US-Investor Oaktree greift nach Inter Mailand
US-Investor Oaktree greift nach Inter Mailand
Chinesischer Gesellschafter Suning hat Kredit nicht fristgerecht zurĂŒckgezahlt â Anleihe des FuĂballclubs von Restrukturierung zunĂ€chst wohl nicht betroffen
Auf dem Rasen fliegt bei Inter Mailand Konfetti, hinter den Kulissen fliegen die Fetzen. Weil der chinesische Gesellschafter einen Kredit nicht fristgerecht bedient, will der US-Investor Oaktree stattdessen die SchlĂŒssel zum italienischen FuĂballmeister.
phh Frankfurt
Sportlich hat Inter Mailand allen Grund zur Freude. Der italienische FuĂballclub feierte gerade erst die italienische Meisterschaft â mit deutlichem Vorsprung zur Stadtrivalin AC. Doch hinter den Kulissen brodelt es. In dieser Woche teilte der US-Finanzinvestor Oaktree Capital Management mit, dass er die Kontrolle ĂŒber den FuĂballclub ĂŒbernommen habe. Der Schritt erfolgte, weil ein von Oaktree gewĂ€hrtes Darlehen nicht fristgerecht zurĂŒckbezahlt wurde.
Oaktree gewĂ€hrte Inter-EigentĂŒmern Rettungskredit
Oaktree hatte nach eigenen Angaben den Holding-Unternehmen von Inter Mailand im Mai 2021 ein mit rund 12% verzinstes Rettungsdarlehen gewĂ€hrt, nachdem der Club durch die Coronakrise in finanzielle Schieflage geraten war und fĂŒr das Jahr 2020/21 einen Rekordverlust prognostiziert hatte. Als Sicherheit fĂŒr den 275 Mill. Euro schweren Kredit dienten die Clubanteile. Inklusive der aufgelaufenen Zinsen wurden damit in dieser Woche in Summe 395 Mill. Euro fĂ€llig.
Der FuĂballclub Inter Mailand â genauer gesagt die Aktiengesellschaft â befindet sich mehrheitlich im Besitz von Grand Tower â ein Vehikel, das sich vollstĂ€ndig im Besitz von Grand Sunshine befindet. Das wiederum gehört Great Horizon, die am langen Ende Teil der Suning Holding Group ist â eine chinesische Firma im Besitz von Zhang Jindong, der ĂŒber dieses Konstrukt bisher 68,55% des Clubs kontrollierte.
Was passiert mit der Anleihe?
Die restlichen Anteile hielt im Wesentlichen International Sports Capital, die dem chinesischen Private-Equity-Investor Lion Rock Capital gehört. Wie eine mit der Sache vertraute Person berichtet, hat sich Oaktree nun 99,6% der Anteile an Inter Mailand gesichert. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass neben Suning auch der Private-Equity-Investor Lion Rock Capital seine Anteile verloren hat.
Neben der Muttergesellschaft (Team Co) gibt es weitere Inter-Gesellschaften. Eine ist die Inter Media and Communications S.p.A (Media Co), wo der Club sein Medien-, Broadcast- und SponsoringgeschĂ€ft bĂŒndelt. Die Media Co hat eine vorrangig besicherte Anleihe (Senior Secured Note) im Volumen von 415 Mill. Euro emittiert, die 2027 fĂ€llig wird und mit 6,75% verzinst ist. Zu den Inhabern der Schuldverschreibung gehören Bloomberg-Daten zufolge unter anderem die Allianz SE und deren US-Tochter Pimco.
Inter-Anleihe hat Change-of-Control-Klausel
Der Kurs der Anleihe notierte zuletzt bei rund 90% ihres Nominalwerts und reagierte bislang kaum auf die Unruhe im Gesellschafterkreis. Die Anleihe hat eine Put-Option bei 101% ihres Nominalwerts und verfĂŒgt ĂŒber eine sogenannte Change-of-Control-Klausel. Die AnleiheglĂ€ubiger haben also bei einem Gesellschafterwechsel unter UmstĂ€nden ein vorzeitiges KĂŒndigungsrecht. Allerdings nur, sollten die Ratingagenturen in diesem Zusammenhang ihre Ratings senken, wie eine mit der Sache vertraute Person gegenĂŒber der Börsen-Zeitung sagte.
