Gasengpass

Uniper muss Liquidität sichern

Der größte deutsche Abnehmer von russischem Gas hat laut Alarm geschlagen. Uniper zieht die Ergebnisprognose zurück, bekennt einen Liquiditätsengpass und ruft nach Staatshilfe.

Uniper muss Liquidität sichern

ak Düsseldorf – Uniper dringt nach der deutlichen Gewinnwarnung auf Hilfe vom Staat. „Die Geschäftsentwicklung hat sich durch den Krieg in der Ukraine und die in der Folge stark reduzierten Gaslieferungen aus Russland spürbar verschlechtert“, konstatierte Konzernchef Klaus-Dieter Maubach nach der am späten Mittwochabend versandten Ad-hoc-Meldung. Uniper kümmert sich nun um die Sicherung der Liquidität. „Daher sprechen wir jetzt mit der Bundesregierung erneut über Stabilisierungsmaßnahmen, für die eine Reihe von Instrumenten in Frage kommen wie zum Beispiel Garantie- und Sicherheitsleistungen, Erhöhung der aktuellen Kreditfazilität bis hin zu Beteiligungen in Form von Eigenkapital“, führte Maubach aus. Der Versorger hatte bereits vor der russischen Invasion in die Ukraine eine Kreditfazilität der KfW in Höhe von 2 Mrd. Euro vereinbart, diese aber bislang noch nicht gezogen.

Bundeskanzler Olaf Scholz sagte am Ende des Nato-Gipfels in Madrid auf eine entsprechende Frage, die Bundesregierung sei grundsätzlich bereit, Firmen zu helfen, die wegen eines externen Schocks angeschlagen seien. Diese Bereitschaft habe sie schon in der Coronakrise gezeigt. „Das wird aber im Einzelfall zu prüfen sein“, fügte er hinzu.

Kredite von der Mutter

In die Pflicht genommen werden dürfte auch finnische Mehrheitsaktionär Fortum, der mehr als drei Viertel der Anteile hält. Fortum sicherte zu, dafür sorgen zu wollen, dass Uniper auch im Falle eines anhaltenden oder sich verschärfenden Gasmangels in der Lage sei, ihre Verpflichtungen zu erfüllen. In einer Stellungnahme verwies der Konzern auf bereits gewährte Kredite und Garantien.

Ende vergangenen Jahres hatte Uniper angesichts der damals schon hohen Preisausschläge bei Strom und Gas mit Fortum einen Kreditrahmen von bis zu 8 Mrd. Euro vereinbart und den auch teilweise schon in Anspruch genommen. Inwieweit Fortum jetzt weitere Hilfen bereitstellt, blieb am Donnerstag offen.

Der finnische Staat, der die Hälfte der Anteile an Fortum besitzt, will sich offenbar raushalten. Helsinki habe in der Vergangenheit bereits deutlich gemacht, dass das strategische Interesse des Staates nur Fortum betreffe. Sollten sich beim finnischen Unternehmen Finanznöte ergeben, würden diese dann geprüft, zitierte Bloomberg Insider aus Helsinki.

Analysten schätzen Lasten

Zum genauen Umfang der aktuellen finanziellen Belastungen durch die verringerten Gaslieferungen von Gazprom äußerte sich Uniper nicht. Ein Analyst der kanadischen RBC schätzte, dass die gedrosselten Mengen den größten deutschen Gasabnehmer aus Russland derzeit 30 Mill. Euro pro Tag kosten. Ein Analyst von Goldman Sachs schrieb, es würde Uniper nach seinen vorläufigen Berechnungen rund eine halbe Mrd. Euro kosten, wenn der Konzern die ausbleibenden Gaslieferungen einen ganzen Monat am Markt kaufen würde.

In der Ad-hoc-Mitteilung vom Mittwochabend hatte Uniper mitgeteilt, dass das bereinigte Ebit sowie der bereinigte Jahresüberschuss nach sechs Monaten „signifikant“ unter den Vorjahreswerten liegen würden. Die Vergleichswerte sind für das Ebit 580 Mill. Euro sowie 485 Mill. Euro für das Nettoergebnis.

Die Prognose für das Gesamtjahr für die beiden bereinigten Ergebnisgrößen hat Uniper komplett zurückgezogen. Um eine neue verlässliche Schätzung abgeben zu können, müsste die Bundesnetzagentur nach Angaben des Konzerns die Gasmangellage feststellen. Dann könne Uniper die derzeitigen Belastungen teilweise weitergeben, hieß es.

Die Aktie von Uniper, die am 2. August Halbjahreszahlen liefern will, brach am Donnerstag zunächst um bis zu 23% ein. Auch Eon und RWE gerieten unter Druck und zählten zu den Tagesverlierern im Dax.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.