Tui will an der Kostenschraube drehen – Aktie steigt
Tui will an der Kostenschraube drehen
Konzern kommt bei Bilanzreparatur voran – Reisenachfrage in die USA knickt ein – Aktie steigt
hei Frankfurt
Fortschritte bei der Digitalisierung und der Ausbau der Vertriebsplattform sollen bei der Tui „erhebliche Kosteneinsparungen" ermöglichen und die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns insbesondere in neuen Reisesegmenten, etwa bei individuellen Städtetrips, steigern. Dies solle dazu dienen, den Cashflow zu verbessern und die Bilanz weiter zu stärken, sagte Konzernchef Sebastian Ebel im Pressegespräch bei der Vorlage der Neunmonatszahlen.
Details im Dezember
Details zu den erwarteten Einsparungen will der Touristikriese erst im Dezember nennen. Ebel betonte allerdings, dass es „keinen disruptiven Stellenabbau“ geben werde, stattdessen verwies er unter anderem auf die laufende Fluktuation. Die im MDax notierte Tui-Aktie, die im Jahresverlauf dem MDax hinterherhinkt, kletterte in der Spitze bis zu 6,5%.
Schwächen ausgeglichen
Unterdessen steht Tui nach neun Monaten im laufenden Geschäftsjahr 2024/25 (per 30.09.) besser da als vom Management ursprünglich erwartet, so dass die Prognose beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Underlying Ebit) auf Basis konstanter Wechselkurse auf ein Plus von 9 bis 11% nach zuvor 7 bis 10% angehoben wurde. Ebel räumte ein, dass Tui vor allem im deutschen Heimatmarkt einen starken Rückgang der Buchungen in die Feriendestinationen des Nahen Osten spüre. Auch die Reisenachfrage in die USA leide darunter, dass die US-Administration zahlreiche Hürden für Einreise und Aufenthalt gesetzt habe. Diese schreckten Touristen ab. Insgesamt habe Tui dies aber aufgrund ihrer unterschiedlichen globalen Urlaubsangebote ausgleichen können.

Triebfeder des Erfolgs sind die Urlaubserlebnisse und dabei insbesondere das Kreuzfahrtgeschäft. Die Sparte steigerte ihre operatives Ergebnis im dritten Quartal um gut 57% und war damit im wesentlichen für den Gewinnsprung der gesamten Sparte verantwortlich. Auch bei der größten Sparte Markets + Airlines gab es im Berichtsquartal ein Ergebnisplus von 33 Mill. Euro, allerdings schreibt die Region West (Frankreich und Benelux) anhaltend hohe Verluste. Nach neun Monaten sind bei Markets + Airlines insgesamt Verluste von 440 Mill. aufgelaufen. Tui will einerseits die eigene Airline verstärkt heran ziehen, um Destinationen mit eigenen Hotels anzusteuern, allerdings kämpft das Unternehmen gegenüber anderen Fluggesellschaften mit Kostennachteilen.
Mehr Eigentum bei Flugzeugen
Der Vorstand geht indes davon aus, dass die Transformation der Sparte vorankommt. Finanzchef Mathias Kiep hob hervor, dass der vor kurzem emittierte Schuldschein über 250 Mill. Euro zur vorzeitigen Ablöse von teuren Leasingverträgen verwendet werden konnte und die Bilanz an dieser Stelle nun „optimiert“ sei. Ebel betonte darüber hinaus, dass die Übernahme von Flugzeugen in Eigentum die operative Flexibilität bei der Steuerung der Flugzeugflotte erhöhe, was die Wettbewerbsfähigkeit der Tui stärke.
Schuldenlast gemindert
Die Nettoverschuldung wurde durch die Transaktion nicht berührt. Sie sank nach neun Monaten gegenüber Vorjahr leicht auf 1,9 (2,1) Mrd. Euro. Im Gesamtjahr soll sie nochmals geringer sein als die 1,6 Mrd. Euro im Jahr 2023/24. Die Zinsbelastung sank im Dreivierteljahr per Ende Juni bereits deutlich auf 176 (236) Mill. Euro, im gesamten Turnus wird sie nun „etwas unterhalb“ der bisher kommunizierten Spanne von 260 bis 280 Mill. Euro erwartet.
In der laufenden Sommersaison hat Tui die Auslastung der eigenen Hotels & Resorts steigern und den durchschnittlichen Tagespreis um 6% erhöhen können. Gleichwohl gebe es einen anhaltenden Trend zu späten Buchungen. In Deutschland zeichnet sich ein Rückgang um 5% gegenüber Vorjahr ab, in Großbritannien ein Anstieg um 1%. 86% des Programms sind verkauft. Das Wintergeschäft lasse sich positiv an.