âUnserer Ansicht nach ist eine Herabstufung der Inter-Media-Anleihe nicht angemessen, da sich die BonitĂ€t von Inter Media nicht verĂ€ndert hat und der neue EigentĂŒmer finanziell stĂ€rker ist als der alteâ, so die Person. Laut Bloomberg-Daten hatte die Ratingagentur Fitch das Rating von Inter Media Anfang Dezember 2023 mit âB+â bestĂ€tigt â S&P bei âBâ. Beide Ratingagenturen verorteten die Anleihe von Inter also bereits im spekulativen Bereich (Non-Investment-Grade).
Inter-PrĂ€sident schieĂt verbal gegen Oaktree
Der EigentĂŒmerwechsel verlĂ€uft alles andere als friedlich. Vergangenen Samstag hatte Inter-PrĂ€sident Steven Zhang auf der Website des FuĂballclubs verbal gegen Oaktree geschossen. Der Sohn des bisherigen Inter-EigentĂŒmers nahm Stellung zu den Spekulationen ĂŒber die gefĂ€hrdete FinanzstabilitĂ€t des Clubs. Um das 2016 gestartete Inter-Projekt nach den bisherigen Investitionen von mehr als 1 Mrd. weiter zu unterstĂŒtzen, habe man sich damals den Oaktree-Kredit âauf eigene Kostenâ gesichert.

Weiter heiĂt es in der Stellungnahme, dass alle Anstrengungen unternommen worden seien, um eine einvernehmliche Lösung mit Oaktree zu finden. âLeider wurden unsere bisherigen BemĂŒhungen durch rechtliche Drohungen und mangelndes Engagement von Oaktree zunichtegemachtâ, heiĂt es wörtlich. Dies sei nicht nur sehr frustrierend und enttĂ€uschend, sondern stelle nun auch ein potenzielles Risiko fĂŒr den Club dar, das seine StabilitĂ€t ernsthaft gefĂ€hrden könnte.
Oaktree rechtfertigt Ăbernahme von Inter Mailand
Bei Oaktree stieĂen diese VorwĂŒrfe auf UnverstĂ€ndnis. âDie Bedingungen der DarlehensvertrĂ€ge wurden von beiden Seiten und ihren Beratern genehmigtâ, sagte die mit der Sache vertraute Person. Vielmehr hĂ€tten die vorherigen Gesellschafter drei Jahre lang Zeit gehabt, um eine Lösung zu finden. âOaktree hatte einige Zeit vor dem FĂ€lligkeitstermin GesprĂ€che mit Goldman Sachs und Raine gefĂŒhrt â auch ĂŒber eine VerlĂ€ngerung des Kreditsâ, so die Person weiter.
Wie die âFinancial Timesâ berichtet, soll Oaktree davon ausgegangen sein, dass Suning den Club vor FĂ€lligkeit des Darlehens verkaufen wĂŒrde. Zuletzt soll Suning dem Bericht zufolge mit dem US-Fondsriesen Pimco zudem ĂŒber eine Refinanzierung des Oaktree-Darlehens verhandelt haben. FrĂŒheren Medienberichten zufolge soll der Club bereits 2021 mit Finanzinvestoren wie BC Partners, Ares oder EQT ĂŒber eine MehrheitsĂŒbernahme oder Minderheitsbeteiligung gesprochen haben.
Suche nach StabilitÀt
Damals hĂ€tten sich die Parteien jedoch bei der Bewertung nicht einigen können, wie der Branchendienst Reorg Anfang 2021 berichtete. Demnach habe BC Partners den Club mit 750 Mill. Euro bewertet, Suning hingegen mit mehr als 900 Mill. Euro â ein Deal, den die Chinesen rĂŒckblickend vermutlich besser angenommen hĂ€tten. Zuletzt war Inter Mailand laut Sportico rund 1 Mrd. Dollar wert. Damit befindet sich der Club auf Platz 16 der wertvollsten FuĂballclubs.
Suning hatte Inter Mailand 2016 ĂŒbernommen. 2019 beteiligte sich minderheitlich der chinesische Private-Equity-Investor Lion Capital. Oaktree will den Club nun erstmal operativ und finanziell stabilisieren, wie der Investor in einem offiziellen Statement schreibt. Wie es dann weitergeht, wird sich zeigen. âOaktree ist ein geduldiger Investorâ, sagte die mit der Sache vertraute Person vielsagend. An potenziellen Kaufinteressenten dĂŒrfte es jedenfalls nicht mangeln.