Juniper-Übernahme

USA machen Weg für Milliarden-Netzwerkdeal frei

Hewlett Packard Enterprise hat einen Kartellprozess gegen das US-Justizministerium kurz vor knapp abgewendet. Der Server-Riese darf den Netzwerkausrüsters Juniper übernehmen.

USA machen Weg für Milliarden-Netzwerkdeal frei

Grünes Licht für Milliardendeal von HPE

Server-Riese darf Juniper Networks gegen Auflagen übernehmen – Befreiungsschlag für CEO Neri

Hewlett Packard Enterprise hat einen Kartellprozess gegen das US-Justizministerium kurz vor knapp abgewendet. Der Server-Riese darf den Netzwerkausrüsters Juniper nach einer Einigung mit dem Regulator übernehmen und will damit Wachstum im Geschäft mit Cloud-Dienstleistungen und künstlicher Intelligenz entfesseln.

xaw New York

Der Krimi um die Übernahme des Netzwerkausrüsters Juniper nimmt für Hewlett Packard Enterprise (HPE) ein glückliches Ende. Der Server-Riese darf den Anfang 2024 angekündigten, 14 Mrd. Dollar schweren Deal nach einer Einigung mit dem US-Justizministerium abschließen. HPE muss allerdings Auflagen erfüllen.

So macht der Regulator einen Verkauf des „Instant On“-Geschäfts mit kabellosem Internet für Kleinunternehmen zur Bedingung für die Akquisition. Die Veräußerung an einen vom Justizministerium gebilligten Abnehmer soll binnen 180 Tagen über die Bühne gehen. Zudem müssen die Unternehmen eine Auktion für nicht exklusive Dauerlizenzen zur Nutzung des Quellcodes der KI-Software abhalten, die in den WLAN-Produkten von Juniper zum Einsatz kommt.

Positive Kosteneffekte durch Merger

Trotz dieser Konditionen überwögen die Vorteile des Deals, betonte HPE-CEO Antonio Neri. Die Unternehmen wollen eine „alternative moderne Netzwerk-Architektur“ schaffen, die darauf ausgelegt ist, gestiegene Anforderungen beim Einsatz künstlicher Intelligenz zu erfüllen. HPE will so das Wachstum im Cloud- und Rechenzentren-Geschäft beschleunigen. Gegenüber der Börsen-Zeitung betonte Neri zuletzt, die Transaktion werde „in den drei Jahren nach dem Closing per annum mindestens 450 Mill. Dollar an Kostensynergien heben“.

HPE-CEO Antonio Neri ist im Zuge es Juniper-Übernahmedramas unter Druck geraten.
HPE-CEO Antonio Neri ist im Zuge es Juniper-Übernahmedramas unter Druck geraten.
picture alliance / Andy Kropa/Invision/AP | Andy Kropa

Für den CEO bedeutet die Einigung mit dem Justizministerium einen Befreiungsschlag. Der gebürtige Argentinier, der das Steuer im Februar 2018 übernahm, macht Übernahmen seither zum wichtigen Bestandteil seiner Wachstumsstrategie. Für die Juniper-Akquisition hatte er in 13 Rechtsräumen – darunter auch in der Europäischen Union – eine Freigabe eingeholt, bevor die USA Ende Januar Klage einreichten, um den Deal zu blockieren.

Harter Schlagabtausch

Omeed Assefi, damals kommissarischer Leiter der Kartellrechtsabteilung im Justizministerium, argumentierte, die Transaktion werde „den Wettbewerb erheblich reduzieren und das Innovationspotenzial schwächen“. Denn infolge der Übernahme müssten weite Teile der US-Wirtschaft mehr bezahlen, um weniger Leistung von den Anbietern drahtloser Technologien zu erhalten. Cisco Systems ist im Wireless-Network-Markt für große Unternehmenskunden und Regierungsorganisationen führend, Juniper und HPE folgen auf den nächsten Plätzen. Zusammengenommen würden die drei Unternehmen nach Berechnungen des US-Justizministeriums 70% des Segments kontrollieren.

HPE und Juniper hielten dagegen, die Analyse des Justizministeriums sei „voller Fehler“. Die Behauptung, dass der W-LAN-Markt aus drei großen Spielern bestehe, habe mit der Realität nichts zu tun. Der Regulator ignoriere gut kapitalisierte Branchenvertreter mit ähnlichen Anteilen wie Juniper, die über alle Kundensegmente hinweg aktiv seien. Die Abnehmer holten sich für die meisten Aufträge Angebote von fünf Wettbewerbern ein. Zudem seien die Eintrittsbarrieren infolge einer Verschiebung hin zu Cloud-getriebenen Geschäftsmodellen gesunken.

Aktivisten machen Druck

Neri betonte daher wiederholt seine Entschlossenheit, den Deal vor Gericht durchzuboxen – der Auftakt im Verfahren gegen das Justizministerium war vor der Einigung für den 9. Juli angesetzt. Unterdessen erhöhten Aktionäre den Druck. So hat der aktivistische Investor Elliott Investment Management gemäß Insiderberichten aus dem April eine mehr als 1,5 Mrd. Dollar schwere Beteiligung an HPE aufgebaut und geplant, den Verwaltungsrat zu einer Ablösung des CEO zu drängen. Dieser pochte gegenüber der Börsen-Zeitung darauf, noch andere Optionen im Köcher zu haben, um zusätzlichen Shareholder Value zu generieren.

Zuletzt ergriff HPE „aggressive Maßnahmen“ gegen negative Effekte des Discountings im Server-Markt, die in den ersten Jahresmonaten auf der Profitabilität lasteten. Bereits Anfang 2024 kündigte das Unternehmen an, durch Entlassungen bis ins Geschäftsjahr 2027 Einsparungen von 350 Mill. Dollar erzielen zu wollen. Die Belegschaft der einstigen HP-Sparte soll um 5% schrumpfen.

Angeschlagene Marge

Indes sorgte auch die rapide technologische Weiterentwicklung bei KI für Druck auf die Marge. Insbesondere die branchenweite Umstellung auf hochleistungsfähige Grafikprozessoren der „Blackwell“-Reihe von Nvidia zog Bepreisungsprobleme nach sich, HPE blieb im Servergeschäft auf mehr Inventar sitzen als üblich. Laut Neri hat sich die Profitabilität infolge einer starken KI-Nachfrage und entsprechenden Erlössteigerungen im Servergeschäft zuletzt aber wieder stärker entwickelt. Bis zum vierten Geschäftsquartal 2025, das HPE Ende Oktober abschließt, soll die operative Marge wieder auf rund 10% klettern.

Der Juniper-Deal bleibt aus Sicht des CEO ein zentraler Wertschöpfungstreiber, für den das Unternehmen Kompromisse einzugehen bereit ist. Eine vollständige Veräußerung der Juniper-KI-Plattform Mist, die zum Management verschiedener Netzwerktypen dient, hatte Neri kategorisch abgelehnt. Schließlich sei es schwer, Software aus einer integrierten Plattform herauszulösen. Assetverkäufe müssten allerdings „unter Wettbewerbs- und Marktgesichtspunkten Sinn ergeben und dürfen das Produkt für unsere Kunden nicht verwässern“, betonte der CEO im März gegenüber der Börsen-Zeitung.

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