GastbeitragFamily Offices

US-Aktien bleiben erste Wahl für langfristigen Vermögensaufbau

Goldman Sachs setzt trotz starker Kursanstiege im S&P 500 weiterhin auf US-Aktien als wesentlichen Teil einer Portfoliostrategie für Family Offices. Auch japanische Aktien erscheinen interessant

US-Aktien bleiben erste Wahl für langfristigen Vermögensaufbau

US-Aktien bleiben erste Wahl für langfristigen Vermögensaufbau

Family Offices planen weiterhin mit einem gut diversifizierten Portfolio an langfristigen Wachstumstrends teilzuhaben, und das trotz des Anstiegs des S&P 500 um fast 27% seit Ende Oktober 2023, der vor allem auf eine kleine Gruppe von großen US-Technologiewerten zurückzuführen war. Marktrallys dieser Größenordnung können bei Investoren verständlicherweise die Sorge hervorrufen, dass eine Marktkorrektur bevorsteht. Es kann jedoch mit erheblichen Einbußen verbunden sein, das eigene Marktengagement aus Angst vor einer Korrektur zu reduzieren: Anleger, die die 50 besten Handelstage des S&P 500 seit Juni 2009 verpasst haben, hätten bis Dezember 2023 eine annualisierte Rendite von nur 0,7% erzielt, im Gegensatz zu 14,2%, wenn sie investiert geblieben wären.

Gute Wachstumschancen

Da der S&P 500 mit dem 21-fachen der Gewinne des Jahres 2024 gehandelt wird, sind die Bewertungen von US-Aktien im Vergleich zu ihren weltweiten Konkurrenten hoch. Anleger, die sich auf den Aufbau eines Mehrgenerationenvermögens konzentrieren, sollten sich jedoch darüber bewusst sein, warum Investitionen in Amerika so attraktiv sind. Neben der größten Volkswirtschaft der Welt mit der höchsten Arbeitsproduktivität bieten die US-Finanzmärkte auch eine hervorragende Auswahl an langfristigen Wachstumsbereichen und technologischen Innovationen, zu denen vor allem die generative KI gehört.

Die Bewertungen der Technologieunternehmen sind höher als die des Gesamtmarktes - die „Magnificent 7" (Mega-Cap-Unternehmen) weisen ein Multiple von etwa 31 auf die für 2024 erwarteten Gewinne auf. Anleger sollten jedoch bedenken, warum dies der Fall ist: die "Magnificent 7“ verfügen über starke Bilanzen, hohe Margen und dürften in den nächsten drei Jahren ein jährliches Umsatzwachstum von etwa 12% erzielen, während der Gesamtmarkt nur 3% erreicht. Während die KI-getriebene Rally bei diesen Unternehmen mit einer annualisierten Rendite von 29% seit Dezember 2019 unbestreitbar bemerkenswert war, ist fast die gesamte Rendite auf das Ertragswachstum zurückzuführen (21% in Form von Umsatzwachstum und 7% in Form von Margenexpansion).

Rückschläge nutzen

Family-Office-Investoren können Marktrückschläge als Gelegenheit nutzen, um selektiv langfristige Aktienpositionen aufzubauen. Eine gute Positionierung ist wichtig, gerade angesichts der Ungewissheit über die globalen Zinssätze und der zahlreichen nationalen Wahlen, die das Potenzial für zunehmende geopolitische Instabilität bergen. Zudem liegen mehr als 8 Bill. Dollar in Geldmarktfonds. Langfristig gesehen haben US-Aktien dauerhaftes Wachstum gebracht: In jedem 20-Jahres-Zeitraum seit 1926 (rollierend) haben sie positive reale Renditen erzielt.

Außerhalb der USA sind die Aktienbewertungen viel niedriger, so auch in der Eurozone und in Großbritannien. Während der S&P 500 mit dem 21-fachen der Gewinne von 2024 gehandelt wird, werden der Euro Stoxx 50 und der FTSE 100 mit dem 15- bzw. 12-fachen der Gewinne von 2024 gehandelt. Wir empfehlen Investoren jedoch nicht, aus US-Aktien in diese Märkte umzuschichten, da das geringere Gewinnwachstum und die geringere Eigenkapitalrendite in der Eurozone und im Vereinigten Königreich die niedrigeren Multiplikatoren rechtfertigen. Die Zusammensetzung der Sektoren erklärt einen Großteil dieser Defizite: Während die wachstumsstarken Sektoren Technologie und Kommunikation 33% der Gewinne in den USA ausmachen, machen sie nur 15% bzw. 7% der Gewinne in der Eurozone und im Vereinigten Königreich aus.

