US-Finanzinvestor KPS erwirbt Siemens-Antriebssparte für 3,5 Mrd. Euro
US-Finanzinvestor KPS erwirbt Siemens-Antriebssparte
New Yorker Firma zahlt 3,5 Mrd. Euro − Größter Private-Equity-Deal im europäischen Industriesektor seit Ende 2021
cru Frankfurt
Der auf Industriebeteiligungen spezialisierte US-Finanzinvestor KPS Capital Partners aus New York erwirbt die Siemens-Antriebssparte Innomotics für 3,5 Mrd. Euro. Die Hälfte des Kaufpreises wird von einem Konsortium aus neun Banken mit Fremdkapital finanziert. Es handelt sich um die größte Private-Equity-Übernahme im europäischen Industriesektor seit zweieinhalb Jahren. KPS hatte zuletzt noch mit dem japanischen Motorenhersteller Nidec um Innomotics gebuhlt. Auch andere Finanzinvestoren wie CVC, Carlyle, Brookfield oder Bain waren interessiert, während chinesische Konkurrenten aus geopolitischen Gründen außen vor blieben.
Siemens macht mit dem Deal einen großen Schritt bei der Trennung von Randgeschäften. Von ursprünglich einer Handvoll Firmen, die verkauft werden sollen, ist dann nur noch das Geschäft mit Gepäckbändern und Fracht-Förderanlagen für Flughäfen übrig. Der Konzern rechnet mit einem Buchgewinn von 2 Mrd. Euro aus dem Innomotics-Verkauf.
Der Deal ist die bisher größte deutsche Carve-out-Transaktion in diesem Jahr", sagte Christian Kames der Börsen-Zeitung, Co-Chef des Investment Banking von Lazard im deutschsprachigen Raum. Lazard hat KPS bei der Transaktion beraten. Der Abschluss der Transaktion, die zugleich der bisher zweitgrößte M&A-Deal in Deutschland in diesem Jahr ist, wird im vierten Quartal 2024 oder im ersten Quartal 2025 erwartet.
Auch IPO war eine Option
Für die Sparte für Elektromotoren und Großgetriebe mit rund 15.000 Mitarbeitern war auch ein Börsengang geprüft worden. Innomotics, die vor rund einem Jahr separat formiert und ausgegliedert wurde, stellt ein komplettes Portfolio an Niederspannungsmotoren, Hochspannungsmotoren, Mittelspannungsantrieben her und bietet den Service dazu an. Das von CEO Michael Reichle geführte Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Nürnberg, erwirtschaftet einen Jahresumsatz von ungefähr 3,3 Mrd. Euro und betreibt global 16 Fabriken. KPS verwaltet insgesamt 21 Mrd. Dollar Vermögen. Michael Psaros, Mitgründer und Co-Managing Partner von KPS, hat den Deal selbst vor Ort durchgezogen. „Wir machen die Arbeit selbst und sind stolz darauf“, sagte Psaros.
Er will mit dem Investment von den „Megatrends Elektrifizierung, Energieeffizienz, Digitalisierung, Urbanisierung und der Erschließung neuer Energiequellen wie Wasserstoff“ profitieren. "Wir danken Siemens für das Vertrauen, KPS dieses ikonische, von Werner von Siemens (vor 150 Jahren) gegründete Erbe anzuvertrauen." Um entsprechende Deals zu erleichtern, hatte KPS 2017 und 2019 als einzige Private-Equity-Gesellschaft eine Vorab-Grundsatzvereinbarung mit den einflussreichen Gewerkschaftern der IG Metall und der IG BCE geschlossen.
Seit 2020 hat KPS 17 Unternehmen im Gesamtwert von mehr als 11,5 Mrd. Dollar in Deutschland, Belgien, Italien, Irland, Norwegen, der Schweiz und Großbritannien erworben. Als Rechtsberater von KPS agierten bei Innomotics Paul Weiss, Rifkind, Wharton & Garrison und Gleiss Lutz. Als Finanzberater waren Bank of America und Lazard engagiert. Die verbindliche Fremdfinanzierung zur Unterstützung der Transaktion wurde von Barclays, Citibank, Goldman Sachs, Intesa Sanpaolo, Morgan Stanley, MUFG Bank, Standard Chartered Bank, UBS und Unicredit bereitgestellt.
KPS in Frankfurt vor Ort
KPS, mit europäischem Hauptsitz in Frankfurt, hat seit 2010 bereits mehrere Unternehmen von deutschen Industriekonzernen erworben. Hierzu gehören Chassis Brakes International vom Autozulieferer Bosch, Waupaca Foundry von Thyssenkrupp und TaylorMade von Adidas. Hinzu kommt die bevorstehende Übernahme der Sport Group vom Finanzinvestor Equistone Partners. Derzeit erwirtschaften die Portfoliounternehmen von KPS rund 2 Mrd. Euro Umsatz in Deutschland und betreiben neun Fertigungsstätten mit über 5.200 Mitarbeitern – noch ohne die Übernahmen der Sport Group und Innomotics.