United Internet startet Barofferte

Drillisch soll drei Jahre eigenständig bleiben - Vorstand signalisiert Präferenz für "Gesamttransaktion"

United Internet startet Barofferte

United Internet startet ihre Barofferte an “kurzfristig orientierte” Drillisch-Aktionäre. Sie können ihre Anteile bis zum 23. Juni für 50 Euro andienen. Über den geplanten Merger entscheidet indes eine außerordentliche. Hauptversammlung am 25. Juli.hei Frankfurt – Mit ihrer Barofferte über 50 Euro, die bis zum 23. Juni läuft, setzt United Internet den nächsten Schritt der mehrstufigen Transaktion für die Übernahme von Drillisch um. Der Internet-Konzern strebt die Kontrolle über den Mobilfunkanbieter aus Maintal im Wege von zwei Sachkapitalerhöhungen bei Drillisch an, von denen eine bereits umgesetzt ist, die die Beteiligung von United Internet über die 30-Prozent-Schwelle gezogen hat (vgl. BZ vom 18. Mai). Infolgedessen lanciert das Unternehmen nunmehr das gesetzlich vorgeschriebene Übernahmeangebot, das allerdings praktisch keine Prämie (nur 3 % mehr als der Schlusskurs vom 11. Mai) beinhaltet und daher für die Investoren unattraktiv ist.Die Finanzierung stellt United Internet über ein Bankdarlehen sicher, das – wenn alles nach Plan läuft – nicht zur Auszahlung kommt. Denn die Beteiligten setzen darauf, dass das Gros der Drillisch-Aktionäre die bewusst niedrig gehaltene Barofferte nicht annimmt. Geworben wird mit höheren Gewinnen (und Kursgewinnen) in Zukunft, die aus der geplanten Zusammenlegung der Telekommunikationsaktivitäten von 1&1 und Drillisch resultieren sollen. Die Unternehmen rechnen mit Synergien von 250 jährlich im Jahr 2025.Wie aus den Angebotsunterlagen weiter hervorgeht, soll Drillisch nach Vollzug der zweiten Kapitalerhöhung, die eine außerordentliche Hauptversammlung (ao. HV) am 25. Juli mit 75 % der Stimmen billigen muss, auf Sicht von drei Jahren selbständig bleiben. In diesem Zeitraum sei kein Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag geplant, obwohl United Internet nach Abschluss der Transaktion im besten Fall bereits knapp 73 % an der neuen Drillisch AG halten wird. Wie angekündigt soll United-Internet-Gründer und CEO Ralph Dommermuth auch Vorstandschef der neu entstehenden Telekomgruppe werden, der Vertrag von Drillisch-Finanzchef André Driesen soll neu um fünf Jahre verlängert werden. Zwei Monate ZeitDie Aktionäre haben rund zwei Monate Zeit, sich mit der Bewertung von Drillisch in der geplanten Transaktion auseinanderzusetzen. Laut United Internet implizieren die 50 Euro je Aktie, die Drillisch insgesamt eine Eigenkapitalbewertung von 3 Mrd. Euro zumessen, eine Prämie von 8,3 % auf den volumengewichteten Dreimonats-Durchschnittskurs der Drillisch-Aktie zum Stichtag 11. Mai. Das Papier, das sich in den vergangenen zehn Tagen über der Marke von 55 Euro gehalten hat, war den Titeln von United Internet auch binnen Jahresfrist mit einem Delta von 25 % davongeeilt. Die Kursperformance spiegelte dabei nach Überzeugung von Analysten die befürchteten Nachteile von United Internet, weil Drillisch sich die Netzkapazitäten von Telefónica Deutschland zu attraktiven Konditionen gesichert hatte. Diesen Malus will der Internet-Konzern nun ausgleichen.Beobachter gehen davon aus, dass die ao. HV zwar kein Spaziergang wird – schließlich geht es darum, den Aktionären eine erhebliche Verwässerung ihrer Anteile zu vermitteln. Hinzu kommt, dass die Börse Drillisch aktuell höher bewertet als in der Transaktion vorgesehen. Jedoch steht der Streubesitz vor dem Problem, dass der Kurs abstürzen dürfte, falls die vorgesehene Sachkapitalerhöhung und Aufstockung der Beteiligung von United Internet nicht durch geht. Vorstand und Aufsichtsrat teilten offiziell mit, das Angebot “eingehend” zu prüfen, ließen jedoch ihre Präferenz für die “Gesamttransaktion” erkennen, an deren Umsetzung “weiter kontinuierlich” gearbeitet werde.Unter dem Dach von United Internet finden sich künftig primär zwei große Standbeine: das in der neuen Drillisch gebündelte Telekommunikationsgeschäft mit Privatkunden sowie die schon zuvor in eine eigenständige Gesellschaft ausgegliederte Sparte Applications, bei der Warburg Pincus mit 33,33 % eingestiegen war. Für diese Einheit ist ein IPO geplant. United Internet und Drillisch kamen vor Ankündigung der Transaktion auf einen gemeinsamen Marktwert von 11,7 Mrd. Euro. Inzwischen sind es 12,9 Mrd. Euro. Die Applications-Einheit war beim Einstieg von Warburg Pincus mit 2,55 Mrd. Euro bewertet worden.