United Internet tritt beim Gewinn auf der Stelle

1&1 Drillisch verdient aufgrund von Mehrbelastungen operativ weniger als im Vorjahr - Aktien fallen

United Internet tritt beim Gewinn auf der Stelle

hei Berlin – United Internet hat in den ersten neun Monaten nur moderate Umsatzzuwächse erzielt und tritt beim operativen Gewinn (Ebitda) auf vergleichbarer Basis, also nach der alten Rechnungslegung nach IFRS 15, auf der Stelle. Tatsächlich kam das Konzern-Ebitda bei einem Umsatzanstieg von 1,7 % nach IFRS 16 um 7,9 % auf 944 Mill. Euro voran. Es soll im Gesamtjahr gemäß der kürzlich erneut reduzierten Prognose bei 1,25 Mrd. Euro landen.Bei der Tochter 1&1 Drillisch stiegen die Umsätze in den ersten neun Monaten um 1,3 % auf knapp 2,8 Mrd. Euro, das Ebitda ging dabei allerdings um rund 3 % auf 509 Mill. Euro zurück. Wegen der verstärkten Nachfrage von Bestandskunden bei LTE-Tarifen, die zu Anfang günstiger angeboten werden, wuchsen die margenstarken Service-Umsätze mit 3,4 % nicht so stark wie im Vorjahr. Überdies musste die Telekommunikationssparte des Konzerns höhere Regulierungsentgelte, eine gestiegene Gebühr für die Teilnehmeranschlussleitung sowie initiale Kosten für den geplanten Bau des 5G-Mobilfunknetzes verdauen. Hinzu kam außerdem, dass das Unternehmen im Streit um Vorleistungspreise mit Telefónica Deutschland vor einem Schiedsgericht den Kürzeren gezogen hatte. Einem Antrag auf rückwirkende Preissenkungen für den Netzzugang von 1&1 Drillisch war entgegen den Erwartungen von Konzernchef und Großaktionär Ralph Dommermuth nicht stattgegeben worden (vgl. BZ vom 26. Oktober).1&1 Drillisch konnte mehr Kunden gewinnen: Die Zahl der Verträge legte um 580 000 auf 14,12 Millionen zu. Im United-Internet-Konzern insgesamt stieg die Zahl der Kundenverträge um 660 000 auf 24,5 Millionen. Obwohl die diversen Ertragsbelastungen, insbesondere bei 1&1 Drillisch, für die Anleger nicht neu waren, wurden sowohl die Aktien von United Internet (UI) als auch die von 1&1 Drillisch an der Börse erneut zurückgestuft. UI-Titel büßten 1,4 % ein, 1&1-Drillisch-Papiere fielen noch stärker um 2,5 % zurück.1&1 Drillisch hat die ursprünglich für den Erwerb der 5G-Lizenzen arrangierte Kreditlinie über 2,8 Mrd. Euro inzwischen wieder zurückgegeben, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht. Sie wurde nicht benötigt, nachdem die Unternehmen mit dem Bund eine langgestreckte Ratenzahlung für die Lizenzkosten zum Jahr 2030 vereinbaren konnten. Versatel berappelt sichDeutliche Verbesserungen zeigte im Konzern die Sparte Business Access, im Wesentlichen die Glasfaseraktivitäten von Versatel. Dort stiegen die Erlöse um 5,3 % auf 353 Mill. Euro. Das Ebitda schnellte aufgrund von IFRS 16 um 140 % auf 105 Mill. Euro in die Höhe; auf vergleichbarer Basis ergab sich ein Plus von 38,5 %. Das Betriebsergebnis der Sparte wurde dagegen von hohen Abschreibungen auf die Netzinfrastruktur belastet und belief sich auf -43 Mill. Euro. Gegenüber Vorjahr (-52 Mill. Euro) war dies immerhin eine Verbesserung.In der kleineren Sparte Applications wirkten sich die Neupositionierung im Segment “Consumer Applications” sowie erhöhte Marketing-Ausgaben insbesondere im Rahmen des Rebrandings im Segment “Business Applications” zunächst negativ aus, heißt es weiter. Bei den Privatkundenaktivitäten des Bereichs, zu denen die Portale GMX und Web.de zählen, sanken die Umsätze um 9,5 % auf 185 Mill. Euro, das Ebitda sackte um 11,6 % auf 70,6 Mill. Euro ab. Bei den “Business Applications, die künftig unter Ionos firmieren und an die Börse geführt werden sollen, kletterten die Einnahmen um knapp 5 % auf 666 Mill. Euro. Das Ebitda der Sparte mit den margenstarken Hosting-Aktivitäten kam mit +1,2 % auf 237 Mill. Euro nur mäßig voran, weil Marketing- und Integrationskosten belasteten.Das Konzernergebnis unterm Strich wurde erneut durch Abschreibungen auf die Beteiligung an Tele Columbus belastet, die je Aktie mit 0,15 Euro zu Buche schlugen, nachdem in der Vorjahresperiode -1,08 Euro für Wertkorrekturen verbucht wurden. Bereinigt um diese Faktoren wäre das Ergebnis je Aktie um 9,5 % auf 1,50 Euro gestiegen.