Schwache Gewinnprognosen

US-Einzelhandel stellt sich auf trübe Tage ein

Die Verbraucher in den Vereinigten Staaten fahren ihre Ausgaben ausgerechnet vor der Festzeit zurück. Einzelhandelsriesen wie Walmart fürchten deshalb Belastungen für die Gewinne und verunsichern Investoren. Die Baumarktkette Home Depot will nun indes mit einem Strategieschwenk aus dem Abwärtstrend ausbrechen.

US-Einzelhandel stellt sich auf trübe Tage ein

US-Einzelhandel stellt sich auf trübe Tage ein

Branchenführer Walmart enttäuscht Wall Street mit vorsichtiger Gewinnprognose – Konkurrentin Target ringt mit wählerischem Kaufverhalten

Die Verbraucher in den Vereinigten Staaten fahren ihre Ausgaben ausgerechnet vor der Festzeit zurück. Einzelhandelsriesen wie Walmart fürchten deshalb Belastungen für die Gewinne und verunsichern Investoren. Die Baumarktkette Home Depot will nun indes mit einem Strategieschwenk aus dem Abwärtstrend ausbrechen.

xaw New York

Die Gewinnentwicklung führender US-Einzelhändler sorgt an der Wall Street für positive Überraschung – obwohl die Registrierkassen inzwischen leiser klingeln. Branchenführer Walmart, Konkurrentin Target, die Baumarktbetreiberin Home Depot und TJX, die Mutter der Kaufhauskette T.J. Maxx, übertrafen mit ihren Überschüssen im abgelaufenen Quartal allesamt die Prognosen der Analysten. Die Anleger reagierten auf die ersten Ergebnisse noch euphorisch, inzwischen bricht sich allerdings Verunsicherung über die Perspektiven Bahn.

Denn die Konsumenten in den Vereinigten Staaten fahren ihre Ausgaben angesichts hoher Zinsen und einer zunehmenden konjunkturellen Eintrübung ausgerechnet kurz vor der Feiertagssaison zurück. Der Absatz im Einzelhandel ist im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 0,11% gefallen – der erste Rückgang seit März. Dies dämpft zwar die Sorgen vieler Ökonomen, das eine starke Konsumlaune die Inflation weiter antreibt und die Federal Reserve dazu zwingt, doch energischer gegenzusteuern als zuletzt signalisiert. Doch rechnen die Einzelhandelskonzerne in der Folge mit gravierenderen Belastungen für die Profitabilität als vielfach angenommen.

Aktie unter Druck

So stand die Walmart-Aktie im New Yorker Vormittagshandel am Donnerstag so stark unter Druck wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr. Der Retail-Dominator steigerte seine Erlöse im abgelaufenen Jahresviertel zwar um 5,2% auf 160,8 Mrd. Dollar und damit etwas stärker, als vom Datendienst Factset befragte Analysten zuvor angenommen hatten.

Doch die vorsichtigen Töne, die Finanzchef John David Rainey anschlägt, alarmieren die Investoren. In den letzten zwei Wochen des zum 31. Oktober beendeten dritten Quartals des Geschäftsjahres 2024 sei es zu einem "schärferen Rückgang" der Verkäufe gekommen. Dafür machte der CFO auch schwindende Ersparnisse und Belastungen durch Rückzahlungen von Studentenkrediten verantwortlich.

Walmart rechnet für das Geschäftsjahr nun mit einem bereinigten Gewinn von 6,40 bis 6,48 Dollar pro Aktie. Nur wenn der Konzern das obere Ende der Spanne erreicht, würde er knapp die bisherigen Erwartungen der Wall Street erfüllen. Auch Analystin Suzy Davidkhanian von Insider Intelligence verweist auf die Unruhe unter Verbrauchern vor dem Wahljahr 2024. Sie sieht den Konzern indes robust genug aufgestellt, um von einem Aufschwung der Konsumlaune am durch Rabatte geprägten "Black Friday" zu profitieren. Auch auf dem Advent liegen noch gewisse Hoffnungen, wobei Walmart durch die starke Präsenz im Lebensmittelgeschäft robust aufgestellt sei – dieses ist allerdings notorisch margenschwach.

Immerhin: Der Branchenführer gewinnt laut Rainey weiterhin Marktanteile gegenüber der Konkurrenz. Die für ihre trendigen Dekor-Artikel bekannte Konkurrentin Target ringt dagegen mit einem wählerischen Shopping-Verhalten ihrer Kunden. Nach den Absatz- und Gewinnanstiegen aus den frühen Tagen der Corona-Pandemie saß das Unternehmen lange Zeit auf übervollen Lagern, die Aktie hat über die vergangenen zwei Jahre rund die Hälfte ihres Wertes verloren.

Im abgelaufenen Quartal hat Target den Wert der Warenbestände gegenüber dem Vorjahr zwar um 14% reduziert, was sich laut CFO Michael Fiddelke positiv auf die Effizienz auswirkt. Das Unternehmen überraschte zudem mit einem Gewinnsprung um 36%. Allerdings werden auch während der Festzeit hohe Rabatte notwendig sein, um die Lager zu leeren – und selbst die Discounts dürften nach Erwartung des Managements nicht ausreichen, um Erlösrückgänge im mittleren einstelligen Prozentbereich zu verhindern.

Auch TJX stellt sich nach einem soliden dritten Quartal auf trübere Tage ein, während Home Depot seit vier Quartalen gegen einen Abwärtstrend bei den Absätzen anschwimmt. Die Baumarktkette will sich statt auf Heimwerker nun wieder verstärkt auf professionelle Kunden konzentrieren. Allerdings wirken sich die hohen Zinsen inzwischen auch auf teure, fremdfinanzierte Renovierungsprojekte aus. Ob sich Home Depot mit ihrem Strategieschwenk in Kürze positiv von anderen gebeutelten US-Einzelhändlern abheben kann, gilt damit als fraglich.

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