Uber schluckt Postmates

Aktiendeal über 2,65 Mrd. Dollar - Konsolidierung unter US-Essensdiensten - Pandemie beflügelt Geschäft

Uber schluckt Postmates

hek Frankfurt – Der US-Fahrdienstvermittler Uber baut das Geschäft seiner Tochtergesellschaft Uber Eats mit der Akquisition des amerikanischen Essensdienstes Postmates für 2,65 Mrd. Dollar aus. Damit setzt sich die Konsolidierung der Essenslieferbranche fort. Im Juni hatte die niederländisch-britische Just Eat Takeaway ein Kaufangebot über 7,3 Mrd. Dollar für den Postmates-Konkurrenten Grubhub lanciert.Wie Uber Technologies mitteilt, wurde eine definitive Übernahmevereinbarung geschlossen. Der Deal ist als reiner Aktientausch konzipiert, bei dem Uber etwa 84 Millionen Anteile ausgibt. Für die Mehrheit der Postmates-Aktien, die nicht börsennotiert sind, lägen Zusagen vor, die Transaktion zu unterstützen. Die Boards beider Unternehmen hätten dem Deal zugestimmt. Der Abschluss wird im ersten Quartal 2021 erwartet. Bei einer Finanzierungsrunde im vergangenen Jahr war Postmates mit 2,4 Mrd. Dollar bewertet worden.Essenslieferdienste erleben derzeit infolge der Coronakrise einen Nachfrageboom. Uber Eats zum Beispiel hat ihre Buchungen nach eigenen Angaben im zweiten Quartal mehr als verdoppelt.Der Deal hilft Uber Eats, Boden gegen Doordash, dem aktuellen Marktführer in den Vereinigten Staaten, gutzumachen. Postmates konnte mit dem schnellen Wachstum von Doordash nicht Schritt halten, gilt aber als stark in Los Angeles und im amerikanischen Südwesten. Der Wettbewerb auf dem US-Markt, in dem sich auch viele kleine Anbieter tummeln, hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verschärft. Grubhub gilt als Nummer 2, gefolgt von Uber Eats. Postmates liegt abgeschlagen auf Rang 4.An der Börse kam der Deal gut an: Uber-Aktien legten am Montag im frühen Handel mehr als 5 % zu. Der Konzern will im Geschäft mit Essenslieferungen erklärtermaßen wachsen. Mit der Expansion würde Uber ihre Abhängigkeit vom Kerngeschäft mit Fahrdienstleistungen verringern, das von der Pandemie schwer getroffen wird. Das Management war auch an der börsennotierten Grubhub interessiert, kam aber nicht zum Zuge. Postmates hatte im Februar 2019 Pläne für einen Börsengang bekanntgemacht, ein IPO hat aber bisher nicht stattgefunden. Das im Jahr 2011 gegründete Unternehmen war eines der ersten, das in den USA die Bestellung von Mahlzeiten über eine App anbot. Als CEO fungiert der deutsche Internetunternehmer Bastian Lehmann, der wie Sean Plaice und Sam Street zu den Co-Gründern gehört. Das Headquarter befindet sich in San Francisco.Postmates sei in hohem Maße komplementär zu Uber Eats, hebt Uber unter Verweis auf die unterschiedlichen geografischen Schwerpunkte der beiden Essensdienste und die guten Beziehungen von Postmates zu kleinen und mittleren Restaurants hervor. Die Postmates-App werde als separater Dienst fortgeführt. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg soll Uber-Eats-Chef Pierre-Dimitri Gore-Coty das kombinierte Geschäft steuern. Lehmann und sein Team blieben an Bord. Die US-Bank J.P. Morgan steht Postmates als Finanzberater zur Seite, rechtliche Unterstützung kommt von Latham & Watkins.Wettbewerber Delivery Hero äußert sich weiter zuversichtlich, die im vergangenen Dezember angekündigte Woowa-Übernahme in der zweiten Jahreshälfte 2020 unter Dach und Fach zu bringen. Analysten hatten anfangs mit einer wohlwollenden Haltung der koreanischen Wettbewerbshüter gerechnet. Inzwischen stuft die Schweizer Großbank UBS die Wahrscheinlichkeit der Transaktion eher auf 50 zu 50 ein.Mit dem Deal von Just Eat Takeaway und Grubhub entsteht nach Angaben der beiden Unternehmen der größte Essenslieferant außerhalb Chinas, gemessen an Umsatz und Bruttowarenvolumen. Uber betonte damals, die Branche brauche eine Konsolidierung. Das bedeute aber nicht, “dass wir an jedem Deal, zu jedem Preis, mit jedem Player interessiert sind”. Uber Eats soll aufgrund möglicher kartellrechtlicher Bedenken auf Abstand zu Grubhub gegangen sein. – Wertberichtigt Seite 6