Wählerische Verbraucher

US-Einzelhändler stehen vor massiven Herausforderungen

Investoren zweifeln an der Erholung des US-Konsums. Denn Einzelhändler wie die Warenhauskette Macy’s oder der Sportartikelanbieter Dick’s enttäuschen infolge eines bewussteren Ausgabeverhaltens der Verbraucher und stellen trübe Prognosen für den weiteren Jahresverlauf.

US-Einzelhändler stehen vor massiven Herausforderungen

US-Einzelhändler vor massiven Herausforderungen

Wall Street zweifelt an Konsum-Erholung – Kaufhauskette Macys steht unter Druck – Walmart profitiert von bewussterem Ausgabeverhalten

Investoren zweifeln an der Erholung des US-Konsums. Denn Einzelhändler wie die Warenhauskette Macys oder der Sportartikelanbieter Dicks enttäuschen infolge eines bewussteren Ausgabeverhaltens der Verbraucher mit ihrer Absatzentwicklung und stellen trübe Prognosen für den weiteren Jahresverlauf.

xaw New York

Das Konsumklima in den USA hat sich zwar aufgehellt – Investoren zweifeln nun aber an der Nachhaltigkeit der Erholung. So sind die Aktien der Warenhauskette Macys und des Sportartikelanbieters Dicks Sporting Goods in der laufenden Woche eingebrochen, nachdem beide Unternehmen enttäuschende Ergebnisse zum zweiten Quartal vorlegten. Nun sieht die Wall Street den Einzelhandel vor erheblichen Herausforderungen.

"Bei der Planung für den Rest des Jahres und für 2024 bleiben wir angesichts des Drucks auf unsere Kunden vorsichtig", sagte Macys-CEO Jeff Gennette, der sich im kommenden Februar von seinem Posten zurückziehen will, während eines Investorencalls. Sein Unternehmen betreibt auch die Kaufhauskette Bloomingdales sowie die Bluemercury-Drogeriemärkte. Schwierigkeiten erwartet der Vorstandschef indes insbesondere bei der Kernmarke, da rund 50% der identifizierten Macys-Kunden auf ein durchschnittliches Haushaltseinkommen von 75.000 Dollar oder weniger pro Jahr kämen.

Angespanntes Liquiditätsumfeld

Die Verbraucherpreise in den Vereinigten Staaten zogen im Juli mit 3,2% zum Vorjahr zwar weniger stark an als erwartet, allerdings fiel die Inflationsrate damit höher aus als im Vormonat. Die vielbeachtete Kernrate, bei der volatile Preise für Lebensmittel und Energie herausgerechnet werden, ging zuletzt zwar zurück – nach Ansicht vieler Analysten aber nicht schnell genug, um die Federal Reserve von weiteren Zinserhöhungen abzuhalten.

In einem angespannten Liquiditätsumfeld zeigen sich die Konsumenten wählerisch. Macys ringt insbesondere mit einem abnehmenden Käuferenthusiasmus für Sport- und Freizeitbekleidung sowie Nachtwäsche. Die Erlöse des Konzerns gingen im zweiten Quartal zum Vorjahr um 8% auf 5 Mrd. Dollar zurück. Nach einem Nettogewinn von 275 Mill. Dollar im Vergleichszeitraum 2022 stand diesmal ein Verlust von 22 Mill. Dollar zu Buche. Die Macys-Aktie setzte am Dienstag um 14% zurück und stand im frühen New Yorker Handel am Mittwoch weiter unter Druck.

Hoffnung auf Discount-Ware

Zwar zeigt sich das unter dem Namen "Macys Backstage" geführte Bekleidungsgeschäft mit Discount-Ware aus der Vorsaison laut Gennette robust. Doch verfügt die Abteilung, mit der die Warenhauskette in Konkurrenz zu Niedrigpreisketten wie T.J. Maxx getreten ist, noch nicht über die nötige Größe, um Rücksetzer in anderen Bereichen aufzufangen.

Zugleich trüben deutlich steigende Verluste durch Diebstähle sowie Säumnisse bei Kreditkartenzahlungen den Ausblick ein. Die Kartensalden der US-Verbraucher sind in den vergangenen beiden Jahren massiv gewachsen, gemäß Daten der Federal Reserve Bank von New York haben sie zuletzt erstmals die Marke von 1 Bill. Dollar überschritten. Dies deutet laut Analysten zwar durchaus auf eine hohe Ausgabefreudigkeit hin, allerdings liegt die Quote der Zahlungsverzüge auf einem Elfjahreshoch – was wiederum die Erlöse vieler Einzelhandelsketten gefährdet.

Rabatte belasten Margen

Auch bei Dicks Sporting Goods zeigt sich das Management bezüglich der Robustheit des Konsums im weiteren Jahresverlauf besorgt. Zwar legte der Absatz im zweiten Quartal um 3,6% auf 3,22 Mrd. Dollar zu und damit nur geringfügig schwächer als an der Wall Street erwartet. Doch der Nettogewinn brach um 23% auf 244 Mill. Dollar ein. Mit dem verwässerten Überschuss von 2,82 Dollar pro Aktie verpasste Dicks die an der Wall Street herumgereichten Konsensprognosen um fast 1 Dollar. Am Dienstag sackte die Aktie um 24% ab und damit so heftig wie noch nie binnen eines Handelstages. Nach Eröffnung in New York ging es am Mittwoch zeitweise um 3% abwärts.

Rabatte, über die das Unternehmen ähnlich wie andere Retailer die Lagerbestände zu reduzieren sucht, lasten auf den Margen. Zu Wochenbeginn hat Dicks zwar angekündigt, Hunderte Stellen streichen zu wollen, um sich mehr Spielraum für neue Investitionen zu verschaffen. Doch gehen damit kurzfristig auch Belastungen einher: Für das laufende Quartal erwartet der Sportartikelanbieter Abfindungskosten in Höhe von 20 Mill. Dollar und bis Jahresende 50 Mill. Dollar an zusätzlichen Ausgaben in Verbindung mit Restrukturierungsbemühungen.

Basis-Retailer robust

Während Ausgaben für Sport- und Freizeitkleidung auf der Prioritätenliste der inflationsbedingt wählerischeren US-Konsumenten also abrutschten, zeigen sich Basis-Retailer robust. Walmart übertraf die Erwartungen der Analysten mit der Absatzsteigerung auf gleicher Verkaufsfläche im Ende Juli abgeschlossenen zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2024 deutlich. Insgesamt zogen die Erlöse um 5,7% auf 161,6 Mrd. Dollar an, der Nettogewinn sprang gar um 53,3% auf 7,89 Mrd. Dollar. Nach einer starken Performance im ersten Fiskalhalbjahr, in deren Folge die Walmart-Aktie seit Jahresbeginn auf ein Kursplus von immerhin 10% kommt, hat der größte Retailer der USA seinen Ausblick angehoben.

CFO mahnt zur Vorsicht

Walmart ist für niedrige Preise bekannt und profitiert damit vom bewussteren Ausgabeverhalten der Verbraucher, das zulasten der Konkurrenz geht. Im margenschwachen, aber von robuster Nachfrage geprägten Lebensmittelgeschäft gewinnt der Einzelhandelsriese nach eigenen Angaben Marktanteile. Konkurrent Target hat nach einer schwachen Absatzentwicklung zuletzt dagegen den Ausblick für die Erlöse und den Gewinn im Gesamtjahr zusammengekürzt. Selbst Walmart-Finanzchef mahnt allerdings, es gebe "gute Gründe, sehr vorsichtig" bezüglich der Konsumstimmung zu bleiben.