Tui ventiliert Fusion mit Tui Travel

Gespräche in einem "sehr frühen" Stadium - Aktien haussieren - Kein Reverse Takeover

Tui ventiliert Fusion mit Tui Travel

Europas führender Reisekonzern Tui spricht mit seiner britischen Tochter Tui Travel (56 %) über eine Fusion. Nachdem die Nachrichtenagentur Reuters über einen angeblichen Reverse Takeover berichtete, der von den Großaktionären unterstützt werde, sah sich Tui Travel zu einer Klarstellung genötigt. Nach den strengeren britischen Übernahmeregeln muss Tui bis 13. Februar erklären, was Sache ist.m. Hamburg – Gerüchte über einen Reverse Takeover haben am Mittwoch den Börsenhandel von Tui (+ 8,8 % auf 8,05 Euro) und von Tui Travel (+ 3,9 % auf 292,50 Pence) maßgeblich beeinflusst. Deshalb sah sich der Aufsichtsrat von Tui Travel zu einer Stellungnahme genötigt. Darin wurde berichtet, dass Tui kürzlich das Aufsichtsgremium von Tui Travel angesprochen habe. Dabei sei es um eine Kombination der beiden Unternehmen gegangen. Ausgang offenDie entsprechenden Gespräche seien noch in einem “sehr frühen” Stadium und der mögliche Ausgang sei völlig offen. Gesprächsbasis sei, dass eine mögliche Kombination erfolge, aber in keinem Falle als Reverse Takeover, sondern als “Nil-Premium All-Share Merger”, sprich: auf einer gemeinsamen Bewertungsbasis würden beide Bereiche auf eine neue Gesellschaft fusioniert. Niedrige BewertungDass Reverse-Takeover-Gerüchte hochkamen, ist völlig verständlich: Tui wird gegenwärtig mit 2,04 Mrd. Euro nur etwa halb so hoch bewertet wie Tui Travel mit 3,9 Mrd. Euro. Dass Tui einen so heftigen Corporate Discount kassiert, ist vor dem Hintergrund einer oftmals unstetigen Geschäftspolitik verständlich. Zudem zieht sich der Ausstieg bei Hapag-Lloyd quälend langsam dahin. Andererseits sind die schweren Assets (Ferienhotels, Flugzeuge, Kreuzfahrtschiffe) alle bei Tui angesiedelt.Richtig abgehängt in der Kursentwicklung wurde Tui aber erst durch den starken Abschluss 2011/12 von Tui Travel. Durch die Schwäche des Wettbewerbers Thomas Cook konnte Tui Travel im britischen Veranstaltergeschäft eine operative Marge von 5 % holen und wichtige Marktanteile hinzugewinnen. Von dem von Tui berichteten operativen Ergebnis (bereinigtes Ebita) von 746 Mill. Euro stammten allein 637 Mill. Euro von der britischen Tochter. Dabei half in der Umrechnung allerdings auch das starke Pfund Sterling. Bislang ein TorsoSolange Tui und Tui Travel getrennt marschieren, bleibt der von Tui-Chef Michael Frenzel angestrebte “integrierte” Touristikkonzern ein Torso. Das wichtige Veranstaltergeschäft – der Kern der Pauschalreise – war 2007 mit dem von First Choice auf die spätere Tui Travel konzentriert worden. Nachdem auch das zweite Standbein Schifffahrt rechtlich verselbständigt wurde, operierte Tui als reine Holding ohne operativen Durchgriff.Geändert werden können hätte dies durch ein Übernahmeangebot für Tui Travel. Das war auch geplant. Nur gestaltete sich der Ausstieg bei Hapag-Lloyd in einer der tiefsten und längsten Schifffahrtskrisen äußerst schwierig. Auf kreditfinanzierter Basis vorzugehen hätten die Märkte nach der kürzlich erreichten mühsamen Entschuldung kaum akzeptiert. Das Rating von Tui liegt weit im Ramschbereich.Reuters hatte unter Hinweis auf Insider berichtet, dass ein Reverse Takeover, bei dem etwa 10 Euro je Tui-Aktie gezahlt würden, von den beiden größten Aktionären Alexej Mordaschow (25 )% und John Fredriksen (15 %) unterstützt und von anderen Aktionären “konstruktiv” begleitet werde.Beide Großaktionäre haben mit ihren Tui-Investments bislang wenig Freude. Ihre Einstiegspreise – rund 16 Euro – wurden bislang nicht wieder erreicht.