Fußball

US-Investoren lieben Italiens Clubs

Amerikanische Investoren verstärken ihr Engagement bei italienischen Fußballclubs. Der US-Fonds 777 Partners hat jetzt für angeblich 150 Mill. Euro den Serie-A-Club CFC Genua komplett übernommen.

US-Investoren lieben Italiens Clubs

bl Mailand

Amerikanische Investoren verstärken ihr Engagement bei italienischen Fußballclubs immer mehr. Der US-Fonds 777 Partners hat jetzt für angeblich 150 Mill. Euro (inklusive Schulden von 80 Mill. Euro) den Serie-A-Club CFC Genua komplett übernommen. Der Spielwarenunternehmer Enrico Preziosi zieht sich dort nach 18 Jahren zurück. Er hatte schon länger Verkaufsabsichten. 777 Partners ist seit mehreren Jahren mit 6% am spanischen Verein FC Sevilla engagiert. Die geplante Aufstockung des Anteils stößt auf massiven Widerstand vor allem der Kleinaktionäre.

Gerüchten zufolge stehen weitere italienische Clubs auf der Liste von Interessenten aus den USA: Nächster Kandidat könnte Inter Mailand sein. Der chinesische Eigentümer Zhang muss wohl aus finanziellen Gründen verkaufen. Neben Amerikanern wird allerdings auch der saudische Fonds Pif als möglicher Käufer gehandelt.

Der US-Unternehmer Dan Friedkin ist erst kürzlich bei AS Rom eingestiegen, die er von der Börse nehmen will. Beim früheren Berlusconi-Club AC Mailand hat Elliott das Sagen und hat seit 2018 rund 705 Mill. Euro investiert. Und der in Italien geborene Unternehmer Rocco Commisso, dem auch Cosmos New York gehört, hat 2019 für geschätzte 150 bis 170 Mill. Euro den AC Florenz (Fiorentina) erworben.

Obwohl fast alle Clubs der ersten italienischen Liga rote Zahlen schreiben sowie hohe Verluste ausweisen und sich die Lage in der Coronakrise drastisch verschärft hat, ist das Interesse an den Vereinen groß. Grund dafür ist, dass sie im Vergleich zu britischen Clubs wie Manchester United, FC Liverpool oder Arsenal, die ebenfalls US-Eigner haben, oder zu amerikanischen Baseball- und Basketballclubs relativ günstig sind. Aus Sicht der Investoren besteht zudem großes Potenzial im Hinblick auf TV-, Werbe- und Marketingeinnahmen.

In 45 Vereinen investiert

US-Investoren sind europaweit in 45 Fußballvereinen investiert. Amerikaner standen auch hinter dem (vorerst) gescheiterten Projekt einer europäischen Super League aus zwölf Vereinen aus Großbritannien, Italien und Spanien, das die US-Bank J.P. Morgan finanzieren wollte.

Die Konkurrenz ist stark. Interessenten gibt es auch aus dem arabischen Raum, aus Russland und aus China. So ist Katar etwa beim französischen Club Paris Saint-Germain engagiert. Die Zeit der großen italienischen Patriarchen wie Silvio Berlusconi oder Andrea Della Valle (Fiorentina) ist jedenfalls vorbei. Gerüchten zufolge könnten auch Genua-Stadtrivale Sampdoria bald in ausländische (amerikanische?) Hände fallen. Serienmeister Juventus Turin dürfte dagegen italienisch bleiben. Die Familie Agnelli-Elkann, Großaktionär des Autokonzerns Stellantis, kontrolliert den börsennotierten und hochdefizitären Club seit 1923.