US-Softwarekonzerne überraschen positiv

Oracle stabilisiert Lizenzgeschäft und wächst mit Mietsoftware - Adobe setzt Lauf als Cloud-Anbieter fort

US-Softwarekonzerne überraschen positiv

sp New York – Der US-Softwarekonzern Oracle hat im vierten Quartal sein rasantes Wachstum im neuen Geschäft mit Mietsoftware aus der sogenannten Cloud fortgesetzt und dennoch mehr Softwarelizenzen verkauft als erwartet. Investoren werteten das offenbar als Zeichen dafür, dass der Konzern den schrittweisen Umstieg auf das noch relativ junge Vertriebsmodell der Cloud bewerkstelligen kann, ohne das lukrative Geschäft mit Softwarelizenzen und Wartungsverträgen zu verlieren.Die Aktie legte im nachbörslichen Handel am Mittwochabend um bis zu 12 % zu und notierte am Donnerstagmittag bei 50,44 Dollar knapp 9 % im Plus. Bereits am Dienstag nach Börsenschluss hatte auch der Softwarekonzern Adobe mit seinen Zahlen für das zweite Quartal eine positive Überraschung geliefert. Die Aktie hat in den vergangenen fünf Jahren, parallel zum Umbau in einen reinen Cloud-Anbieter unter CEO Shantanu Narayen, 350 % zugelegt und notierte gestern in der Nähe des eben erreichten Allzeithochs. Die Marktkapitalisierung liegt mittlerweile oberhalb von 70 Mrd. Dollar, Oracle bringt mehr als 200 Mrd. Dollar auf die Waage.Einen ähnlichen Transformationsprozess wie Adobe und Oracle durchlaufen derzeit fast alle Softwareanbieter, die mit dem Geschäft von Softwarelizenzen groß geworden sind. Wollen sie mit neuen Herausforderern wie Salesforce oder Workday konkurrieren, die ihre Anwendungen in eigenen Rechenzentren warten und über das Internet vermieten, statt die Software auf Kundenservern zu installieren, führt für sie schon lange kein Weg mehr an der Cloud vorbei.Adobe gehörte zu den ersten Anbietern der alten Garde, die auf einen radikalen Umbau setzten. Bei Oracle spielt dieses Geschäft im Verhältnis zum Gesamtumsatz immer noch eine bescheidene Rolle. Der deutsche Erzrivale SAP zögerte zunächst ebenfalls, hat sich mit einer ganzen Reihe von Milliardenzukäufen von Cloud-Spezialisten wie Success Factors, Ariba und Concur seit 2011 aber in dem Feld etabliert und mittlerweile auch die Investoren vom Erfolg des Umbaus überzeugt. 58 Prozent UmsatzwachstumAn diesem Punkt ist Oracle jetzt womöglich auch angekommen. Denn neben dem anhaltend rasanten Wachstum in der Cloud, das im Schlussquartal 58 % zulegte und damit die Erwartungen erfüllte, konnte der Softwarekonzern den Umsatzrückgang im Lizenzgeschäft auf 5 % begrenzen, während Analysten im Schnitt mit einem Einbruch von 16 % gerechnet hatten. “Die eigentliche Outperformance gab es in dem Geschäft, von dem sich Oracle entfernt”, stellt auch Pat Walravens von JMP Securities fest. Das ist für die über die Jahre mit üppigen Cash-flows verwöhnten Investoren von Softwarekonzernen wie Oracle oder SAP insofern eine gute Nachricht, weil das Lizenzgeschäft wie auch bei den meisten Konkurrenten immer noch deutlich höhere Margen als die Cloud abwirft. Ein Rückgang bei den Lizenzerträgen, der auch die nicht minder lukrativen Wartungserlöse in der Zukunft beeinträchtigt, wird deshalb auch bei Oracle nicht gesehen.Nach vier Quartalen mit steigenden Gesamtumsätzen rechnet Co-CEO Safra Catz auch im laufenden ersten Abschnitt des neuen Geschäftsjahres mit einem Plus von 4 bis 6 % bei konstanten Wechselkursen. Das Ergebnis je Aktie soll zwischen 59 und 61 Cent erreichen und im Gesamtjahr zweistellig zulegen.