Unilever stellt Lipton zum Verkauf

Konsumgüterkonzern verfehlt Wachstumsziel - Gewinn bricht um 40 Prozent ein - Maues Eisgeschäft

Unilever stellt Lipton zum Verkauf

Unilever stellt ihr Teegeschäft – u. a. die Marke Lipton – zum Verkauf. Darüber hinaus berichtete der Konsumgüterkonzern von einem schwierigen Jahr 2019 mit schleppenden Geschäften auf wichtigen Märkten, etwa Asien. Das langfristige Wachstumsziel von 3 bis 5 % wurde verfehlt, soll aber 2020 erreicht werden.md Frankfurt – Der niederländisch-britische Konsumgüterkonzern Unilever stellt sein Teegeschäft mit Marken wie Lipton und Pukka ins Schaufenster. “Wir werden alle Optionen für das Geschäft prüfen”, sagte Finanzchef Graeme Pitkethly. Das schließt eine Veräußerung ein.Darüber hinaus berichtete CEO Alan Jope von einem schwierigen Jahr auf wichtigen Märkten. 2019 setzte der Markenhersteller (Knorr, Pfanni, Axe, Dove u. a.) 52 Mrd. Euro um; den Angaben zufolge ist das auf vergleichbarer Basis ein Plus von 2,9 %. Damit blieb Unilever leicht unter dem selbstgesteckten Ziel eines Wachstums von mindestens 3 %, das aber bereits im Dezember wegen schleppender Geschäfte im südlichen Asien und in Westafrika kassiert worden war (vgl. BZ vom 18.12.2019). Im Markt waren daher Umsatzhöhe und Wachstumsrate weitgehend erwartet worden. Unbereinigt, d. h. Wechselkurseffekte, Zu- und Verkäufe sowie weitere Sondereffekte miteingerechnet, stiegen die Konzernerlöse von 2018 auf 2019 um 2 %.Mit einem Umsatzplus von (bereinigt) 6,1 % auf 10,8 Mrd. Euro entwickelte sich erneut die Haushaltspflege (u. a. Wasch- und Reinigungsmittel wie Coral, Viss und Domestos) am stärksten – doch von den drei Bereichen trägt dieser am wenigsten zum Konzernumsatz bei (siehe Grafik). In der mit 21,9 Mrd. Euro größten Sparte Schönheits- und Körperpflege – hier war das Wachstum von 2,6 % das schwächste seit zehn Jahren – und im mit 19,3 Mrd. Euro knapp dahinter folgenden Bereich Lebensmittel & Erfrischungen (+1,5 %) ging es dagegen nur leicht bergauf. Den Rückgang der Eisverkäufe in Europa (Langnese, Ben & Jerry’s, Cornetto, Cremissimo u. a.) erklärt Unilever mit den zuletzt sehr heißen Sommern.Im laufenden Jahr peilt Jope – wie schon 2019 – ein Erlöswachstum in der unteren Hälfte des Zielkorridors von 3 bis 5 % an. Im Schnitt rechnen Analysten derzeit mit etwas über 3 %. Der CEO erwartet gegenüber dem vierten Quartal 2019 – das mit einem bereinigten Umsatzwachstum von 1,5 % zwar schwach, aber etwas besser ausfiel, als Analysten erwartet hatten – in der ersten Hälfte 2020 zwar eine Verbesserung, doch werde der Wachstumskorridor dann noch nicht erreicht. Deutlicher aufwärts werde es im zweiten Halbjahr gehen.Die Auswirkungen des Coronavirus auf das Geschäft seien derzeit noch nicht absehbar, erklärte Jope.Beim operativen Gewinn rechnet der Markt für 2020 mit rund 10,6 Mrd. Euro. Dieser brach im Vorjahr im Vergleich zu 2018 um 31 % von 12,6 Mrd. auf 8,7 Mrd. Euro ein. Unter dem Strich verringerte sich der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um 40 % auf 5,6 Mrd. Euro. 3 Mrd. Euro Umsatz mit TeeNoch ist Unilever nach eigenen Angaben der weltweit größte Teeanbieter mit Marken wie Lipton, Pukka und Brooke Bond. Damit könnte es aber in näherer Zukunft vorbei sein. Zwar sei das Segment dank steigender Preise zuletzt gewachsen, der Absatz gehe jedoch aufgrund der sinkenden Nachfrage in den Industrieländern seit Jahren zurück. Verbraucher kauften immer häufiger Kräutertees, dagegen gingen die Erlöse mit schwarzem Tee zurück, heißt es. Schwarztee macht aber den wesentlichen Teil des Unilever-Teegeschäfts aus, das etwa 3 Mrd. Euro Umsatz weltweit bringt. Bis Mitte des Jahres soll eine Entscheidung über die Zukunft des Teegeschäfts fallen.Alan Jope, der Anfang 2019 an die Spitze von Unilever gerückt war, hatte im Sommer angekündigt, dass man sich verstärkt auf Nachhaltigkeit statt nur auf Wachstum konzentrieren wolle. Das breite Markenportfolio wolle er straffen und sich auf schnell wachsende Marken wie Dove und Knorr fokussieren, die fast zwei Drittel des Konzernumsatzes ausmachen. Marken wie Magnum (Speiseeis), Marmite (eine besonders im englischsprachigen Raum bekannte Würzpaste) und Pot-Nudeln gehörten dagegen nicht zu den Treibern.Während Lebensmittelriesen wie Nestlé und die Brauereigruppe Anheuser-Bursch Inbev bereits für viele Milliarden Dollar ver- und gekauft haben, weil sie sich ebenfalls auf wachstumsstarke Geschäftsfelder und Marken fokussieren, hat Unilever bislang als einzigen großen Deal den Verkauf der Brotaufstriche (Rama, Flora, Lätta u. a.) abgeschlossen; für 6,8 Mrd. Euro ging das Geschäft 2018 an KKR. Im vergangenen Jahr wurden Aktivitäten für gerade mal 169 Mill. Euro veräußert und für 1,2 Mrd. akquiriert.