US-Kinobetreiber fürchten Moviepass

Abodienst für Kinotickets senkt Preise drastisch, findet Investor und plant IPO

US-Kinobetreiber fürchten Moviepass

scd Frankfurt – Moviepass, ein Abodienst für Kinotickets, hat die US-Kinobranche in helle Aufregung versetzt. Für nur 9,95 Dollar im Monat sollen Kunden künftig jeden Tag einen anderen Film in einem von gut 4 000 US-Lichtspielhäusern schauen dürfen. Ausgenommen sind lediglich 3-D-Vorstellungen und Imax-Filme. Verglichen mit den bisherigen Abonnement-Offerten ist das eine Preissenkung um 75 bis 80 %. Der seit gut einem Jahr amtierende CEO Mitch Lowe, der zuvor als Manager bei Netflix und Redbox tätig war, bietet damit tägliches Kino zu monatlichen Kosten von kaum mehr als einem Einzelticket, das 2016 laut Box Office Mojo im Schnitt 8,89 Dollar kostete.Der börsennotierte Multiplex-Kinobetreiber AMC hat bereits Stunden nach der Bekanntgabe Widerstand angekündigt. Der Konzern prüfe, wie er aus der Vereinbarung mit Moviepass herauskomme. Moviepass-Abonnenten können auch in fast allen AMC-Kinos Filme schauen. Ein Verlust droht AMC aus dem Geschäft nicht. Moviepass zahlt den Kinobetreibern den Originalpreis für ihre Abonnenten. Allerdings fürchtet AMC wohl, dass die Zahlungsbereitschaft der Kunden drastisch sinkt, wenn mehrere Kinofilme zum Preis von einem einzigen geschaut werden können. Zudem sei das Geschäftsmodell nicht nachhaltig, da Moviepass mit fast jedem Abonnenten Verluste einfahre, so AMC.Der US-Kinobetreiber steht aufgrund schwacher Ticketverkäufe ohnehin unter Druck und hat seit Jahresbeginn an der New Yorker Börse gut 60 % an Wert verloren, während der US-Leitindex S & P 500 knapp ein Zehntel zugelegt hat.Moviepass ist derzeit noch privat gehalten und hat am Dienstag einen Mehrheitsanteil an Helios and Matheson Analytics (HMA) verkauft, wie Bloomberg berichtet. Dabei soll der 2011 gegründeten Gesellschaft ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag zugeflossen sein. Die Aktie des Datendienstleisters HMA schoss zunächst um 6 % hoch, verlor dann aber mehr als ein Zehntel, als der Gegenwind von AMC bekannt wurde.HMA-Chef Ted Farnsworth erklärte, das Ziel von Moviepass sei, auf eine große Anwenderzahl zu kommen und deren Sehverhalten zu analysieren. Die daraus gewonnenen Informationen könnten dann für personalisierte Werbung genutzt werden. Das Prinzip sei das Gleiche wie bei Facebook und Google. Die Strategie, auf Werbung zu setzen, hat Moviepass gewählt, weil mit höheren Abo-Preisen nichts verdient wurde.Mit dem Einstieg des neuen Investors strebt Moviepass nun auch an den Kapitalmarkt. Ein IPO werde im ersten Quartal 2018 angestrebt.