Übeltäter, Bauernopfer, Sündenböcke, Opferlämmer

Bei Steinhoff lässt das Unternehmen in der Mitteilung wenig Zweifel über den Grund des Wechsels

Übeltäter, Bauernopfer, Sündenböcke, Opferlämmer

ds Frankfurt – Auch hierzulande gab es im Jahr 2017 eine ganze Reihe von Chefwechseln, die alles andere als glatt liefen. Zu den holprigsten CEO-Abgängen unter den in Deutschland börsennotierten Werten gehört der abrupte Wechsel beim Möbelkonzern Steinhoff. Dort musste CEO Markus Jooste nach rund vier Jahren auf dem Posten im Dezember Knall auf Fall gehen. Der von Exechange (* siehe Anmerkung oben) festgelegte Push-out Score beträgt 10 und trägt dem offen erzwungenen Abtritt Rechnung. Formal ein RücktrittFormal betrachtet reichte Jooste sein Rücktrittsgesuch ein, wie der Unternehmensmitteilung zu entnehmen ist. Ein expliziter Grund für den Abschied wird zwar nicht genannt. Doch bringt das Unternehmen die Nachricht vom Rücktritt des CEO offen in Zusammenhang mit Untersuchungen wegen Unregelmäßigkeiten bei Buchungsvorfällen, so dass kein Zweifel daran besteht, dass Steinhoff dafür den Chef persönlich verantwortlich macht und er unter extremem Druck gehen muss. Ob er sich dabei gezwungen sah zu gehen oder gezwungen wurde zu gehen, ist bei der Festlegung des Push-out Score unerheblich. Bezeichnend ist auch, dass Steinhoff einen Tag später explizit betont, dass der Finanzchef im Amt bleibe, weil es keine Indizien dafür gebe, dass er in irgendeiner Weise in die Machenschaften involviert gewesen sei. Das ist äußerst ungewöhnlich, ist doch bei Bilanzskandalen in der Regel der Finanzchef der Erste, der gehen muss – wenn auch manchmal nicht als Übeltäter, sondern als Bauernopfer, Sündenbock oder Opferlamm.In der englischsprachigen Mitteilung von Steinhoff erhält Jooste keine Anerkennung für konkrete Erfolge, kein Lob, kein ausdrückliches Dankeswort, kein Wort des Bedauerns und keine guten Wünsche, was die Beobachtung untermauert, dass er in Schimpf und Schande weicht.Nicht ganz so holprig, aber nicht minder spektakulär kündigten Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter (Push-out Score: 10), der in eine Insiderhandelsuntersuchung verwickelt war, und ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling (Push-out Score: 7) nach unpassenden Äußerungen über seine Zielgruppe den Rückzug an. Stada-CEO Matthias Wiedenfels (Push-out Score: 8) trat aus “persönlichen Gründen” im Übernahmekampf ab. Bei Pfeiffer-Vacuum-CEO Manfred Bender (Push-out Score: 10) griff der Aufsichtsrat unter Großaktionär Busch zum brutalstmöglichen Rauswurf, der nach deutschem Recht möglich ist: der Abberufung.