Tui zahlt erste Dividende nach der Coronakrise
Tui zahlt erste Dividende nach der Coronakrise
Tui zahlt erste Dividende nach der Coronakrise
Touristikkonzern will Ergebnisdynamik halten – Veranstaltergeschäft das Haar in der Suppe – Vorstand kündigt Kostensenkung um 250 Mill. Euro an – Aktie fällt
hei Frankfurt
Der während der Corona-Pandemie von der Insolvenz bedrohte Reiseriese Tui schüttet nach einem Gewinnsprung im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/25 (per 30.09.) erstmals wieder eine Dividende aus. Die Aktionäre des MDax-Konzerns, dessen Titel dem Index seit Jahresbeginn deutlich hinterher laufen, sollen 0,10 Euro je Anteilsschein erhalten. Konzernchef Sebastian Ebel sagte während der Bilanzpressekonferenz, dass „profitables Wachstum“ die Grundlage für die Wiederaufnahme der Aktionärsvergütung bilde. Künftig will die Tui 10 bis 20% des bereinigten Ergebnis je Aktie ausschütten. Dieses kam im vergangenen Jahr satte 30% auf 1,34 Euro voran, noch deutlich stärker als die bisher wichtigste operative Steuerungsgröße, die das Unternehmen am Kapitalmarkt kommuniziert, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (underlying Ebit). Das sprang im zurückliegenden Turnus zu konstanten Wechselkursen um knapp 13% auf 1,46 Mrd. Euro.
„Meilenstein“ bei Entschuldung
Die Tui hat seit dem Ende der Pandemie den Fokus darauf gelegt, die Innenfinanzierungskraft des Konzerns wieder zu stärken. Finanzvorstand Mathias Kiep erklärte in diesem Zusammenhang die Reduzierung der Nettoverschuldung um 20% auf 1,3 Mrd. Euro sei ein „Meilenstein“ für den Touristikriesen. Sie entspricht nun einem Faktor 0,6 des bereinigten Ebit. Damit ist die Tui von ihrer Zielgröße, den Faktor 0,5, nicht mehr weit entfernt.
Bei den Anlegern kamen die Botschaften dennoch nicht gut an. Die Tui-Aktie, die von der Deutschen Bank kürzlich in die Top Ten-Germany-Liste aufgenommen wurde, weil die Analysten Nachholbedarf im Kurs sehen, fiel in der Spitze um rund 6%, grenzte die Verluste zwar später ein, blieb jedoch gegenüber Vortag in negativem Terrain. Allerdings hatte das Papier seit Anfang November um ein Fünftel zugelegt.
Etwas weniger Tempo
Im laufenden Jahr schaltet das Unternehmen beim Wachstum leicht zurück. Der Konzernumsatz, der zuletzt um 4,4% auf 24,2 Mrd. Euro zugelegt hatte, soll in einer Spanne von 2 bis 4% voran kommen, beim bereinigten Ebit bleibt es bei einem avisierten Zuwachs von 7 bis 10%, den Tui 2024/25 übertroffen hat. Ertragstreiber waren die Urlaubserlebnisse, also das Hotel- und Kreuzfahrtgeschäft sowie die junge Sparte Musement, Angebote an die Kunden am Urlaubsort. Sie stehen zusammen für rund 85% vom operativen Konzerngewinn, vor allem die Kreuzfahrtsparte brillierte mit einem Plus von fast 30%. Demgegenüber musste das Veranstaltergeschäft, die Division Märkte & Airlines, einen Ergebniseinbruch von 34% auf 200 Mill. Euro hinnehmen. Ebel erklärte, hier habe Tui „bedeutenden Raum für Verbesserungen“ und kündigt zugleich bereits für das laufende Jahr ein steigendes Ergebnis des Bereichs an. „Wir werden erste Ergebnisse der Transformation sehen“, so der Vorstandschef. Im Westen waren vor allem die Benelux-Länder ein Verlustbringer, während die Region Nordic, wo der wichtige britische Markt mit erfasst ist, gedreht werden konnte. Gleichwohl hätten hohe „Transformationskosten“, namentlich in der IT, sowie verzögerte Flugzeugauslieferungen bei Boeing das Zahlenwerk belastet. 2026 sollen 20 neue Flugzeuge kommen.
Bei IT-Kosten Peak erreicht
Nun will Tui aber nochmals den Kosten zu Leibe rücken. Bis Ende 2028 soll Markets & Airlines 250 Mill. Euro einsparen. Ebel wich der Frage aus, ob dies mit einem Personalabbau erzielt werden soll, betonte aber, dass Tui als Konzern insgesamt nicht weniger Personal haben werde und andere Bereiche auch ausbaue. Überdies sei in der Division der „Peak der IT-Kosten überschritten“. Zugleich kündigte der Manager kontinuierliche Investitionen in KI an, um das eigene Plattform-Modell zu stärken. Seit Ende der Pandemie hat die Tui von einem starken Nachholbedürfnis nach Reisen profitiert. Der Vorstand rechnet nun mit einer „Beruhigung“ am Reisemarkt. Für die Wintersaison zeigen die Buchungen ein Umsatzplus von 1%.
