US-Konzerne umgehen Huawei-Bann

Micron-Ausblick hebt die Stimmung der Branche - Chiphersteller übertrifft Erwartungen

US-Konzerne umgehen Huawei-Bann

US-Technologieriesen nutzen Gesetzeslücken, um die Belieferung des mit einem Bann der Regierung belegten chinesischen Telekomausrüsters Huawei wieder aufzunehmen. Intel bekennt sich zu weiteren Geschäftsbeziehungen ebenso wie Micron Technologies, deren Ausblick nach dem dritten Geschäftsquartal die Stimmung der Anleger hob.hei Frankfurt – Kurze Zeit nachdem die US-Regierung den chinesischen Technologiekonzern Huawei auf eine schwarze Liste gesetzt hat, die Geschäftsbeziehungen mit dem Konzern für US-Unternehmen faktisch verbietet, haben die von dem Bann besonders hart getroffenen Chiphersteller Wege gefunden, die Belieferung von Huawei dennoch fortzusetzen. Intel, die zuvor mit den Chinesen sehr eng bei der Entwicklung von neuen Hochleistungschips zusammengearbeitet hat, entschloss sich dem Vernehmen nach ebenso zu der Aufnahme von Lieferbeziehungen wie Konkurrent Micron und Qualcomm. Es geht Berichten zufolge um hohe dreistellige Millionenbeträge.Der Schritt zeigt, dass die US-Technologiebranche händeringend nach Schlupflöchern sucht, um die geschäftlichen Beziehungen mit Huawei aufrechtzuerhalten. Vorläufig stützen sich die Unternehmen auf die juristische Sicht, dass sie Produkte, die sie selbst nicht in den USA herstellen, nicht als solche kennzeichnen müssen und diese daher nicht unter den Bann fallen. Regierung uneinigDie US-Regierung ist Medienberichten zufolge darüber im Bilde, jedoch herrsche Uneinigkeit, wie damit umgegangen werden soll. Einerseits gebe es Stimmen, die die Praxis als Verstoß gegen “den Geist” des Gesetzes kritisieren. Andererseits neigten aber auch viele zu der Ansicht, man müsse den Schaden, der US-Firmen durch den Bann entstehe, in Grenzen halten. Broadcom hatte Anfang Juni mitgeteilt, man rechne wegen der Sanktionen gegen Huawei mit Umsatzausfällen von 2 Mrd. Dollar. Die Chinesen selbst haben angegeben, jährlich Komponenten im Wert von rund 11 Mrd. Dollar aus den USA zu beziehen.US-Unternehmen dürfen derzeit in einer bis Mitte August laufenden Übergangsfrist ihre Geschäftsbeziehungen mit Huawei fortsetzen. Dies war vom Handelsministerium als Notfallmaßnahme nach Beschluss des Banns verkündet worden, um kleinere regionale Telekomnetzbetreiber, von denen viele auf Huawei-Netze setzen, nicht von einem auf den anderen Tag abzuschalten.Micron hat unterdessen mit einem positiven Geschäftsausblick an der Börse Jubel ausgelöst. Es gebe “frühe Anzeichen”, dass sich die Nachfrage wieder belebe, ließ der Konzern bei der Bekanntgabe der Zahlen zum dritten Geschäftsquartal wissen. Die Aktie kletterte im frühen Handel an der Wall Street um 12 % auf 36,58 Dollar und zog die gesamte Branche mit. Trotz Rückgängen bei Umsatz und Ergebnis hat der Chiphersteller die Erwartungen übertroffen. Der Umsatz fiel im Berichtsquartal deutlich auf 4,78 Mrd. Dollar von zuvor 7,79 Mrd. Dollar. Der Nettogewinn brach auf 840 Mill. Dollar bzw. 0,74 Dollar je Aktie ein, nachdem im Vorjahresquartal noch 3,82 Mrd. Dollar bzw. 3,10 Dollar je Aktie hängengeblieben waren. CEO Sanjay Mehrotra sprach von einem “soliden Ergebnis in einem anspruchsvollen Umfeld”. Im Fiskaljahr 2020 wolle Micron Technologies die Investitionen zurückfahren, um die Nachfragesituation besser auszubalancieren. – Wertberichtigt Seite 6