Unilever gliedert Eiscremesparte aus

Goodbye Ben & Jerry’s

Unilever wird ihr Eiscreme-Geschäft ausgliedern. Damit trennt sich der Konzern auch von den Aktivisten von Ben & Jerry’s, deren politische Stunts wiederholt für Unruhe sorgten. Zudem sollen 7.500 Stellen gestrichen werden.

Goodbye Ben & Jerry’s

Unilever gibt Ben & Jerrys den Laufpass

Konsumgüterkonzern will gesamtes Eiscreme-Geschäft ausgliedern und streicht Stellen

hip London

Unilever will ihr Eiscreme-Geschäft bis Ende 2025 loswerden. Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilt, ist eine Ausgliederung der wahrscheinlichste Weg, auf dem der Abschied von der Sparte erfolgen wird. In diesem Fall erwarte man, dass das daraus hervorgehende Unternehmen eine ähnliche Kapitalstruktur haben werde wie vergleichbare börsennotierte Firmen. „Andere Optionen für die Trennung werden erwogen, um die Rendite für Aktionäre zu maximieren“, heißt es in der Pflichtveröffentlichung. Mit den Vorbereitungen der Trennung werde unmittelbar begonnen.

Stellenstreichungen in der Verwaltung

Zugleich kündigte das Management neue Maßnahmen zur Effizienzsteigerung an, die binnen drei Jahren Kostensenkungen von 800 Mill. Euro ermöglichen sollen. Das werde die erwarteten operativen „Dis-Synergien“ aus der Trennung vom Eiscreme-Geschäft mehr als ausgleichen. Rund 7.500 Stellen sollen weltweit gestrichen werden. Dabei handele es sich vornehmlich um Bürotätigkeiten. Die Restrukturierungskosten bezifferte Unilever für die drei Jahre auf 1,2% des Umsatzes. Bislang hatte das Unternehmen rund 1% angesetzt.

Zum Eiscreme-Geschäft, das im vergangenen Jahr 7,9 Mrd. Euro zum Umsatz beisteuerte, gehört neben Magnum und Wall’s auch Ben & Jerrys. Unilever hatte die Junkfood-Marke aus dem US-Bundesstaat Vermont zur Jahrtausendwende für 326 Mill. Dollar übernommen.

Mit klarer Haltung

Dabei gestand das Unternehmen den Gründern Ben Cohen und Jerry Greenfield große Autonomie und einen unabhängigen Board zu. Mit ihren in der Regel weit links angesiedelten politischen Statements sorgte Ben & Jerrys wiederholt für Aufsehen. Vor dem Ukraine-Krieg hieß es im Twitter-Feed der Marke, eine Entsendung weiterer US-Soldaten nach Europa fache nur die Flamme des Krieges an – verbunden mit der Aufforderung, die Spannungen zu deeskalieren, statt sich auf einen Krieg vorzubereiten.

Ben & Jerrys unterstützt Palästinenser

Im Sommer 2021 veranlasste der Board die Einstellung des Verkaufs an jüdische Siedler in der West Bank. Es war eine der öffentlichkeitswirksamsten Boykottaktionen zur Unterstützung der Palästinenser. Antisemitismusvorwürfe und Boykottaufrufe waren die Folge. Unilever verkaufte daraufhin das Geschäft in Israel an ihren dortigen Vertriebspartner Avi Zinger, den Eigentümer von American Quality Products. Ben & Jerrys klagte dagegen.

„Kein großer Schock“

Die Aktionäre hätten vom neuen Führungsteam Handeln erwartet, und das habe es getan, schrieb der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown in einer ersten Einschätzung. „Es löst keinen großen Schock aus, diesen Schritt zu sehen, aber es ist etwas, wozu das vorherige Management nicht in der Lage war“, kommentierte Britzman.

Aktivist an Bord

Als Hein Schumacher im Juli vergangenen Jahres das Steuer übernahm, hofften viele Aktionäre auf einen Neuanfang. Sein Vorgänger Alan Jope war angesichts der schwachen Performance im Vergleich zu Wettbewerbern bei institutionellen Anlegern in Ungnade gefallen. Den Shareholder-Aktivisten Nelson Peltz, der sich bei Unilever eingekauft hat, kennt Schumacher aus seiner Zeit beim Ketchup-Hersteller H.J. Heinz, für den er mehr als ein Jahrzehnt tätig war. Peltz sitzt im Board des Konsumgüterherstellers, wo er auch dem Vergütungsausschuss angehört.

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