Tuifly hebt nicht mit Niki ab
Die Verhandlungen zwischen Tuifly und Etihad zur Gründung eines gemeinsamen Ferienfliegers sind erfolglos beendet. Die Golf-Airline strebt offenbar eine Gesamtlösung für Air Berlin inklusive der Charterlinie Niki an.ab/ge Düsseldorf/Berlin – Auf der Suche nach einer Lösung für die hochdefizitäre Air Berlin schlägt der arabische Großaktionär Etihad erneut einen Haken. Wie der Reisekonzern Tui mitteilte, hat die Golf-Airline die weit gediehenen Gespräche zur Gründung einer gemeinsamen Ferienfluggesellschaft mit Tui völlig überraschend abgebrochen.”Etihad strebt offenbar eine Perspektive für das Gesamtunternehmen Air Berlin/Niki an”, schrieb Tui-Vorstandsmitglied Sebastian Ebel in einem Brief an die Belegschaft des hauseigenen Ferienfliegers. Erst kürzlich machten Spekulationen die Runde, Etihad stehe kurz davor, Banken mit dem Ausloten strategischer Optionen für Air Berlin zu beauftragen, an der die Araber gut 29 % der Anteile halten. Air Berlin, die nach Lufthansa zweitgrößte Fluggesellschaft der Republik, kämpft seit Jahr und Tag gegen ihren Absturz. Nur dank milliardenschwerer Finanzspritzen des Großaktionärs aus Abu Dhabi konnte dieser bislang verhindert werden.Im Zuge des geplanten Joint Venture mit Tuifly hatte Etihad Air Berlin eine knapp 50-prozentige Beteiligung an Niki für überraschend hohe 300 Mill. Euro abgekauft und den Berlinern damit erneut kurzfristig das Überleben gesichert. Die Geduld von Etihad scheint jetzt aber allmählich erschöpft. So wurde zu Anfang des Jahres nicht nur Air-Berlin-Chef Stefan Pichler vor die Tür gesetzt, sondern auch James Hogan, CEO von Etihad, muss zum Ende dieses Monats seinen Hut nehmen.”Etihad hat entschieden, die Gespräche mit uns nicht fortzuführen und die Vereinbarung aus dem Dezember 2016 nicht zu erfüllen”, heißt es weiter im Mitarbeiterbrief der Tui. Das sei bedauerlich, aber nicht zu ändern. Hinter vorgehaltener Hand wird von einem Führungsvakuum bei Etihad gesprochen, das die Verhandlungen in den vergangenen Wochen stark belastet habe. Tuifly hatte zunächst gehofft, dass Etihad angesichts der Führungskrise einfach mehr Zeit benötigt. NeupositionierungTui wie Air Berlin bemühten sich, die Auswirkungen auf das eigene Haus kleinzureden: Bei den abgebrochenen Verhandlungen zwischen Etihad und Tui handele es sich ausschließlich um eine Änderung der Gesellschafterstruktur, dies habe folglich keine Auswirkungen auf den Flugbetrieb der Berliner Gruppe, teilte Air Berlin mit – “der Niki-Winterflugplan ist freigeschaltet und Niki fliegt weiterhin verlässlich zu den Warmwasserdestinationen.” Nahezu wortgleich formuliert Tui: “Die Beendigung der Gespräche hat keine konkrete Auswirkung auf den Flugbetrieb oder die Arbeitsplätze. Auch der Wet-Lease-Vertrag mit Niki bleibt unverändert.” Im Rahmen dieses Vertrags hat Tui seit längerem 14 Flugzeuge an Niki vermietet. Mit dem Joint Venture hatte Tui auch für den Fall vorsorgen wollen, dass Air Berlin die Luft ausgeht.Ungeachtet der beendeten Gespräche will Tui die eingeleiteten Maßnahmen im Rahmen des Effizienzprogramms “Success” fortsetzen, um den Ferienflieger wettbewerbsfähiger aufzustellen. Zeitnah werde man sich mit den Arbeitnehmervertretern zusammensetzen, um die langfristige Zukunft sicherzustellen, wird angekündigt. Die Antwort der Gewerkschaft der Flugbegleiter, Ufo, ließ nicht lange auf sich warten: Das Tui-Management sei nun gefordert, einen Alternativplan vorzulegen. Tui solle sich aktiv in die anstehende Konsolidierung im Ferienfluggeschäft einbringen, fordert die Gewerkschaft.Zwar merkt auch Tui an, dass angesichts der Überkapazitäten an der Konsolidierung wohl kein Weg vorbeiführe, in der Führungsrolle sehen sich die Hannoveraner aber nicht: “Tui bleibt offen für eine Partnerschaft oder die Gründung von Gemeinschaftsunternehmen, wenn dies dem strategischen Ziel dient, diesen Markt neu zu gestalten.”In Berlin wird währenddessen so getan, als ob sich durch die Absage des geplanten Joint Venture nichts geändert habe. Air Berlin und die konsolidierte Tochter Niki seien getrennte Firmen mit auseinandergezogenen Flugplänen. Damit ändere sich auch nichts bei den Gesprächen mit Lufthansa. Es gehe jetzt darum, gemeinsam mit Etihad eine langfristige Lösung für die Zukunft zu finden.