Japanische Aktien rückten zuletzt in den Fokus, weil das Gewinnwachstum im vierten Quartal vergangenen Jahres 32% statt der zu Beginn der Gewinnsaison erwarteten 10% betrug. Wir sind uns zwar bewusst, dass japanische Aktien bereits erheblich gestiegen sind, doch dürften die Reformen der Unternehmensführung und der ermutigende Übergang zu einem inflationären Umfeld dem Land langfristig überzeugenden Rückenwind verschaffen. Da nur 13% des Kapitals der japanischen Privathaushalte in Aktien angelegt sind (gegenüber 40% in den USA), könnte das attraktivere Wachstumsumfeld zu einem Zustrom japanischer Privatkundengelder in den heimischen Aktienmarkt führen.

Bei den festverzinslichen Wertpapieren können Anleger angesichts der wahrscheinlich erreichten Höchststände der Zinssätze eine selektive Erhöhung der Duration in ihren Portfolios in Betracht ziehen. Es wird erwartet, dass die Inflation in den USA in diesem Jahr weiter auf durchschnittlich 2,6% sinken wird – was die Federal Reserve dazu veranlassen dürfte, im September mit Zinssenkungen zu beginnen. Angesichts dessen könnten 10-jährige US-Treasuries gegenüber Bargeld erhebliche Renditen bieten.

Hochzinsanleihen attraktiv

Bei Unternehmensanleihen ist eine taktische Übergewichtung von Hochzinsanleihen ratsam, da hier mehr Spielraum für eine Ausweitung der Spreads besteht, wenn sich die Wirtschaft weiterhin gut entwickelt. Umgekehrt könnten die Spreads von Investment-Grade-Anleihen weniger wertvoll sein, da sie auf ein Niveau zurückgegangen sind, das zuletzt im Jahr 2021 zu beobachten war.

Alternative Anlagen sind seit langem ein Renditetreiber und sollten weiterhin eine wichtige Rolle in der langfristigen Vermögensallokation spielen. Anleger wurden in der Vergangenheit angemessen dafür kompensiert, dass sie die Illiquidität der Privatmärkte in Kauf genommen haben: So haben etwa Buyout-Private-Equity-Manager aus den obersten 25% im Vergleich zum MSCI World eine annualisierte Überrendite von 7% erzielt. Entsprechend ist es sinnvoll, über kurzfristige Marktbedingungen hinwegzuschauen und regelmäßige, disziplinierte Engagements in privaten Anlagen einzugehen.

Seit der globalen Finanzkrise haben die privaten Kreditanlagen erheblich zugenommen, zuletzt aufgrund der aktienähnlichen Renditen, die in einem höheren Zinsumfeld erzielt werden können, und begünstigt durch die hohen Spreads, die private Kreditgeber verlangen können. Darüber hinaus kann die engere Beziehung zwischen Kreditnehmer und Kreditgeber - im Vergleich zum breit angelegten Markt für syndizierte Kredite - mehr Flexibilität und bessere Ergebnisse für beide Seiten ermöglichen, besonders im Falle von Rückzahlungsschwierigkeiten des Kreditnehmers.

Mit Blick auf die Gesamtwirtschaft gehen wir weiterhin davon aus, dass eine „weiche Landung“ für 2024 die wahrscheinlichste Perspektive ist. Die positive Dynamik dürfte sich auf die Stimmung am Markt übertragen und zu einer Wiederbelebung der IPO-Aktivitäten führen, die bereits einen starken Start hingelegt haben: Die Zahl der Börsengänge stieg im laufenden Jahr weltweit um 53%, in den USA sogar um 225%. Auch die Private-Equity-Branche dürfte wiederaufleben, da die Geldgeber wieder mehr Vertrauen in die öffentlichen Märkte als Ausstiegsmechanismus für ihre Portfoliounternehmen haben.

Seit dem Ausbruch der Pandemie haben Anleger sicherlich ihren Anteil an der Volatilität der Vermögenspreise von Aktien, Anleihen und alternativen Anlagen zu spüren bekommen. Da der S&P 500 seit seinem Tiefststand im März 2020 um 150% gestiegen ist und sich die Anleiherenditen angesichts des nachlassenden Inflationsdrucks weiter normalisieren dürften, ist es unserer Ansicht nach ratsam, in unsicheren Zeiten einen kühlen Kopf zu bewahren und die Vorteile diversifizierter Portfolios nicht aus den Augen zu verlieren.

Darren Allaway

Leiter Family Office Coverage EMEA, Goldman Sachs Private Wealth Management