PPF zieht sich zurück

Berlusconi hat bei ProSieben freie Bahn

Der Weg für den italienischen Konzern Media for Europe bei der Übernahme von ProSiebenSat.1 ist frei. Die tschechische Beteiligungsgesellschaft PPF zieht sich als Aktionär zurück.

Berlusconi hat bei ProSieben freie Bahn

Berlusconi hat bei ProSieben freie Bahn

Vorentscheidung bei Übernahme: Tschechische PPF dient MFE ihr Aktienpaket an

jh München

Über die Zukunft von ProSiebenSat.1 ist eine Vorentscheidung gefallen: Die tschechische Beteiligungsgesellschaft PPF zieht sich beim deutschen Fernseh- und Streamingkonzern zurück. PPF kündigte an, den Anteil von 15,7% an ProSiebenSat.1 dem Konzern Media for Europe (MFE) anzudienen, der von der Familie Berlusconi beherrscht wird. Damit ist der Weg für MFE frei: Die Übernahmeofferte der Italiener endet nach der verlängerten Annahmefrist am 1. September um 24 Uhr. Das Ergebnis wird am 4. September erwartet.

Bis zum Ende der Frist am 13. August hatte sich MFE 43,6% der Anteile gesichert. Mit den Aktien von PPF käme das Unternehmen auf gut 60%. PPF begründet den Ausstieg damit, die Rolle als ein ebenbürtiger strategischer Investor nicht behalten zu können. MFE verfüge voraussichtlich über eine einfache Mehrheit auf den Hauptversammlungen von ProSiebenSat.1, heißt es in einer Mitteilung. „Obwohl das Angebot von MFE bislang nur begrenzte Akzeptanz gefunden hat, ist es PPF nicht gelungen, ausreichend Aktionäre zur Unterstützung der eigenen Ziele zu gewinnen.“

„Katalysator für wesentliche Verbesserung“

MFE will mit ProSiebenSat.1 und dem eigenen Fernsehgeschäft in Italien und Spanien einen europäischen Verbund bilden. PPF strebte dagegen an, das Streaming- und übrige Digitalgeschäft eines weiterhin eigenständigen Unternehmens auszubauen.

PPF hatte den Aktionären von ProSiebenSat.1 eine konkurrierende Übernahmeofferte unterbreitet und wollte damit ihren Anteil auf maximal 29,99% aufstocken und zumindest eine Sperrminorität erreichen. Allerdings wurden es nur gut 18%. Wegen des Angebots von PPF hatte MFE Ende Juli die eigene Offerte erhöht. PPF bezeichnet sich deshalb nun als „Katalysator für eine wesentliche Verbesserung der Angebotsbedingungen von MFE“.

PPF wird MFE-Aktionär

Die Aktionäre von ProSiebenSat.1 erhalten für jeden Anteil von Media for Europe eine Kombination von 4,48 Euro in bar und 1,3 A-Aktien des italienischen Konzerns. Somit wird PPF zumindest vorübergehend Aktionär von MFE. Branchenbeobachter rechnen damit, dass PPF die Anteile mittelfristig verkaufen wird – allein schon wegen der unterschiedlichen Vorstellungen über die Europastrategie.

MFE bräuchte eine Mehrheit von mindestens 75% auf der Hauptversammlung, um einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit ProSiebenSat.1 abschließen zu können. Das Ziel rückt nun in Reichweite. Der Aktienkurs von ProSiebenSat.1 reagierte am Donnerstagvormittag mit einem Anstieg um mehr als 3% auf die jüngste Entwicklung. Der Kurs von MFE sprang an der Mailänder Börse um fast 9% nach oben.

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