung sorgen. Das untermauert auch eine repräsentative Umfrage der Auskunftei Schufa, der zufolge vor allem in der Mittelschicht die Zukunftsängste zugenommen haben. Die verfügbaren Einkommen sind seit Jahresbeginn gesunken, und jeder Zweite hat in den vergangenen sechs Monaten auf Ersparnisse zurückgegriffen. Inzwischen habe jeder fünfte Haushalt seine Rücklagen aufgebraucht, heißt es.

Hoffnung stirbt zuletzt

Zwar hebt der HDE hervor, dass der stabile Arbeitsmarkt derzeit ein Lichtblick sei. Allerdings weist die Schufa darauf hin, dass unter den Verbrauchern die Furcht vor Arbeitslosigkeit im letzten halben Jahr am stärksten zugenommen hat.

Trotz ernüchternder Aussagen aus den Handelsunternehmen – mehr als die Hälfte der vom HDE befragten Non-Food-Händler rechnet für das diesjährige Weihnachtsgeschäft mit schlechteren oder deutlich schlechteren Umsätzen, nur 15% gehen für die Monate November und Dezember von steigenden Umsätzen aus – will der Branchenverband die Hoffnung auf ein zufriedenstellendes Weihnachtsgeschäft noch nicht ganz begraben. Anlass für Zuversicht gibt dabei das Ergebnis einer Verbraucherumfrage zu den geplanten Ausgaben für Weihnachtsgeschenke. Demnach plant mehr als ein Viertel der Deutschen, mehr als 300 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Der Durchschnittswert liegt bei 295 Euro.

Zu hohe Kosten

Eine ähnliche Umfrage von EY fördert allerdings zutage, dass die Bundesbürger in diesem Jahr im Schnitt nur 250 Euro für Weihnachtsgeschenke einplanen, ein Rückgang zum Vorjahr um 2 Euro. Das sei der niedrigste Wert seit 2014.

Um die Herausforderungen zu meistern, ist es aus Sicht des HDE unerlässlich, die Kosten an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Dazu gehören auch die Mietkosten. "Die Zeiten, in denen Handelsunternehmen Höchstmieten zahlen konnten, sind vorbei. Der Trend muss noch deutlicher zu umsatzbezogenen Mieten gehen", sagte HDE-Präsident Alexander von Preen und forderte eine neue Form der Mietpartnerschaft. Hierzu liefen Gespräche mit Vermietern.

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