Touristikkonzern

Tui verbrennt erstmals in Pandemie kein Geld mehr

Der im Verlauf der Corona-Pandemie seit März 2020 mit staatlichen Finanzhilfen von mehr als 4 Mrd. Euro gestützte Touristikkonzern Tui zeigt sich nach einer Geschäftsbelebung sowie der Verringerung des operativen Verlusts im dritten...

Tui verbrennt erstmals in Pandemie kein Geld mehr

ste Hamburg

Der im Verlauf der Corona-Pandemie seit März 2020 mit staatlichen Finanzhilfen von mehr als 4 Mrd. Euro gestützte Touristikkonzern Tui zeigt sich nach einer Geschäftsbelebung sowie der Verringerung des operativen Verlusts im dritten Geschäftsquartal zuversichtlicher. Vorstandschef Friedrich Joussen sprach bei der Präsentation der Neunmonatszahlen von einem erfolgreichen Neustart der Geschäftsaktivitäten in den europäischen Märkten.

Die Nachfrage nach Urlaubsreisen bleibe hoch: Seit den im Mai präsentierten Zahlen für die ersten sechs Monate des Geschäftsjahres seien bei dem Konzern vor allem aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Polen im Zuge gelockerter Reisebeschränkungen rund 1,5 Millionen Buchungen eingegangen. Für den Sommer des laufenden Jahres zählt das Unternehmen derzeit 4,2 Millionen Buchungen. Die durchschnittlichen Preise seien aufgrund des hohen Anteils an Pauschalreisen bei den aktuellen Buchungen um 9% höher als für den Vor-Corona-Sommer 2019.

Die Kapazität für die Kernmonate des Sommerprogramms 2021 (Juli bis Oktober) passte die Tui gleichwohl auf 60% von zuvor rund 75% des Programms vom Sommer 2019 an. Zurückzuführen ist der Schritt vor allem auf das späte Anziehen des Geschäfts mit Kunden in Großbritannien, dem neben Deutschland wichtigsten Markt für das Unternehmen. In England hätten die Reisen erst Mitte Juli wieder aufgenommen werden können. Nachfrage und Buchungen dort würden sich im vierten Quartal widerspiegeln, so Joussen.

Die Buchungen für die Monate Juli bis Oktober lagen zuletzt (8. August) um 56% unter dem Niveau des gleichen Vorkrisenzeitpunkts 2019. Zum Ende des dritten Quartals waren 283 Hotels und damit 79% des gesamten Hotelbestands geöffnet, verglichen mit 122 Hotels am Ende des ersten Halbjahrs. Zudem waren acht Kreuzfahrtschiffe im Einsatz. Das Geschäft komme zurück und die Transformation der Tui zeige deutlich Wirkung, meinte der Vorstandsvorsitzende.

Mit dem operativen Neustart ging im dritten Quartal ein Umsatzanstieg auf 650 (i.V. 72) Mill. Euro einher. Gleichwohl steht nach neun Monaten ein Erlösrückgang um fast 80% auf 1,37 Mrd. Euro zu Buche. Der bereinigte operative Verlust (Ebit) blieb mit –1,98 (–1,96) Mrd. Euro auf Vorjahresniveau, wobei das dritte Quartal mit –670 Mill. (–1,17 Mrd. Euro) deutlich besser ausfiel.

Mit dem Wiederanstieg der touristischen Anzahlungen erreichte die Tui im dritten Quartal erstmals seit Beginn der Pandemie einen positiven Cash-flow vor Finanzierungstätigkeit von 320 Mill. Euro. Die verfügbaren Mittel beliefen sich infolge verschiedener Refinanzierungsmaßnahmen zuletzt (9. August) auf 3,1 Mrd. Euro, rund 1,4 Mrd. Euro mehr als im Mai. Ende Juli erhielt die Tui von ihrem Bankenkonsortium und der KfW durch Verlängerung der Laufzeit der revolvierenden Kreditfazilitäten über insgesamt 4,7 Mrd. Euro bis 2024 mehr Luft zum Abbau des Schuldenbergs und für eine mögliche Kapitalerhöhung. Die Nettoverschuldung stieg zum 30. Juni auf gut 6,3 Mrd. Euro. An der Londoner Börse gab die Tui-Aktie am Donnerstag um 1,1% auf 329 Pence nach.

Tui
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate *
                   in Mill. Euro2020/20212019/2020
Umsatz13666710
Bereinigtes Ebit−1979−1967
 Urlaubserlebnisse−600−572
 Märkte & Airlines−1333−1277
 Übrige−46−118
Ebit−2047−2202
Konzernergebnis−2438−2325
Ergebnis je Aktie (Euro)−2,66−3,98
Operativer Cash-flow−1089−1959
Eigenkapitalquote (%)−3,66,4
Nettoverschuldung63495866
*) Geschäftsjahr zum 30.9.Börsen-Zeitung