Private Equity

US-Finanzinvestor kauft Hertha BSC Berlin

Hertha BSC wird amerikanisch. Der US-Finanzinvestor 777 Partners setzt seine Reihe von Fußball-Akquisitionen in diesem Jahr mit dem Kauf einer Mehrheitsbeteiligung am Verein Hertha BSC Berlin vom Unternehmer Lars Windhorst fort.

US-Finanzinvestor kauft Hertha BSC Berlin

cru Frankfurt

Die Gerüchte kursierten schon länger – jetzt ist es offiziell. Tennor, die Holding des umstrittenen Unternehmers Lars Windhorst, teilt mit: „777 Partners, ein strategischer Investor in Fußballclubs weltweit, und die Tennor Holding haben vereinbart, dass 777 Partners die Tennor-Anteile in Höhe von 64,7 % an der Hertha BSC GmbH & Co KGaA übernehmen wird.“

Die Transaktion ist der bisher größte Kauf eines ausländischen Unternehmens in der Fußball-Bundesliga und für 777 Partners das größte einzelne Investment im Sportgeschäft. Es ist auch das jüngste Beispiel für den Trend, mehrere Clubs in einer Unternehmensgruppe zu versammeln. Der in Miami ansässige Finanzinvestor 777, der von den Mitbegründern Steven Pasko und Josh Wander geleitet wird, gehört zu den Firmen, die Vereine aufkaufen, um sich die lukrativen Erträge aus dem Geschäft mit dem Fußball zu erschließen. Die starke Nachfrage dieser Investoren nach Beteiligungen an Vereinen hat sie sogar nach Deutschland gelockt, obwohl hierzulande strenge Eigentumsvorschriften, die den Bedürfnissen der Fans Vorrang vor finanziellen Exzessen einräumen, Käufer jahrelang abgeschreckt haben. Vor allem US-Investoren sind vom Wachstumspotenzial und den niedrigeren Bewertungen des europäischen Fußballs im Vergleich zu ihrer Heimat angetan.

Multi-Club-Ownership-Modell

„Wir verkaufen unsere Hertha-Anteile an einen renommierten internationalen Fußball-Investor, der an das Multi-Club-Ownership-Modell glaubt und es aktiv und erfolgreich auf der ganzen Welt entwickelt”, erklärte Windhorst in der Pressemitteilung zum Deal.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Finanzinvestor bei Hertha einsteigt. Zwischen 2014 und 2018 war bereits KKR an der Hertha KG beteiligt.

Hertha arbeitet schon seit Jahren hoch defizitär. Der Verein wies in der Saison 2020/21 einen Verlust von 79,8 Mill. Euro aus. Im November 2023 wird eine 2018 aufgenommene Anleihe über 40 Mill. Euro fällig. Über den Verkaufspreis für den Klub wurde nichts bekannt. Allerdings dürfte 777 Partners wohl mindestens so viel bezahlen, wie Windhorst in den vergangenen drei Jahren investiert hat – also etwa 374 Mill. Euro.

Große Sammlung an Klubs

In diesem Jahr hat 777 schon den Pariser Club Red Star FC und den belgischen Standard Lüttich sowie Vasco da Gama in Brasilien übernommen. Die Beteiligungsgesellschaft konzentriert sich auf Traditionsvereine mit engen Beziehungen zu den Fans. Sie besitzt auch den ältesten Fußballverein Italiens, den Genoa Cricket and Football Club, sowie Anteile am Sevilla FC und dem Melbourne Victory FC in Australien. Zudem ist das Unternehmen noch in anderen Sparten wie Luftfahrt, Versicherung oder Privatkredit tätig.

Befürworter des Multiclub-Modells verweisen auf Kostensynergien und das Potenzial, lukrativere Sponsoringverträge abzuschließen. Die Kritiker sagen, es ersticke den Wettbewerb und bringe Teams ohne echte Erfolgsaussichten hervor.

Hertha BSC liegt derzeit auf Platz 15 in der Bundesliga – knapp über der Abstiegszone. Windhorst zahlte 2019/20 bei seinem Einstieg in drei Schritten rund 374 Mill. Euro (387 Mill. Dollar) für seine Beteiligung an dem Verein. Der umstrittene Investor sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, er habe eine israelische Sicherheitsfirma angeheuert, um den ehemaligen Präsidenten des Fußballclubs aus dem Amt zu drängen.

„Hervorragende Lösung“

„Der Verkauf an 777 Partners ist eine hervorragende Lösung und wir sind sehr zufrieden mit diesem Ergebnis“, erklärte Windhorst jetzt. Die Übernahme durch 777 steht indes noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Aufsichtsrats von Hertha BSC und der Deutschen Fußball Liga. Der 2019 mit der Tennor-Holding geschlossene Vertrag sieht für Hertha die Option vor, einen Käufer abzulehnen, wenn es handfeste wirtschaftliche Gründe dafür gäbe.

Wertberichtigt Seite 2