scd Frankfurt – Wenige Wochen nach der Grundsatzentscheidung und wohl mitten in den finalen Verhandlungen legt der Volkswagen-Konzern die Pläne für sein neues Werk in der Türkei nahe Izmir wieder auf Eis. Eine türkische Tochtergesellschaft war bereits Anfang Oktober gegründet worden. Nun entschied sich der Vorstand mit Blick auf die türkische Invasion in Nordsyrien, die international heftige Kritik und erste Sanktionen der USA nach sich gezogen hat, für eine Verschiebung der Entscheidung über das Werk.Für die Ansiedlung der Produktionsstätte, in der 5 000 neue Jobs entstehen und 300 000 Autos jährlich vom Band rollen sollten, hatten sich auch andere Länder interessiert. Zuletzt war dem Vernehmen nach allerdings nur noch Bulgarien im Rennen. Das EU-Land dürfte nun neue Hoffnung schöpfen.Zumal der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, mit dem VW-Chef Herbert Diess persönlich verhandelt haben soll, noch keinerlei Bereitschaft erkennen lässt, dem internationalen Druck nachzugeben. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sagte “Spiegel Online”, er könne sich nicht vorstellen, dass Volkswagen unter diesen Bedingungen in der Türkei eine Milliardeninvestition vornimmt. Allerdings gehe es um einen Aufschub und keine komplette Absage des Vorhabens. Er hoffe, dass sich die Verhältnisse in der Türkei normalisierten.Den Ausschlag für die Türkei sollen ursprünglich staatliche Fördermittel und die bereits vergleichsweise stark ausgeprägte Autoindustrie mit qualifizierten Arbeitskräften gegeben haben. Unter anderem fertigen die Zulieferer Bosch und Continental sowie Toyota und Ford in dem Nato-Mitgliedstaat. Daimler produziert dort ebenso Busse und Lastkraftwagen wie die Traton-Tochter MAN. Insgesamt sind mehr als 6 000 deutsche Unternehmen in der Türkei angesiedelt, darunter neben Industrieunternehmen wie Siemens auch Bekleidungshersteller wie etwa Hugo Boss. – Wertberichtigt Seite 6